Hamburg. Der staatliche Weiterbildungsträger investiert 1,2 Millionen Euro in Technik und Infrastruktur, will aber in Stadtteilen präsent sein.

Der Lockdown während der Corona-Pandemie hat der Volkshochschule (VHS) einen Modernisierungsschub gebracht. „Wir haben 3850 Fortbildungskurse im Jahr 2021 online angeboten, an denen mehr als 37.000 Männer und Frauen teilnahmen. Im Jahr 2019 gab es nur 40 Onlinekurse“, sagte VHS-Direktor Uwe Grieger.

„Im Laufe von einem Jahr haben wir einen Riesensprung machen dürfen und müssen, indem wir den kompletten Weiterbildungsbetrieb online gestellt haben“, sagte Grieger. Das sei ein wichtiges Angebot für die Menschen gewesen, denen „während des Lockdowns ja auch manchmal die Decke auf den Kopf gefallen ist“.

Digitales Lernen: VHS investiert in Infrastruktur

Die VHS will die Umstellung nutzen, um das Kursangebot weiter zu modernisieren und noch zeitgemäßer zu gestalten. Die „Bildungsbrücke in die digitale Welt“ ist eine von vier Säulen der Weiterentwicklungsstrategie „VHS 2025“, die Schulsenator Ties Rabe (SPD) und Grieger am gestrigen Dienstag im Rathaus vorstellten. Ein Kernpunkt ist die digitale Ausstattung der Unterrichtsräume in den sechs VHS-Regionalzentren.

„Wir stellen rund 1,2 Millionen Euro zusätzlich für Investitionen in die digitale Infrastruktur bereit – für hybride Veranstaltungen und für ein leistungsstarkes WLAN“, sagte Rabe. Bis Ende 2022 sollen darüber hinaus mehr als 120 Seminarräume mit Active Panels und Konferenztechnik ausgestattet werden. Diese Technik soll sogenannte Präsenz-plus-Kurse ermöglichen, an denen Teilnehmende sowohl vor Ort als auch zu Hause sein können.

Leihgeräte vor Online-Kursteilnehmer

Grieger wies darauf hin, dass die VHS auch verpflichtende Sprachförder- und Integrationskurse online angeboten hat. „Nicht alle Teilnehmenden waren digital ausreichend ausgestattet. Deswegen haben wir Leihtablets zur Verfügung gestellt“, sagte der VHS-Direktor. Künftig sollen in allen Regionalzentren digitale Lernwerkstätten eingerichtet werden, „um allen die Möglichkeit zu geben, unterschiedliche digitale Techniken zu erlernen und zu nutzen“.

Erstaunlich ruhig ist es nach wie vor bei einem Vorzeigeprojekt, das Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) im Wahlkampf 2020 mit seinem Namen verbunden hatte und bei dem die VHS eine wichtige Rolle spielt: das Haus der digitalen Bildung. „Das Haus der digitalen Bildung ist ein Projekt, das der Senat sehr ernst nimmt, obwohl es ein nicht einfaches Projekt ist“, sagte Rabe auf Nachfrage. An zentraler Stelle der Stadt soll ein „sehenswertes Gebäude“ (Rabe) errichtet werden, das die Menschen einlädt, in die digitale Welt der Ausbildung und der Berufswelt einzutauchen.

Unterrichtsräume sollen moderner werden

„Das Haus wäre ein Zeichen dafür, die Digitalisierung deutlich voranzubringen“, sagte Rabe. Die künftigen Partner des Hauses der digitalen Bildung – neben der VHS die Hamburger öffentlichen Bücherhallen – planten „seit geraumer Zeit“ die künftigen Angebote und kümmerten sich um mögliche Standorte für das Haus. „Eine Entscheidung zugunsten eines Standortes oder eines fertigen Konzeptes gibt es noch nicht“, sagte der Schulsenator.

Die VHS, die mehr als 17 Standorte verfügt und Kurse an 250 Schulen und anderen Einrichtungen anbietet, will „vor Ort“ präsent bleiben und neue Standorte aufbauen. Allein 300.000 Euro sollen in die Ausstattung der Unterrichtsräume investiert werden, um sie moderner, einladender und barrierefrei zu machen. „Da können wir noch eine Schippe drauflegen, und das werden wir tun“, sagte Grieger. Die Einstellung auf die demografische Gesellschaft der Gesellschaft ist die zweite Säule der Weiterentwicklungsstrategie.

Kostenfreie oder vergünstige Kurse

Seit Beginn des Jahres sind die Alphabetisierungskurse der VHS gebührenfrei. Die kostenfreien Sprachförderkurse für Mütter an Grundschulen werden um 50 Prozent ausgebaut. Zu Beginn des Ukraine-Krieges wurden die Integrations- und Sprachförderkurse kurzfristig ebenfalls um 50 Prozent erhöht.

Laut Grieger ist es ein Ziel der VHS, die Teilnehmenden dieser Basiskurse auch für weitere Weiterbildungsangebote zu interessieren und auf deren Bedürfnisse einzugehen. „Da kann es zum Beispiel sein, dass wir einen Fahrradfahr-Lernkurs für Erwachsene anbieten“, sagte der VHS-Direktor.

Neben dem „Zusammenleben in einer vielfältigen Gesellschaft“ als dritter Säule sind die Bildungsangebote für Demokratie und politische Bildung die vierte Säule der neuen Strategie. Die Veranstaltungsreihe „Komplizen für die Zukunft“, bei der Bürger mit Entscheidern aus Politik und Wirtschaft zusammenkommen, soll im Sommer wieder aufgenommen werden. Die VHS-Gedenk- und Bildungsstätte „Israelitische Töchterschule“ im Karoviertel soll erweitert und personell aufgestockt werden. Die Ausstellung in den Räumen der ehemaligen Schule wird modernisiert und das Angebot um digitale Formate ergänzt.

Ein Drittel der rund 23 Millionen Euro jährlicher Kosten der VHS übernimmt die Stadt, zwei Drittel sind über Gebühren finanziert. Im Mai soll das analoge Kursprogramm mit rund 3000 Angeboten wieder in vollem Umfang starten. Dann wird die Mindestteilnehmerzahl wieder auf zehn erhöht – statt sechs wie in der Corona-Hochphase.