Bergedorf. Tausende bummeln beim Landmarkt durch die Bergedorfer Innenstadt. Auch der Einzelhandel verspürt wieder etwas Rückenwind.
Wenn es einen Namen für gute Laune gibt, so heißt sie Bergedorf. So jedenfalls am verkaufsoffnen Sonntag, der Tausende bei wunderschönstem Sonnenschein in die proppevolle Fußgängerzone lockte – und Bergedorfs Einzelhändler aufatmen ließ.
Kürbisse, Landbrot und Blumenzwiebeln standen ebenso auf der Einkaufsliste wie Fichtenhonig, geräucherter Aal und Wildschwein-Sauerfleisch an den 29 Ständen im Sachsentor. Aber auch die Geschäfte waren gut besucht, die Süßigkeiten bei „Kaffee Timm“ etwa sehr begehrt: „Es läuft supergut, der Laden ist voll“, freute sich Elke Timm: „Die Leute sind so froh und freundlich, das macht uns ganz glücklich, und wir können es auch ehrlich gut gebrauchen.“
Bergedorfs Einzelhandel freut sich: Die Läden sind wieder voll
Ähnliches war an fast allen Verkaufstheken zu hören. „Wir haben gut zu tun“, sagte Yvonne Tuchen von „Galeria Reisen“, die erst am 27. September Eröffnung feierte und jetzt viele Bergedorfer auf die Kanaren schickt. „Jetzt können wir den Umsatz wieder ankurbeln“, hoffte auch Kirstin Buhre aus der Sachsentor-Buchhandlung. „Zum Glück können wir ein bisschen aufatmen“, meinte Modeberaterin Petra Tiemann von „Mode Azul“, wo warme Pullis und Teddymäntel gefragt sind – in diesem Herbst sind Gewürzfarben wie Curry angesagt.
Das konnte Herren-Ausstatterin Martina Willhoeft bestätigen: „Es ist bestes Bummel- und Shoppingwetter, also sonnig und kalt. Da kann man sich mal mit neuen Sachen eindecken.“ Schon am Sonnabend habe sie guten Umsatz machen können: „Zwar lassen sich sechs Monate Lockdown nicht wegatmen, aber wir konnten schon gut etwas nachholen und sind zufrieden“, so die Geschäftsfrau. „Es lohnt sich wieder, die Saison geht los“, frohlockte ebenso Nicole Erdmann-Meyer vom Brautstübchen Vierlanden. Ihre Hochzeitskleider in der Fußgängerzone waren viel bewundert – vor allem das mokkafarbene mit handgenähten Spitzen.
WSB-Chef: „Die Leute merken, dass in Bergedorf wieder etwas los ist“
„Ich dachte, wir hätten eine Frequenz wie vor Corona, aber das toppt es jetzt wirklich noch mal“, sagte ein dankbarer Marc Wilken vom Bergedorfer Wirtschaftsverband: „Es geht aufwärts, und die Leute merken, dass in Bergedorf wieder etwas los ist. Das ist absolut erfreulich für unsere Geschäfte.“ Besonders dankbar sei er der Gemeinschaft Vier- & Marschlande, die den Landmarkt geschmückt hatte – Erntewagen und die historischen Trecker vor dem CCB sorgten für ein schönes Ambiente.
Der Bergedorfer Landmarkt 2021 sprach wirklich alle Sinne an – und das bei fröhlichstem Sonnenschein. „Es ist eine absolut entspannte Stimmung, und wir haben uns viel Mühe gegeben, fast überall eine Überraschung versteckt“, verriet Marlis Clausen. Die Vorsitzende der Gemeinschaft Vier- & Marschlande (GVM) meinte damit etwa den hübsch dekorierten Erntewagen der Vierländer Speeldeel, den Leiterwagen der Zimmerleute und den alten, himmelblauen Pritschenwagen „Opel Blitz“, der in der Fußgängerzone stand.
Der Oldtimer-Traktorenclub „Toch“ zeigt seine betagten Schätzchen
Dazu stellte der Oldtimer-Traktorenclub „Toch“ seine betagten Schätzchen auf dem CCB-Vorplatz aus: „Mein IFA Pionier gehört zum ersten Schleppertyp, der in der DDR gebaut wurde“, erzählte Vorsitzender Oliver Treichel (Baujahr 1967) gern über seinen grünen Lieblingstrecker (Baujahr 1952).
Neben den riesigen Hörnern von „Moritz“, dem gotländischen Milchschaf von Schäfer Andreas Fick, war auch „Azul“ eine absolute Attraktion in der City: Falknerin Klaudia Brommund aus Westensee hatte den Anden-Adler mitgebracht. „Ohne Pandemie hätte er eine Flugschau gemacht und seine 1,70 Meter Spannweite zeigen dürfen“, sagte sie den vielen Neugierigen, die sich mit dem Tier fotografieren ließen – ebenso mit dem siebenjährigen Wüstenbussard „Merlin“, der bei Timon Berger (13) auf dem Arm saß: „Ich möchte auch eine Falkner-Ausbildung machen. Aber wenn ich 16 bin, muss ich dafür zuerst einen Jagdschein machen, weil die Greifvögel in Deutschland ja als tödliche Waffe gelten“, erklärte er.
Schlager-Duo Die JunX stellt neuen Song „Seelenmenschen“ vor
Mit spontanen Auftritten beglückte das Vierländer Schlager-Duo Die JunX, das nicht nur das beliebte Lied „Über alle Bergedorf“ spielte, sondern auch den gerade veröffentlichten Song „Seelenmenschen“ – und megagut gelaunt war: „Toll, in so fröhliche Gesichter schauen zu dürfen. Es fühlt sich alles wieder normal an. Und wir sind froh, dass es noch Geschäfte in Bergedorf gibt“, meinten Christopher Garbers und Gunnar Schmidt.
„Die Leute mögen sich alle wohlfühlen, Bergedorf entdecken und wiederkommen“, sagte Marlis Clausen. Glücklich auch Organisatorin Veronika Vogelsang: „Die positive Stimmung wird allen hoffentlich noch lang im Gedächtnis bleiben.“ Etwa beim nächsten verkaufsoffenen Sonntag am 7. November, wenn Bergedorf zum Martinsmarkt einlädt, mit vielen Lichtern – jedoch mit Rücksicht auf die nicht geimpften Kinder ohne Laternelaufen.