Hamburg. Ein Onlineportal zeigt freie Plätze in der ganzen Hansestadt. Behörde stimmt Aufnahme zusätzlicher Jungen und Mädchen zu.

Um die aus der Ukraine geflüchteten Familien – vor allem Mütter mit ihren Kindern – zu unterstützen, hat der Paritätische Wohlfahrtsverband ein Onlineportal für freie Kita-Plätze in ganz Hamburg eingerichtet. Auf der Seite können alle Kitas, die Flüchtlingskinder bei sich aufnehmen können, ihr Angebot eintragen. Die Plätze sind nach Bezirk sortiert. Interessierte können einfach Kontakt zur jeweiligen Kita aufnehmen.

Das Angebot richte sich insbesondere an Helfende, die im Kontakt mit geflüchteten Familien stehen, die auf der Suche nach einer Kinderbetreuung sind. In der Regel handelt es sich um Fünf-Stunden-Plätze, die in Hamburg generell gratis sind. Nach Angaben des Paritätischen Wohlfahrtsverbands haben sich bereits 70 Kitas mit rund 250 freien Plätzen registriert, es gebe auch schon erste Anfragen von ukrainischen Familien.

Ukraine-Krieg: Kitas Hamburg nehmen geflüchtete Kinder auf

„Wir freuen uns, dass so viele Hamburger Kitas in dieser Notsituation unkompliziert ihre Türen für die Kinder öffnen, die mit ihren Familien vor dem Krieg geflohen sind“, sagt Trixi Wil­denauer-Schubert, Referentin für Frühe Bildung beim Paritätischen Hamburg, dem Dachverband von 350 Kitas in Hamburg. „Der Besuch einer Kita hilft den Kindern, ein Stück Normalität und unbeschwerte Kindheit zu erleben. Zudem finden die Angehörigen – in der Regel Mütter – dann Zeit und Gelegenheit, einmal zur Ruhe zu kommen, die nächsten notwendigen Behördengänge zu erledigen und einen ersten kleinen Schritt einer neuen Zukunft zu gestalten.“

Die städtischen Elbkinder-Kitas bereiten sich ebenfalls darauf vor, in den nächsten Wochen und Monaten geflüchtete Familien zu unterstützen. Die Kinder würden „ab sofort und unbürokratisch“ in den Kitas und den Betreuungsstandorten an Ganztagsschulen aufgenommen, teilten die Elbkinder auf Anfrage des Abendblatts mit. „Unsere Hilfe wird rasch gebraucht werden, und unsere Kitas wollen helfen, trotz der großen und andauernden Herausforderungen“, sagt Sprecherin Katrin Geyer. „Wir sind für die Kinder da, pädagogisch, beratend und begleitend.“

Kitas Hamburg: Einzelne Fälle mit Betreuungbedarf

Die Eltern könnten demnach die einzelnen Einrichtungen direkt ansprechen. Die Elbkinder-Geschäftsführung habe alle Kitas ausdrücklich gebeten, Kinder aufzunehmen oder, falls keinerlei Kapazitäten zur Verfügung stehen, sie an eine andere Elbkinder-Kita zu verweisen. Als großer Träger mit rund 190 Kita-Standorten im ganzen Stadtgebiet und der guten Vernetzung der einzelnen Einrichtungen untereinander sei man zuversichtlich, „die geflohenen ukrainischen Familien flexibel und schnell unterstützen zu können“, sagt Geyer.

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Laut Sozialbehörde handelt es sich bislang nur um einzelne Fälle, in denen schon ein Betreuungsbedarf besteht. „Viele der Schutzsuchenden haben eine emotional und physisch anstrengende Zeit hinter sich. Zunächst geht es daher darum, ein Dach über dem Kopf zu haben und anzukommen“, sagt Sprecher Martin Helfrich. Für viele sei der weitere Aufenthalt noch nicht gewiss, insbesondere hinsichtlich eigener Planungen und Vorstellungen – beispielsweise gebe es Personen, die noch ein anderes Ziel erreichen wollten und sich in Hamburg nur vorübergehend aufhielten. In anderen Fällen wollten sich Mütter und Kinder verständlicherweise derzeit nicht trennen.

Erweitertes Betreuungsangebot für schutzsuchende Kinder

„Wir stellen uns aber darauf ein, dass perspektivisch in vielen Fällen eine Kita-Betreuung nachgefragt wird“, sagt Helf- rich­. „Wir haben die Einrichtungen bereits darauf hingewiesen, dass hierfür weitere Plätze benötigt werden.“ Mittelfristig solle die Betreuung natürlich nah am Ort der (Folge-)Unterbringung ermöglicht werden, weshalb es zum Teil nicht sinnvoll sei, an den Erstaufnahme- oder Übergangsstandorten unmittelbar eine Betreuung in Anspruch zu nehmen. „Um hier gleichwohl ein Angebot zur Unterstützung zu schaffen, organisieren wir derzeit mobile Angebote und Betreuungsmöglichkeiten an den Unterkünften“, so Helfrich.

Kurzfristig könnten über die bisherige Platzzahl hinaus auch weitere Plätze belegt werden: Die Sozialbehörde habe pauschal der Belegung von bis zu zwei zusätzlichen Plätzen pro Gruppe zugestimmt, sofern die räumlichen Voraussetzungen geeignet sind. Für in Hamburg Schutz suchende Kinder solle das gleiche Betreuungsangebot wie für Kinder aus Hamburg zur Verfügung stehen. Das heißt: Es besteht ein Rechtsanspruch auf fünf Stunden Betreuung am Tag. Die Übernahme der Kosten erfolge im Rahmen des regulären Kita-Gutscheinsystems. Um diesen ausstellen zu lassen, müsse spätestens am Tag des Betreuungsbeginns ein Antrag auf Kindertagesbetreuung im zuständigen Bezirksamt gestellt werden. Helfrich: „Wir haben die Kita-Leitungen gebeten, Antragsteller, die das selbst nicht erledigen können, zu unterstützen.“

„Helfen, dass die Kinder das Lachen zurückgewinnen“

Auch der Träger SterniPark will den Menschen aus der Ukraine helfen: „Wir nehmen in unseren 21 Kitas aus der Ukraine geflüchtete Kinder schnell und unbürokratisch auf – und zwar ohne, dass es eines Kita-Gutscheins bedarf“, sagt Geschäftsführerin Leila Moysich. „Wir wollen helfen, dass die Kinder ein wenig Sicherheit und das Lachen zurückgewinnen. Und zwar den ganzen Tag. Von daher beschränken wir den Besuch, wenn es den Kindern guttut, nicht auf fünf Stunden. Wir alle und nicht nur die Stadt können etwas tun, und ich bin mir sicher, dass noch viele Kita-Träger sich dem anschließen.“ Moysich: Wenn Krieg herrscht und Kinder flüchten müssen, sei es unangemessen, wenn die in Hamburg gut ausgestatteten Kitas als Erstes nach Gutscheinen und Betreuungszeiten fragen würden.

Das Portal ist über padlet.com/PariHH/Kitaplatz_GefluechteteKinder erreichbar. Alle Kontaktdaten der Elbkinder-Kitas finden Interessenten unter elbkinder-kitas.de im „Kita-Finder“.