Hamburg. Die Impfnachfrage ist in Hamburg rapide gesunken. Astrazeneca und Johnson & Johnson liegen in großer Menge auf Lager.
Die rapide gesunkene Impfnachfrage in Hamburg hat Folgen: Die Stadt wird rund 60.000 ungenutzte Impfdosen an den Bund zurückgeben. Dabei handele es sich ausschließlich um Impfstoff von Astrazeneca, sagte der Sprecher der Gesundheitsbehörde, Martin Helfrich.
In einem Schreiben habe der Bund den Ländern zuvor die Möglichkeit eröffnet, „Impfstoffdosen, die in der nationalen Impfkampagne nicht mehr zum Einsatz kommen und deren Lagerhaltung eine Weitergabe an Drittstaaten im Rahmen von Spenden zulassen“, an das zentrale Lager des Bundes zurückzugeben.
Hamburg "spendet" 60.000 Astrazeneca-Dosen
Dies gelte zunächst nur für die Mittel von Astrazeneca und Johnson & Johnson und auch nur für solche Impfstoffe, die die zentralen Lager der Länder nicht verlassen haben – also nicht zwischenzeitlich an Impfzentren oder Arztpraxen geliefert wurden. „Nur so kann die pharmazeutische Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit der COVID-19-Impfstoffe unter Einhaltung der erforderlichen Lagerungs- und Transportbedingungen sichergestellt werden“, heißt es in dem Schreiben des Bundes.
„Hamburg wird von dieser Möglichkeit Gebrauch machen“, sagte Helfrich. Es gehe um einen Lagerbestand von rund 6000 Fläschchen mit den rund 60.000 Dosen des Impfstoffs von Astrazeneca. „Dieser Impfstoff ist noch mindestens drei Monate haltbar.“
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Auch bei Johnson & Johnson gibt es Lagerbestand
Auch beim Vakzin von Johnson & Johnson gebe es einen Lagerbestand. „Hiervon haben wir gegenwärtig etwa 24.000 Dosen vorrätig.“ Das Mittel werde aber bei den mobilen Impfaktionen – etwa in Jobcentern – eingesetzt. „Ob und in welchem Umfang Dosen dieses Impfstoffes zurückgegeben werden, richtet sich nach der Inanspruchnahme dieser Angebote.“
Der Lagerbestand an den mRNA-Impfstoffen von Biontech und Moderna sei dagegen verhältnismäßig niedrig. „Hier bestehen keine Überkapazitäten.“ Auch sei der Impfstoff noch mindestens zwei Monate haltbar. Da immer der zuerst gelieferte Impfstoff verbraucht worden sei, gebe es keine Bestände, die zu verfallen drohen. „Zu keinem Zeitpunkt musste Impfstoff vernichtet werden, weil er wegen ablaufender Haltbarkeit nicht genutzt werden konnte“, betonte er.
Diese Corona-Impfstoffe sind in Deutschland zugelassen
- Biontech/Pfizer: Der erste weltweit zugelassene Impfstoff gegen das Coronavirus wurde maßgeblich in Deutschland entwickelt. Der mRNA-Impfstoff, der unter dem Namen Comirnaty vertrieben wird, entwickelt den vollen Impfschutz nach zwei Dosen und ist für Menschen ab zwölf Jahren zugelassen. Laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat er eine Wirksamkeit von etwa 90 Prozent – das heißt, die Wahrscheinlichkeit, schwer an Covid-19 zu erkranken, sinkt bei Geimpften um den genannten Wert. Ebenfalls von Biontech stammt der erste für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren zugelassene Impfstoff in Deutschland.
- Astrazeneca: Der Vektorimpfstoff des britischen Pharmaunternehmens wird unter dem Namen Vaxzevria vertrieben. Aufgrund von seltenen schweren Nebenwirkungen empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko), den Impfstoff nur für Patienten zu verwenden, die älter als 60 Jahre sind. Offiziell zugelassen ist der Impfstoff aber für Menschen ab 18 Jahren. Vaxzevria weist laut BMG nach zwei Impfdosen eine Wirksamkeit von bis zu 90 Prozent in Bezug auf schwere Erkrankungen auf.
- Moderna: Der von dem US-Unternehmen entwickelte mRNA-Impfstoff mit dem Vertriebsnamen Spikevax ist für alle ab 12 Jahren zugelassen, die Stiko empfiehlt aufgrund eines erhöhten Risikos schwerer Nebenwirkungen aber, ihn auf die Altersgruppe der über 30-Jährigen zu beschränken. Der Moderna-Impfstoff hat laut BMG eine Wirksamkeit von bis zu 90 Prozent in Bezug auf schwere Erkrankungen, wenn der volle Impfschutz nach zwei Impfdosen erreicht worden ist.
- Johnson&Johnson: Das US-Unternehmen hat einen Vektorimpfstoff entwickelt, der bereits nach einer Impfdosis Schutz vor dem Coronavirus entwickelt. Er wird unter dem Namen Covid-19 Vaccine Janssen vertrieben. Das Präparat hat laut BMG eine Wirksamkeit von bis zu 70 Prozent bezogen auf schwere Erkrankungen – zudem ist die Zahl der Impfdurchbrüche im Vergleich zu den anderen Impfstoffen erhöht, daher empfiehlt die Stiko für mit Johnson&Johnson Geimpfte schon nach vier Wochen eine zusätzliche Impfdosis mit Comirnaty oder Spikevax, um den vollständigen Impfschutz zu gewährleisten.
- Novavax: Das US-Unternehmen hat den Impfstoff Nuvaxovid entwickelt. der mitunter zu den sogenannten Totimpfstoffen gezählt wird. Er enthält das Spike-Protein des Covid-19-Erregers Sars-CoV-2. Dabei handelt es sich aber genau genommen nicht um abgetötete Virusbestandteile, die direkt aus dem Coronavirus gewonnen werden. Das Protein wird stattdessen künstlich hergestellt. Das menschliche Immunsystem bildet nach der Impfung Antikörper gegen das Protein. Der Impfstoff wird vermutlich ab Ende Februar in Deutschland eingesetzt und soll laut BMG in bis zu 90 Prozent der Fälle vor Erkrankung schützen.
- Weitere Impfstoffe sind in der Entwicklung: Weltweit befinden sich diverse Vakzine in verschiedenen Phasen der Zulassung. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA prüft derzeit das umstrittene russische Präparat Sputnik V sowie die Impfstoffe der Hersteller Sinovac, Sanofi und Valneva. Der deutsche Hersteller CureVac hat seinen Impfstoff vorerst aus dem Zulassungsverfahren zurückgezogen.
Impfzentren erhalten Dosen nur noch auf Bestellung
Derzeit würden die Impfzentren der Länder auf Bestellung beliefert. „Das heißt, wir avisieren, welche Mengen benötigt werden. Nur in diesem Umfang wird auch durch den Bund geliefert.“ Auch das sei neu. Zuvor seien stets die maximal verfügbaren Mengen ausgeliefert worden.
Obwohl der Impfstoff von Astrazeneca wegen seltener Nebenwirkungen in der Diskussion stand, war er zunächst auch in Hamburg sehr begehrt. Im April wurden während der sogenannten Astra-Tage im Impfzentrum allein innerhalb eines Wochenendes rund 25.000 Dosen des Stoffes verimpft.