Hamburg. Terminvereinbarungen demnächst möglich. Mediziner warnen: Wegen Corona stagniert die Krebsforschung.
Wer sich bislang immer noch nicht impfen lassen wollte, könnte vielleicht doch seine Bereitschaft entdecken, sobald der neue Impfstoff zur Verfügung steht. Der Bund hat die erste Auslieferung des Corona-Impfstoffes „Novavax“ für Ende Februar angekündigt. Das Vakzin, das seit Ende Dezember in der EU zugelassen ist, ist – anders als die anderen zugelassenen Vakzine – ein Proteinimpfstoff mit einem Wirkverstärker. Die Wirksamkeit sei vergleichbar mit den mRNA-Impfstoffen, hat die Ständige Impfkommission erklärt.
„Ein genaues Lieferdatum sowie die Größenordnung der Lieferungen stehen bislang noch nicht fest“, sagt Martin Helfrich, Sprecher der Hamburger Gesundheitsbehörde. Termine mit dem Novavax-Impfstoff werden seinen Angaben zufolge im Rahmen der städtischen Impfangebote voraussichtlich ab März angeboten. „Die Terminbuchung wird über das städtische Terminbuchungstool möglich sein – sowohl für Menschen in Gesundheitsberufen, für die ab dem 15. März die einrichtungsbezogene Impfpflicht greift, aber auch als generelles Terminangebot“, so Helfrich. Die Termine könnten gebucht werden, wenn die Liefermengen und –datum feststehen, voraussichtlich Ende dieses Monats.
Corona Hamburg: Impfung mit Novavax bald möglich
Dass der wahrscheinlich noch ansteckendere Omikron-Subtyp BA.2 sich in Hamburg ausbreiten werde, sei längst nicht ausgemacht, sagt die Virologin Prof. Nicole Fischer vom Uniklinikum Eppendorf (UKE). Der Anteil von BA.2 unter Corona-Stichproben aus der zweiten Januarwoche, die das UKE zusammen mit dem Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie analysiert hat, betrug gerade einmal 1,1 Prozent und lag damit unter dem bundesweiten BA.2-Anteil von 2,3 Prozent an den Neuinfektionen. Sollte der Omikron-Subtyp sich bei uns ausbreiten, würde dies wegen der geltenden Corona-Regeln wie 2G-plus und der Maskenpflicht etwa in Bussen und Bahnen wohl deutlich länger dauern als in Dänemark und Großbritannien, wo Beschränkungen weitgehend gefallen sind, sagt Fischer.
In Hamburg sollte es erstmal bei den geltenden Beschränkungen bleiben, so die Virologin. „Wir können es uns derzeit wegen der immer noch großen Impflücke nicht leisten, auf Schutzmaßnahmen zu verzichten – unabhängig davon, welche Corona-Varianten noch kommen sollten.“ Omikron habe sich bisher vor allem unter jüngeren Menschen ausgebreitet. Wenn es mehr Fälle bei Älteren geben sollte, könnte dies zu einer höheren Belastung der Krankenhäuser führen – 2G-plus bleibe deshalb wichtig, sagt Fischer.
Hamburg: Sieben-Tage-Inzidenz leicht gesunken
Die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen in Hamburg sank am Donnerstag auf 2036,9 – nach 2076,6 am Mittwoch und 2124,8 vor einer Woche. Die Sozialbehörde weist nach wie vor darauf hin, dass es aufgrund der hohen Fallzahlen zu Meldeverzögerungen kommen kann und deshalb davon ausgegangen werden müsse, dass die tatsächliche Inzidenz höher liege.
Insgesamt wurden binnen eines Tages 7057 neue Fälle gemeldet – 220 weniger als am Mittwoch. Damit haben sich in Hamburg bislang mindestens 272.679 Menschen infiziert, davon gelten 157.700 als genesen.
