Hamburg. Freunde, Familie und Fans haben dem verstorbenen Hamburger bei der Gedenkfeier im St. Pauli Theater die letzte Ehre erwiesen.
Ein Schwarzweißfoto. Uwe Bohm ist zu sehen, an einer Tafel, Blumen auf dem Tisch, eine Sektflasche, Plastikbecher. Und Bohm schaut Richtung Himmel, in sich ruhend, interessiert, ein wenig verschmitzt. Eins mit sich. „Bis zum Schluss stand ihm der jungenhafte Charme ins Gesicht geschrieben“, beschreibt St. Pauli-Theater-Intendant Ulrich Waller den am 8. April mit 60 Jahren gestorbenen Bohm.
Eine Beschreibung, die sich in der Fotografie widerspiegelt, die am Sonntagvormittag während einer Gedenkfeier im Theater hängt. Einer Feier, die Bohm auf die gleiche Weise würdigt wie das Bild: humorvoll. Melancholisch. Gleichzeitig voller Lebenslust (Sekt!) und Bodenständigkeit (Plastikbecher!). Und vor allem einer Feier, die den Geehrten in den Mittelpunkt stellt, während die Gäste sympathisch uneitel agieren.
Uwe Bohm: Ulrich Tukur war den Tränen nah
Die Soloauftritte (Eva Mattes singt Ella Fitzgeralds „Everytime We Say Goodbye“, Gustav Peter Wöhler Paul McCartneys „Waterfalls“) sind musikalische Leckerbissen. Aber sie schieben ihre Interpreten nicht in den Vordergrund, sondern bleiben kurze Abschiedsgrüße an einen Künstler, den Hannelore Hoger als „einen der wirklich liebenswertesten Kollegen, die ich am Theater kennengelernt habe“ würdigt. Und wenn Ulrich Tukur Hans Albers’ „Lied vom Wind“ spielt, dann bricht ihm die Stimme.
Es geht hier nicht darum, Weggefährten zu feiern, sondern darum, an jemanden zu erinnern, der schmerzlich vermisst wird. Und so gehört der Löwenanteil des rund zweistündigen Programms Bohm, der immer wieder in Filmeinspielungen auftritt. Als Theaterschauspieler in den Inszenierungen von Peter Zadek, vom Skandalmusical „Andy“, 1987 am Schauspielhaus, bis zu „Peer Gynt“, 2004 am Berliner Ensemble, an der Seite von Angela Winkler, die ihn als „staunenden, großen Jungen“ erinnert. Als Filmschauspieler vom frühen Erfolg „Nordsee ist Mordsee“ (1976) als schwererziehbarer Jugendlicher unter der Regie seines späteren Adoptivvaters Hark Bohm, bis zu Fatih Akins „Tschick“ (2016) als Spiegelung seiner damaligen Rolle. Schließlich erwähnt Theaterchef Waller den italienischen Brauch, einen Verstorbenen mit Applaus zu verabschieden. Der folgende Jubel: kaum endenwollend.