Hamburg. Erste Streiks von Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie unmittelbar nach Ende der Friedenspflicht.
Mit Ablauf der Friedenspflicht in der Metall- und Elektroindustrie sind in Norddeutschland zahlreiche Beschäftigte in erste Warnstreiks getreten. Insgesamt legten in der Nacht zu Dienstag mehr als 2600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus zwölf Betrieben in Bremen, Hamburg, Nordwestniedersachsen und Schleswig-Holstein bis zu zwei Stunden die Arbeit nieder, wie die IG Metall Küste mitteilte.
Allein beim Mercedes-Benz-Werk in Bremen und dem dortigen Fahrzeugteilezulieferer Lear Corporation hätten sich 2100 Beschäftigte an den nächtlichen Warnstreiks beteiligt - und die Arbeitsniederlegungen gingen weiter: In der Nacht zu Mittwoch sind Beschäftigte des Krananlagenherstellers Liebherr in Rostock zu einem Warnstreik aufgerufen.
Warnstreiks: Gewerkschaft will vier Prozent mehr Lohn durchsetzen
„Mit Ende der Friedenspflicht sind viele Kolleginnen und Kollegen aus den Nachtschichten vors Tor gezogen“, sagte der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Daniel Friedrich. Er sprach von einem „deutlichen Zeichen für unsere Forderungen“. Die Gewerkschaft verlangt für die rund 140.000 Metaller in Nordwest-Niedersachsen, Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ein Paket, das für zwölf Monate ein Plus von vier Prozent vorsieht für Lohnsteigerungen und Maßnahmen zur Sicherung von Arbeitsplätzen und Standorten. Zudem will die IG Metall auch über eine Arbeitszeitangleichung in Ostdeutschland und die Einbeziehung von Dual Studierenden in die Tarifverträge sprechen.
Die Arbeitgeberseite lehnt höhere Löhne angesichts der Corona-Krise in diesem Jahr bislang ab, hatte in vier Verhandlungsrunden stattdessen wie in Nordrhein-Westfalen einen „Mix aus Einmalzahlung und Tabellenerhöhung ab 2022“ vorgeschlagen. Zudem soll der neue Tarifvertrag den Betrieben aus Sicht des Arbeitgeberverbands Nordmetall „passgenaue Gestaltungsmöglichkeiten“ zur Sicherung von Beschäftigung und zum Strukturwandel geben. Nordmetall hatte seinen Vorschlag mit einer Umfrage untermauert, der zufolge etwa 4000 Metaller-Jobs akut gefährdet seien.
Warnstreiks auch beim Flugzeugbauer Airbus
In Hamburg legten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Flugzeugbauers Airbus, des Metallverarbeitungsunternehmens Hydro Aluminium und des Gabelstaplerherstellers Still die Arbeit nieder. Die Gewerkschaft sprach von insgesamt knapp 250 Teilnehmern. In Schleswig-Holstein beteiligten sich an den Warnstreiks Beschäftigte des Kieler Auto- und Flugzeugteilebetriebs GKN Driveline, der Lübecker Alu Druckguss, des Medizintechnikunternehmens Stryker Trauma in Schönkirchen, des Itzehoer Pumpen- und Armaturenhersteller Flowserve SiHi sowie des benachbarte Metallverarbeitungsunternehmen Pano - insgesamt gut 200 Menschen. In Nordwest-Niedersachsen machten den Angaben zufolge rund 70 Beschäftigte der Norddeutschen Seekabelwerke (NSW) in Nordenham und des Montagewerks Abgastechnik Emden bei dem Warnstreik mit.
Auch im Rahmen der VW-Tarifrunde gab es in Emden einen ersten Warnstreik. So legten im dortigen Automobilwerk nach Gewerkschaftsangaben am frühen Morgen etwa 3500 Beschäftigte die Arbeit nieder. Bei den dortigen VW-Töchtern Sitech und VW Group Services seien es gut 700 Teilnehmer gewesen.