Hamburg. Neue Masche: Trickbetrüger konfrontieren ihre Opfer mit emotional stark belastenden Situation. So schützen Sie sich.

Die Polizei Hamburg warnt erneut vor Trickbetrügern, die derzeit mit einer besonders miesen Masche versuchen, ältere Menschen in Hamburg zu bestehlen – und dabei äußert erfolgreich sind.

Laut Polizei versuchen die Täter, ihre Opfer mit sogenannten "Schockanrufen" zu überumpeln. Dabei werde behauptet, enge Familienangehörige wie ein Enkel oder eine Nichte hätten einen schweren Verkehrsunfall verursacht.

Um eine Haft abzuwenden oder Behandlungskosten zu begleichen, sollten die Opfer einen Geldbetrag aufbringen. Die Übergabe erfolge anschließend in unmittelbarer Wohnortnähe oder an öffentlichen Gebäuden an angebliche Behördenmitarbeiter.

Trickbetrüger erbeuten 250.000 Euro in Hamburg

In Poppenbüttel und Groß-Flottbek wurden am Mittwoch auf diese Weise Schmuck und Goldmünzen im Wert von insgesamt 250.000 Euro erbeutet, wie die Polizei am Donnerstag mitteilte. "In beiden Fällen behaupteten die Täter, dass die Enkel einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht hätten", sagt Polizeisprecher Holger Vehren. Die Opfer sollten jeweils die Kaution zahlen.

Eine 92-jährige Frau aus Poppenbüttel übergab Goldschmuck und Münzen im Wert von 100.000 Euro, eine 93-jährige aus Groß Flottbek musste einen Verlust von etwa 150.000 Euro in Form von Krugerrand-Münzen beklagen.

Trickbetrüger in Hamburg setzen vermehrt auf Schockanrufe

Im Jahr 2020 wurden der Polizei Hamburg insgesamt 181 Fälle von Schockanrufen bekannt. Insgesamt gelang es den Tätern, etwa 120.000 Euro zu erbeuten. In diesem Jahr wurden bereits in den ersten drei Quartalen insgesamt 207 Fälle von Schockanrufen bekannt. In acht Fällen hatten die Täter Erfolg.

Ebenfalls beliebt bleibt laut Polizei die sogenannte "Einbrechermasche". Dabei erfolge der Hinweis auf angeblich festgenommene Einbrecher, bei denen sensible Daten der jeweils Angerufenen aufgefunden worden seien. Je nach Verlauf des Gesprächs versuchten die Täter dabei auch, das Vertrauen der älteren Menschen in Sparkassen- oder Bankmitarbeiter zu erschüttern. Die Anrufer behaupteten, Geld und Wertgegenstände seien in der Wohnung oder bei der Bank bzw. im Schließfach nicht mehr sicher und stellten einen Abholer in Aussicht, der die Wertgegenstände übernehmen und in Sicherheit bringen soll.

Trickbetrüger verursachen "existenzbedrohende Schäden"

Bei der Polizei wurden im Jahr 2020 insgesamt 3675 solcher Anrufe gemeldet. In 62 Fällen seien die Täter erfolgreich gewesen hätten dabei etwa 2,7 Millionen Euro erbeutet. In diesem Jahr wurden bis Ende September 1491 solcher Anrufe bekannt. In 41 Fällen gelang es den Tätern, Beute zu machen.

"Viele ältere Menschen kennen die Maschen der Täter inzwischen glücklicherweise sehr gut und wissen, was sie im Falle eines Anrufs zu tun haben – nämlich sofort aufzulegen und die Polizei zu verständigen", sagt Polizeisprecherin Sandra Levgrün. "Schaffen es die Täter trotzdem, Beute zu machen, entstehen dabei massive, zum Teil existenzbedrohende Schäden. Dies zeigt, wie wichtig es ist, sich die perfiden Maschen immer wieder in Erinnerung zu rufen und darüber auch mit eigenen Familienangehörigen zu sprechen."

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Trickbetrüger  – das rät die Polizei:

  • Gesundes Misstrauen ist keine Unhöflichkeit
  • Seien Sie misstrauisch, wenn sich Anrufer am Telefon nicht selber mit Namen melden. Raten Sie nicht, wer anruft, sondern fordern Sie Anrufer immer dazu auf, ihren Namen selbst zu nennen
  • Seien Sie misstrauisch, wenn sich Personen am Telefon als Verwandte oder Bekannte ausgeben, die Sie als solche nicht erkennen. Erfragen Sie beim Anrufer Dinge, die nur der richtige Verwandte/Bekannte wissen kann
  • Lassen Sie sich auch bei einem angeblichen Notfall nicht unter Druck setzen. Nehmen Sie sich Zeit, um die Angaben des Anrufers zu überprüfen
  • Rufen Sie die jeweilige Person unter der Ihnen schon lange bekannten Nummer an und lassen Sie sich den Sachverhalt bestätigen
  • Sprechen Sie nicht über Ihre persönlichen oder finanziellen Verhältnisse und übergeben Sie niemals Geld oder Wertsachen an unbekannte Personen
  • Wenn ein Anrufer Geld oder andere Wertsachen von Ihnen fordert: Besprechen Sie dies mit Familienangehörigen oder anderen Ihnen nahestehenden Personen
  • Legen Sie beim geringsten Zweifel auf, rufen Sie die Polizei unter 110 oder wenden Sie sich an Ihre örtliche Polizeidienststelle
  • Lassen Sie sich nicht mit vollem Namen im Telefonbuch eintragen, denn die Täter suchen gezielt nach altmodisch klingenden Vornamen
  • Auch Verwandte, Freunde und Nachbarn können helfen, solche Taten zu verhindern: Sprechen Sie schon im Vorfeld über die Möglichkeit solcher Anrufe und wie man darauf reagieren sollte
  • Große Geldbeträge oder Wertsachen sollte nicht zu Hause aufbewahrt werden
  • Sprechen Sie ungewöhnliche Beobachtungen an oder rufen Sie die Polizei