Hamburg. Ist der CO2-Ausstoß zu hoch? Expertengremium will auch geplante Hafenautobahn  und neue Linie U 5 prüfen lassen.

Der 2021 berufene Hamburger Klimabeirat hat den Senat aufgefordert, wichtige Infrastrukturprojekte auf den Prüfstand zu stellen – etwa die geplante A  26-Ost und die neue Linie U  5. Die 15 Experten monieren in ihrer am Mittwoch veröffentlichten bisher zweiten Empfehlung an den Senat, dass bei der Planung von Großprojekten der Ausstoß von Treibhausgasen (THG) wie CO2 während der Bauphase und des Betriebs bisher nicht ausreichend berücksichtigt werde.

Die Bilanzierung dieser Emissionen sei aber „eine zentrale Anforderung, die methodisch und inhaltlich stärker als bisher beachtet werden muss“, so das Gremium. „Hierbei ist die Betrachtung des Lebenszyklus notwendig, sodass über alle Phasen des Projektes (Planung, Bau, Betrieb und Rückbau) sowie alle Emissionsquellen (z. B. Emission aus Betrieb, Baumaterialien, Boden) bilanziert wird.“

Linie U5 und A  26-Ost auf der Kippe? THG-Emissionen nicht berechnet

Diese Anforderungen würden auch in Hamburg bisher nicht ausreichend berücksichtigt. „So finden sich beispielsweise im Rahmen der Planfeststellungsverfahren zur A 26-Ost und zur U 5-Ost in den Unterlagen keine umfassenden Berechnungen der vorhabenbezogenen THG-Emissionen während der Bau- oder Betriebsphase“, heißt es in dem Papier. Zudem moniert das Gremium, dass die CO2-Emissionen, die bei der Herstellung von Baumaterial frei würden, nicht den Bauprojekten zugerechnet würden.

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Der Beirat fordert den Senat auf, sich im Bund für Änderungen des Planungsrechts einzusetzen. Zugleich empfiehlt er, „die laufenden Planfeststellungsverfahren zur A 26-Ost und zur U 5-Ost vor dem Hintergrund der aktuellen Änderungen auf Bundesebene und der sich weiter verschärfenden Klimakrise zu überprüfen und eine sachgerechte und transparente Abwägung der Klimaschutzbelange sicherzustellen“. Dies müsse auch für künftige Planungen wie die einer neuen Köhlbrandquerung oder den neuen S-Bahn-Tunnel zwischen Hauptbahnhof und Altona gelten.

CO2-Ausstoß für U 5 zu hoch? Nabu und BUND haben Bedenken

Zuletzt hatte es den Vorwurf gegeben, allein der Bau der U  5 verursache so viel Treibhausgase, dass sich die neue U-Bahn erst nach vielen Jahrzehnten klimapolitisch auszahle. Auch die Naturschutzverbände Nabu und BUND fordern, das Thema „Graue Energie“ stärker in den Blick zu nehmen – also die Klimafolgen durch das Bauen.