Hamburg. Empörung über Gewinn aus Abgabe der FFP2-Masken. Einige Apotheker lehnen den Eigenanteil von zwei Euro ab und spenden lieber.
Es ist ein heikles Thema. So heikel, dass sich so mancher Hamburger Apotheker offiziell nicht äußern mag. Nicht mal erwähnt werden will. Dabei geht es eigentlich um eine gute Sache. Apotheker spenden einen Teil ihres Gewinns für den guten Zweck. Aber es geht eben nicht um irgendeinen Gewinn. Es geht um Corona und die Ausgabe der FFP2-Masken.
Und in diesem Punkt ist man sich in der Branche nicht einig. Die einen schämen sich fast ein wenig dafür, wie viel Geld sie für die Masken-Ausgabe einstreichen und verzichten daher lieber auf einen Teil. Die anderen sind der Meinung, dass die staatliche Entlohnung für den aufgezwungenen Dienst richtig und wichtig ist und einen Teil des ansonsten weggebrochenen Umsatzes kompensiert.
FFP2-Masken: Landgericht untersagt den Rabatt in einem Eilbeschluss
Wer in Hamburg also mit einem Berechtigungsschein eine Apotheke derzeit betritt, erlebt im Bezug auf die Maskenausgabe ganz Unterschiedliches. Zum Beispiel in Hamburg-Lurup: Hier winkt die Mitarbeiterin einer Apotheker ab, wenn man den Eigenanteil in Höhe von zwei Euro für die Masken zahlen möchte. Man könne es spenden, wen man wolle. Will man, zückt sie eine Spardose. "Das Geld kommt dem Kinderhospiz zugute", sagt sie.
In Lurup seien viele dankbar, wenn sie nicht den Eigenanteil zahlen müssten, erklärt der Inhaber der Apotheke, der auf keinen Fall genannt werden möchte. Grund: Es ist rechtlich nicht geklärt, ob Apotheker einfach auf den Eigenanteil verzichten dürfen. Aufgrund des staatliches Auftrages handelt es sich um eine Grauzone. Verbände sehen darin einen Verstoß gegen die Schutzmasken-Verordnung, die allerdings keine Sanktionen dagegen vorsieht. Was Apotheker beunruhigt, ist ein Eilbeschluss, den das Landgericht Düsseldorf Ende Januar traf. Hintergrund: Das Gericht untersagte mit einer einstweiligen Verfügung eine Rabattaktion wegen Wettbewerbsverzerrung.
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Einige Hamburger Apotheker spenden Geld
Daher wählen manche Apotheker in Hamburg einen anderen Weg: Sie sammeln den Eigenanteil zwar ein, geben es dann aber an gemeinnützige Einrichtungen weiter. Zum Beispiel die Herz Apotheke von Corinna Edebali in Schenefeld, kurz hinter der Hamburger Landesgrenze. Sie gibt die Summe zu gleichen Teilen an eine Wildtierauffangstation im Franziskus Tierheim und das Theodorus-Kindertageshospiz weiter. "Ich wollte gern diejenigen unterstützen, die es coronabedingt sehr schwer haben", erklärt sie auf Anfrage. Apotheker würden im Allgemeinen nicht so gut verdienen, wie viele annehmen würden, betont sie. Doch in diesem Punkt, der Maskenabgabe, habe man es. Es sei einiges zusammengekommen für das Hospiz und das Tierheim. "Die machen eine tolle Arbeit", sagt sie.
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Auch andere Apotheken sammeln das Geld für den guten Zweck ein. Schreiben es wie beispielsweise die Adler-Apotheke in Hamburg-Hamm offensive auf der Internetseite. Dort geht das Geld an das Projekt "Kulturbörse" der Haspa zur Unterstützung von Hamburger Kulturschaffenden.
Ottensener Apotheker spendet Hälfte des Gewinns
In Ottensen geht das Ganze noch ein Stück weiter. Hier hat der Altonaer Jochim Maack eine Aktion gestartet und mit dem Betreiber der Victoria-Apotheke einen Partner gefunden. Die Hälfte des gesamten Gewinns aus dem Maskengeschäft gibt der Betreiber der Ottensener Apotheke ab, als Spende jeweils an die Verein Hanseatic Help und Hamburger Hilfskonvoi.
Maack hatte zwei Tage lang mehrere Apotheker angefragt, bis er jemanden fand, der mitmachen wollte. Nun wirbt er mit Flyern für sein Anliegen. "Angesichts dessen, dass Apotheken nicht gerade die Hauptleidtragenden der Corona-Kreise sind, ist das eine ungeheuere Verschwendung von Steuergeldern, während gleichzeitig viele andere schwer um ihre Existenz zu kämpfen haben", erklärt Maack seinen Antrieb.
Allein in Hamburg müssen 1,8 Millionen Masken verteilt werden
Hintergrund: In Deutschland haben alle über 60-Jährigen sowie Personen mit Vorerkrankungen und Beeinträchtigungen einen Berechtigungsschein erhalten. Damit können sie seit Mitte Dezember zweimal sechs FFP2-Masken gegen einen Eigenanteil von zwei Euro bekommen. Allein in Hamburg müssen die Apotheken laut Kammer rund 600.000 Anspruchsberechtigte versorgen. Das bedeutet eine Gesamtzahl von rund 1,8 Millionen Masken zur Ausgabe in Hamburg.
Die Masken kaufen die Apotheker selber ein, bei einem Preis von derzeit höchstens bis zu zwei Euro. Gleichzeitig erhielten sie vom Staat aber pro Maske eine Aufwandsentschädigung von sechs Euro pro Maske. "Eine recht stattliche Gewinnspanne", ärgert sich Maack. "Ich wünsche mir, mit meiner Initiativen auch zu erreichen, dass sich Nachahmer finden oder Leute in ihrer Apotheke gezielt nachfragen."
Das sagt der Präsident der Hamburger Apothekerkammer
Die Hamburger Apothekerkammer sieht das etwas anders. "Die Entlohnung der Apotheken, war für den Aufwand, die Organisation und die logistische Herausforderung angemessen und gerechtfertigt", sagt Kammerpräsident Kai-Peter Siemsen. Er verweist auf die Herausforderungen, die die Apotheker stemmen mussten. So hätten sie nur drei Tage nach der Ankündigung des Ministers Zeit gehabt, die Masken zu ordern, zu prüfen und vorzufinanzieren – ohne zu wissen, wann wie viele Masken wirklich benötigt werden.
Den Eigenanteil abzulehnen, hält er aus rechtlichen Gründen für schwierig und verweist auf Urteile, die darauf auch hinweisen. "Die Deutschen vor-Ort-Apotheken stellen seit einem Jahr eine wichtige Leistungssäule im Kampf gegen die Pandemie dar", betont Siemsen. Daher kritisiert er die Kürzung der Pauschale von sechs Euro auf 3,90 Euro auch deutlich, als massiven Vertrauensverlust der Apothekerschaft in die politisch handelnden Personen. "Demokratie braucht zwingend Vertrauen in die Politische Klasse", so der Hamburger. "Herr Spahn in Berlin hat den Stresstest krachend vergeigt. Die Folgen wird er zu verantworten haben."