Hamburg. Die CDU fordert anderen Streckenverlauf und kritisiert, dass noch keine Kostenschätzung für die neue U-Bahn-Linie vorliegt.

Für den Bau der neue U-Bahn-Linie 5 durch die Hamburger City muss zeitweise ein Teil der Binnenalster trockengelegt werden. Das hat Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) in einer virtuellen Sitzung des Verkehrsausschusses mitgeteilt.

Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum erläuterte die Pläne auf Abendblatt-Anfrage am Dienstag so: „Zum Bau der U5-Haltestelle Jungfernstieg, die künftig 20 Meter unter der Alster liegen wird, muss eine Baustelle in der Binnenalster errichtet werden.

Haltestelle der U5 direkt an der Binnenalster

Um die Eingriffe bei dem Bau zu minimieren, wird die Haltestelle direkt im Wasser errichtet. Hierzu werden Spundwände gesetzt und das Wasser aus der künftigen Baugrube herausgepumpt. In der dann trockenen Baugrube wird die Haltestelle errichtet.“ Das Ganze sei „ein erprobtes und sicheres Verfahren, das auch beim Neubau der U4 vor einigen Jahren zum Einsatz kam“.

Damit werde vor allem sichergestellt, dass nur die unbedingt erforderliche Fläche in Anspruch genommen werde. „Die Fläche, die temporär für die Baustelle erforderlich ist, beträgt maximal 20.000 Quadratmeter und damit gerade zehn Prozent der Binnenalster“. Der Bau der Haltestelle erfolge schrittweise, so die Hochbahn. „Damit ist auch sichergestellt, dass die Fließbeziehungen zur Elbe unbeeinträchtigt sind.“

Laut Hochbahn sollen die U5-Bauarbeiten in der Innenstadt in der zweiten Hälfte der 20er-Jahre beginnen. Zuerst hatte NDR 90,3 berichtet.

CDU Hamburg kritisiert Streckenführung der U5

„Um die notwendigen Eingriffe einordnen zu können, lohnt sich ein Blick auf die Erfahrungen mit dem Bau der U4 am Jungfernstieg vor einigen Jahren“, erläuterte nun Hochbahn-Sprecher Kreienbaum. „Es gab während der gesamten Bauphase kaum eine Beschwerde – weder von Anliegern noch von Besuchern der Innenstadt. Vielmehr war die Baustelle mit dem Alsterponton als temporärem Anleger für die Alsterschiffe und dem Infopavillon auf dem Jungfernstieg ein echter Besuchermagnet.“

Die CDU kritisierte am Dienstag die in der City geplante Streckenführung – und die Tatsache, dass der Senat noch immer keine Kostenschätzung für die gesamte U5 vorgelegt hat, obwohl dies für 2020 versprochen worden war. „Große Sorgen mache ich mir um den mittleren Bauabschnitt“, sagte CDU-Verkehrspolitiker Richard Seelmaecker dem Abendblatt.

„Der Senat teilte mir auf Nachfrage im Ausschuss mit, dieser habe eine Länge von 19,2 Kilometern. Was dieser Abschnitt kosten werde, könne noch nicht einmal geschätzt werden. Uns muss doch aber klar sein, dass eine komplett neue Haltestelle Jungfernstieg, tief unter der Erde, der Alster und den vorhandenen Gleisen, bei der ein Teil der Binnenalster über Jahre trockengelegt werden wird, extreme Kosten verursachen wird. Es dürfte der schwierigste Baugrund Hamburgs sein.“

Hamburger Hochbahn gesteht Verzug bei Kostenschätzung ein

Seelmaecker warf auch die Frage auf, ob eine Gefahr bestehe, dass Gleise am Hauptbahnhof absacken könnten. „Der Senat wird seine Planungsannahmen offenzulegen haben, damit wir es prüfen können“, so der CDU-Politiker. „Wir reden hier schließlich von einer der höchsten jemals getätigten Investitionen in unsere Infrastruktur.“

