Hamburg. Fotos von Toilettenräumen werden zu hochwertigen Prints. Einnahmen gehen direkt an Lokalitäten auf St. Pauli und Umgebung.

Wer an neue Wanddekoration für die Wohnung denkt, kommt sicher nicht sofort auf den Gedanken, sich Fotos der meist abstoßendsten Räume eines Clubs, Cafés oder einer Bar aufzuhängen – den Toiletten. Dass aber genau an diesen Orten einzigartige Kunstwerke zu finden sind, beweist ein neues Corona-Hilfsprojekt aus Hamburg.

Mit "Kunst fürs Klo" unterstützen René Piroth, Anne Stein und Stefan Schoder seit Dezember bereits diverse Hamburger Lokalitäten finanziell. In ihrem Onlineshop bieten die drei Hamburger, die das Leben in einer WG in der Schmuckstraße auf St. Pauli verbindet, hochwertige Prints mit Fotos etwa aus dem Elbschlosskeller, dem Roschinsky's oder dem Café May an.

Corona-Krise: "Kunst fürs Klo" unterstützt Bars und Clubs

Die Fotos dafür nimmt das Trio in Absprache mit den Bars und Clubs selbst auf, bearbeitet sie und stellt sie schließlich im Webshop zum Verkauf online. "Das coole an dem Projekt ist, dass die Locations selbst die Verkäufer sind", sagt Piroth, der auch den Anstoß für das Projekt gab. "Das heißt, wenn man ein Bild kauft, bezahlt man direkt an die Location. Wir sind am Geldfluss überhaupt nicht beteiligt."

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Das funktioniert, weil die drei Initiatoren das Projekt nebenberuflich nach Feierabend und am Wochenende betreiben. "Wir sehen 'Kunst fürs Klo' als ehrenamtliches Projekt", so Piroth gegenüber dem Abendblatt. Mittlerweile konnten so bereits 2000 Werke verkauft werden.

Beliebt: Klo-Fotos aus der Bar Lehmitz und der Kleinraumdisko

Besonders beliebt sind bisher das pinke Herz "Balloon without a girl" aus der Bar Lehmitz, berichtet Piroth. Auch der Spruch "Stell dir vor die Zukunft ist wunderbar und du bist Schuld" aus der Kleinraumdisko sei einer der Verkaufsschlager.

Das läge nicht nur an den Motiven, sondern auch an der Präsenz des jeweiligen Etablissements: "Wir merken auch, dass Bars und Cafés, die ihre Bilder auf ihren Instagram- und Facebook-Kanälen posten, deutlich mehr verkaufen als die Bars, die kein Social Media haben oder bei denen die Aktion einfach so mitläuft", sagt Piroth, der hauptberuflich als Regisseur für Werbefilme arbeitet.

Auch prominente Unterstützung hat das Hilfsprojekt schon bekommen: Tim Mälzer, Johannes Oerding, Jorge González, Steffen Hallaschka und die Mitglieder von Revolverheld haben bereits eine Limited Edition signiert. Andere Hamburger Promis wie etwa Jan Delay haben das Projekt in den sozialen Medien vorgestellt.

"Ihr wollt unsere Klos fotografieren? Ja, macht ihr mal'"

Am Anfang gestaltete sich die Umsetzung des Corona-Hilfprojekts jedoch deutlich schwieriger als gedacht, berichtet der Hamburger. Die Lokalitäten reagierten nicht auf die Anfragen. "Die hatten ja einfach gerade andere Sorgen als zwei Typen, die ihre Klos fotografieren wollen", sagt Piroth. Die Konsequenz: Piroth und Schoder zogen nach dem ersten Lockdown abends nach Feierabend los und klapperten die Bars und Clubs auf St. Pauli ab.

"Die meisten meinten einfach nur 'Ihr wollt unsere Klos fotografieren? Ja, macht ihr mal'", so Piroth. Die Besitzer hätten häufig gelacht und überhaupt nicht verstanden, was die engagierten Hamburger überhaupt vorhatten. Schließlich musste noch die Rechtefrage der Werke geklärt werde. "Man darf ja nicht einfach Bilder mit dem Namen einer Location online stellen – auch wenn die Location selbst der Verkäufer ist." Das dauerte insgesamt fast drei Monate.

300 Bilder von 50 Hamburger Locations im Portfolio

Mittlerweile haben die Initiatoren knapp 300 Bilder von 50 Restaurants, Bars und Cafés im Angebot. Pro Woche kommen eine bis zwei neue Lokalitäten mit jeweils einem bis vier Bildern im Portfolio hinzu. "Wir wollten einfach genug Auswahl bieten, wenn jemand eine bestimmte Location unterstützen, sich aber kein grünes Bild vor eine blaue Wand hängen möchte – dann gibt es das auch noch in Schwarz/Weiß oder einer anderen Farbe", sagt Piroth.

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Da die Bars, Cafés und Clubs in Hamburg besonders in den sozialen Medien stark vernetzt seien, habe sich das Hilfsprojekt bereits rumgesprochen. Erste Anfragen von Bars, Clubs und Cafés, deren Toiletten nun fotografiert werden sollen, haben die Hamburger bereits erhalten.