Diakonie Hamburg spricht sich für Impfpflicht aus
Unterdessen hat sich die Diakonie Hamburg für eine allgemeine Impfpflicht ausgesprochen. „Gesamtgesellschaftlich ist das der entscheidende Weg, um aus der Pandemie herauszukommen und die Menschen zu entlasten, die ganz besonders von ihr betroffen sind“, sagt Landespastor Dirk Ahrens, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hamburg. „Es ist der Weg, um endlich dafür zu sorgen, dass Kinder und Jugendliche wieder ein ihrem Alter gemäßes Leben führen können. Dass Pflegekräfte auf Intensivstationen endlich wieder durchatmen können. Und dass eine weitgehend normale Arbeit in den Pflegeheimen wieder möglich wird.“
Es gehe darum, aus dem Verlauf der Pandemie zu lernen und diese Entscheidung auch unabhängig von der tagesaktuellen Lage zu treffen. „Wir sollten nicht noch einmal den Fehler machen, dass wir uns in einer Phase, in der es scheinbar besser wird, zurücklehnen. Experten gehen davon aus, dass auch im Herbst wieder eine Welle kommt. Wie groß die wird und wie gefährlich, entscheidet sich an der Impfrate der Gesellschaft.“ Ahrens sagte: „Das ist der beste Beitrag, den man überhaupt leisten kann, um solidarisch zu sein mit den sehr in Anspruch genommenen Kräften auf den Intensivstationen, mit Ärztinnen und Ärzten – aber auch um sich solidarisch zu zeigen mit den vielen Familien, die enorm unter Druck sind durch die Pandemie.“
Krebspatienten leiden zunehmend unter Pandemie-Auswirkungen
Auch Krebspatienten leiden Ärzten zufolge zunehmend unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Mittlerweile verzögere sich durch die Pandemie auch die klinische Forschung, teilten die Asklepios Kliniken in Hamburg mit. Außerdem würden viele Menschen aus Angst vor Ansteckung Arztbesuche aufschieben oder ganz meiden. Das führe bei Vor- und Nachsorgeuntersuchungen zu einer gefährlichen Zurückhaltung, hieß es. Die mRNA-Impfstoffe, die im Kampf gegen Corona eingesetzt werden, seien ursprünglich für die künftige Krebstherapie etwa gegen den Schwarzen Hautkrebs entwickelt worden, sagte der Chefarzt der Onkologie in der Asklepios Klinik Altona, Professor Dirk Arnold. Dass sie sich auch als wirksamer Schutz vor dem Coronavirus bewährten, sei eher ein Nebeneffekt gewesen.
Zwischenzeitlich habe die Impfstoffentwicklung gegen Corona jedoch viele Ressourcen gebunden. Die so vielversprechende Impfung gegen Krebszellen sei quasi zur Nebensache geworden. Das habe die Rekrutierung von Betroffenen für klinische Studien zeitweilig erheblich verzögert, so Arnold. „Auch am Asklepios Tumorzentrum sind diese Studien erst seit wenigen Wochen wieder voll aktiv.“
Laut Auswertungen der Krankenkassen ist die Früherkennung von Hautkrebs seit Anfang 2020 um etwa ein Fünftel zurückgegangen. „Das ist ein sehr gefährlicher Trend, der dazu führt, dass bei geschätzt 9000 Betroffenen ihr Hautkrebs nicht rechtzeitig entdeckt werden konnte“, sagte der Chefarzt der Hautklinik in der Asklepios Klinik St. Georg, Professor Christian Sander. Die Krebsnachsorge sei ebenfalls unverzichtbar, um eine Rückkehr der Krebserkrankung rechtzeitig zu erkennen.
Corona Hamburg: Steuerliche Hilfen für Unternehmen verlängert
Die Finanzbehörde teile gestern mit, dass die steuerlichen Hilfsmaßnahmen für von der Pandemie betroffene Unternehmen verlängert werden. Darauf hätten sich die Finanzminister der Länder und des Bundes verständigt. Unter allen Hilfsmaßnahmen, so die Behörde weiter, hätten die Erleichterungen im Steuerbereich das „mit Abstand größte finanzielle Volumen“.
Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) sagte: „Die auch auf unser Betreiben erneute Verlängerung der steuerlichen Hilfen für die kommenden Monate ist eine gute Nachricht für die von der Corona-Pandemie gebeutelte Wirtschaft. Das bislang erreichte Gesamtvolumen von über sieben Milliarden Euro zeigt deutlich: die Hilfen kommen an.“