Zugleich plädierte Seelmaecker dafür, die neue U-Bahn nicht über den Jungfernstieg zu führen, sondern direkt zum Stephansplatz. „Das wäre schneller und billiger“, sagte der CDU-Verkehrspolitiker. „Was Hamburg außerdem dringend braucht, ist ein Ringschluss. Berlin und München geben da gute Beispiele.“

Die Hochbahn räumte ein, dass die Kostenschätzung bereits Ende 2020 hätte vorliegen sollen. Diese werde nun Mitte 2021 veröffentlicht. Die Verzögerung erkläre sich durch eine vertiefte Untersuchung des Baugrundes im mittleren Abschnitts, so Hochbahn-Sprecher Kreienbaum. Gründlichkeit gehe hier vor Schnelligkeit. Die Hochbahn lege großen Wert darauf, im Zeit- und Kostenrahmen zu bleiben – wie es auch beim Bau der U4 gelungen sei.

Insgesamt soll die U5 nach derzeitigem Stand 23 Stationen haben, von Bramfeld über die City bis zu den Arenen im Volkspark führen und auch Siemersplatz, UKE, Uni, Winterhude, City Nord und Steilshoop an das Schnellbahnnetz anbinden. Laut Senat kommen durch die U5 künftig 150.000 Hamburger in den Genuss eines U-Bahn-Anschlusses.

Umstieg von U-Bahn zum Dammtor soll erleichtert werden

Mittlerweile hat der Senat laut einer im Verkehrsausschuss vorgestellten Präsentation die nächsten konkreten Planungsschritte bekannt gegeben. Demnach soll bis Mitte 2021 die Vorplanung der der Strecke von City Nord bis Arenen abgeschlossen sein, danach folgen weitere Entwurfsplanungen und Detailuntersuchungen – und die „Konkretisierung der Kosten-Nutzen-Analyse“.

Voraussichtlich Ende 2021 soll mit dem Bau der U5-Ost zwischen Bramfeld und City Nord begonnen werden. Ab Mitte der 2020er Jahre soll der Bau Richtung Innenstadt fortgesetzt werden. Für die U5-Haltestelle Stephansplatz verspricht der Senat laut seiner Präsentation „minimale Eingriffe in Planten und Blomen“ und eine „Verbesserung des Umstiegs zwischen Dammtor und U-Bahn“.

Wissenswertes zur geplanten U5 der Hamburger Hochbahn:

  • Die Linie U5 soll in zwei Bauabschnitten das Hamburger U-Bahn-Netz erweitern
  • Die U5 soll die erste vollautomatische U-Bahn-Linie der Stadt werden
  • Der Abschnitt U5 Ost, der von Bramfeld bis zur City Nord führt, soll in den kommenden Jahren beginnen
  • Wann der Bau des zweiten Abschnitts von der Gärtnerstraße über das UKE bis zu den Arenen am Volkspark beginnen kann, ist noch nicht klar

Tjarks: Ausbau der U5 soll Straßen entlasten

Verkehrssenator Tjarks gibt sich wie üblich euphorisch, was die U5 angeht. „Wir packen mit Begeisterung die Mobilitätswende an und das Rückgrat der Mobilitätswende in Hamburg ist ein dichtes, leistungsfähiges und fußläufig gut erreichbares Schnellbahnnetz“, sagte er dem Abendblatt.

„Mit der neuen U5 bauen wir dieses Netz entscheidend aus, stärken die Schiene und entlasten Straßen und Buslinien gleichermaßen. Wir binden ganze Stadtteile erstmals ans Schienennetz an, verbinden den Osten und Westen mit der Innenstadt und schaffen damit für alle Hamburgerinnen und Hamburger ein vielfältiges Mobilitätsangebot, das nicht nur modern, schnell und komfortabel, sondern auch umweltfreundlich und nachhaltig ist.“