Hamburg. Wo die Beamten am Wochenende „genauer hingucken“. Impfbescheinigungen werden überprüft und abgeglichen. Appell an Restaurantbesitzer.
Zum Dreiklang der Corona-Lockerungen zählen die drei G: geimpft, genesen, getestet. Wer eine vollständige Immunisierung nachweisen kann und danach 14 Tage Wartezeit, wer an Covid-19 erkrankt und das durch einen PCR-Test bestätigt hat oder einen frischen negativen Schnelltest in der Tasche oder auf dem Handy – der genießt Freiheiten wie Restaurantbesuche auch im Innenbereich oder darf sich im Fitnessstudio wieder stählen.
Zu den drei G hat sich aber ein viertes gesellt: Graubereich. So ausführlich die Eindämmungsverordnung in der neuesten Version auch ist, so wackelig kann sie im Praxistest daherkommen. Beispiel Polizei: Welcher Beamte will bei einer Gruppenkontrolle sofort erkennen, wie viele wie eng zusammenstehen und ob das verordnungskonform ist? Und dann beginnen die Diskussionen erst: Zehn Personen (über 14) sind im Freien erlaubt, die Zahl der Ursprungshaushalte zählt nicht mehr. Geimpfte werden nicht mitgezählt, Genesene auch nicht.
Polizei Hamburg kontrolliert Hotspots wie die Schanze
Polizeisprecher Holger Vehren sagte dem Abendblatt, am Wochenende würden die Beamten wegen des guten Wetters vor allem an den „Hotspots“ wie auf St. Pauli, in der Schanze, am Jungfernstieg und im Stadtpark sowie am Winterhuder Kai verstärkt präsent sein. Natürlich gehe es bei den Kontrollen auch um Augenmaß. Aber gerade wenn sich jemand nicht kontrollieren lassen wolle, „da gucken wir genauer hin“.
Impfbescheinigungen würden überprüft und im Zweifel mit dem Personalausweis abgeglichen. Die Polizisten seien in kniffligen Fällen angehalten, noch einmal in die aktuellsten Verordnungen zu schauen, die ihnen als Handreichungen mit Beispielen mitgegeben wurden. Die Beamten sind die Vorhut der Verordnung: Das eine ist der Text, das andere die Auslegung.
Restaurantbesitzer zur Kontaktverfolgung angehalten
Vehren erinnerte auch die Restaurantbesitzer daran, dass sie zur Kontaktverfolgung zum Beispiel über die Luca-App angehalten seien. Auch müssten sich die Gastronomen die Impfbescheinigungen zeigen lassen. Wer Zweifel an der Identität habe, könne nach dem Personalausweis fragen.
„Beim Betreten des Restaurants wird kontrolliert“, sagt Claas-Henrik Anklam vom Henriks in Rotherbaum. Aber auch er spricht von einem Graubereich bei manchen neuen Regeln. Er musste sich bei den Behörden noch einmal genauer informieren. Generell sind fünf Personen an einem Tisch zugelassen, unter 14 Jahre alte Kinder nicht eingerechnet. Hier spielen die drei G bei einer Kontrolle keine Rolle. Wie der Senat dem Abendblatt mitteilte, gehe es darum, die Maßnahmen einfach umzusetzen und überprüfen zu können. Dehoga-Präsident Niklaus Kaiser von Rosenburg sagte dem Abendblatt, auch die Hotels seien angehalten, den G-Status zu überprüfen.
Kein Run auf Hamburgs Betten
„Minimum ist eine schriftliche Bestätigung, dass das vorliegt“, sagte er mit Blick auf die, die vielleicht gerade ihren PCR-Test als Genesene nicht zur Hand haben. Er habe die Erfahrung gemacht: „Die Gäste sind kooperativ.“ Er glaube nicht, dass es zu Schummeleien komme. Wer jetzt einchecke, sei oft ein Stammgast. Er als Hotelier (Mellingburger Schleuse, Baseler Hof) sei darauf eingestellt, dass Gäste beim Einchecken noch unter Aufsicht eines geschulten Mitarbeiters einen Selbsttest machen.
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Auch wenn die Hotels unter Auflagen 100 Prozent ihrer Kapazität wieder anbieten dürfen, wird es laut Kaiser keinen Run auf Hamburgs 75.000 Betten geben. „Einen richtigen Reiseanlass für Hamburg gibt es derzeit nicht.“ Die großen Veranstaltungen oder Musicals fallen aus.
Maskenpflicht in Hamburgs Theatern
Ähnlich graubereichsreich geht die Kultur die Kontrollen an. Im Theater muss die Maske auch während der Vorstellung am Platz über Mund und Nase sein. Geimpft, genesen oder aktuell getestet gilt auch hier. Im Schauspielhaus wurde zuletzt die Kontrolle mit einem neongelben Armbändchen bestätigt. Dort darf der Schnelltest nicht vor 12 Uhr mittags gemacht werden, wenn abends Vorstellung ist. Spätestens darf der Test eine Dreiviertelstunde vor dem ersten Vorhang sein. Am Thalia Theater muss der Schnelltest bloß „tagesaktuell“ sein. In beiden Häusern wurde bei Eintritt auch nach dem Ausweis gefragt.
Hamburg hat aus Schleswig-Holstein offenbar kein Angebot erhalten, ein Kontingent der von Dänemark geschenkten 59.300 Astrazeneca-Dosen zu nehmen. Das sagte Sozialbehördensprecher Martin Helfrich. Diese Dosen haben nach Angaben aus Kiel das Mindesthaltbarkeitsdatum 30. Juni. 20.000 von ihnen werden nun an Nordrhein-Westfalen verliehen, um sie nicht verfallen zu lassen.
Sieben-Tage-Inzidenz in Hamburg sinkt weiter
In Hamburg ist die Zahl der Corona-Neuinfektionen weiter gesunken. Am Freitag wurden 33 neue Fälle gezählt, 25 weniger als am Donnerstag und sechs weniger als vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz (Zahl der Neuinfektionen binnen einer Woche pro 100.000 Einwohner) sank von 17,4 auf 17,1.
Dabei gab es laut Robert-Koch-Institut (RKI) einen weiteren Toten, der an oder mit Corona gestorben ist. In Hamburger Krankenhäusern wurden am Donnerstag noch 58 Covid-19-Patienten behandelt, 30 von ihnen auf einer Intensivstation. Das waren drei beziehungsweise zwei weniger als am Mittwoch. Vor einer Woche lagen noch 83 Menschen coronabedingt in Hamburger Kliniken, 39 davon wurden intensivmedizinisch betreut.