Hamburg. Auch im Winternotprogramm für Wohnungslose breitet sich Corona aus. Bedürftige in Quarantäne zu halten, ist in der Praxis aber heikel.

Auch in den Standorten des Winternotprogramms für Obdachlose in Hamburg breitet sich Corona offenbar wieder rasant aus. Wie die Sozialbehörde auf Anfrage bestätigt, gibt es 35 aktuelle Covid-19-Fälle unter den Bewohnern. Zudem hat sich eine noch nicht bekannte Zahl von Mitarbeitern angesteckt. Obdachlosenhelfer sprechen von einer teilweise sehr angespannten Situation vor Ort. Die Sozialbehörde betont jedoch, dass die Ausbrüche noch gut unter Kontrolle seien. 

Keiner der infizierten Bewohnern zeige bislang einen schweren Krankheitsverlauf, so der Behördensprecher Martin Helfrich. Im Gegensatz zum Winter 2020/2021 könne man besser mit einer größeren Zahl von Infizierten umgehen. "Generell sehen wir in allen Einrichtungen einen Trend, wonach Erkrankungen weniger schwer oder Infektionen zwar eindeutig nachgewiesen, aber asymptomatisch sind. Die Impfungen wirken also", sagt Helfrich. Die Stadt hatte den Bedürftigen spezielle Angebote mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson gemacht, die gut angenommen worden seien. 

Corona in Hamburg: Quarantäne bei Obdachlosen heikel

An den Eingängen zu den Standorten des Winternotprogramms gebe es nun zusätzlich ein Schnelltest-Angebot. Die Corona-Verdachtsfälle würden isoliert und bei einer bestätigten Infektion in eine von zwei speziell eingerichteten Quarantänestandorten gebracht. Einer von diesen befindet sich an der Holsteinischen Chaussee.

Die Bedürftigen in Quarantäne zu halten, ist in der Praxis aber heikel. Bereits im Winter 2020/2021 mussten Obdachlose in einer Unterkunft an der Schmiedekoppel isoliert werden. Wie es aus dem Umfeld des Winternotprogramms heißt, sei die Bereitschaft der Betroffenen, sich an die Regeln zu halten, weiter gestiegen. "Trotzdem bleibt es in Einzelfällen eine sehr schwierige Situation."

Sozialbehörde: "Betrieb kann gewährleistet werden"

Von ehrenamtlichen Obdachlosenhelfern wird die Sorge geäußert, dass das System kollabieren könnte, wenn die Fallzahlen auch im Winternotprogramm weiter rasant steigen. Die Sozialbehörde betont, dass die Hilfe für die Obdachlosen nicht gefährdet sei. "Der Betrieb der Unterkünfte kann durch die bereits getroffenen Vorkehrungen auch dank des großen Engagements der Mitarbeitenden weiter gewährleistet werden", so der Sprecher Martin Helfrich.

Schon ohne eine Pandemie sei der Betrieb des Winternotprogramms dabei "eine fordernde Aufgabe" - und die derzeitige Fallzahl durchaus eine starke Belastung. Die städtische Gesellschaft "Fördern & Wohnen" habe in diesem Winter aber ohnehin die Personaldecke in den Unterkünften verstärkt.