Hamburg. Der Arzt legt pro Schicht im Hamburger Impfzentrum viele Kilometer zurück. Warum das Landeskriminalamt dort Fotos untersagt.
Einer muss ja den Überblick haben. Von oben, aus den engen Räumen für die ärztlichen und organisatorischen Leiter des Impfzentrums, kann Dr. Dirk Heinrich durch eine Glasfront in die Messehalle hinabblicken. Zu den „Clustern“, in denen geimpft wird, zur Anmeldung, wo die Behördenmitarbeiter sitzen, bis zum Eingang, wo es sich mal staute und mal anfühlte wie am Ende eines roten Teppichs, wenn alle VIPs bereits durch sind.
Etwa 13 Kilometer legt er pro Schicht zurück, dazwischen kleine Auf- und Abstiege durchs Treppenhaus. Von hier hat Heinrich den verbotenen Blick und kann kurz entspannen, wenn nicht wieder Handy oder Funkgerät quäken. Die Experten des Landeskriminalamts haben Fotos von oben untersagt.
Viele Schummler im Hamburger Impfzentrum
Als Anfang des Jahres der Impfstoff knapp und die Nervosität in Deutschlands bis dato größter Immunisierungs-Messe mit Händen zu greifen war, gab es Worst-Case-Szenarien: Was, wenn das Impfzentrum überfallen wird? Wenn bewaffnete Banden Biontech rauben wollen? Wenn es Tumulte gibt? Mit einem Bild von oben könnten sich Impfgangster über Zugänge und Fluchtwege orientieren.
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Alles nicht passiert. Heinrich und Co. hatten oft mit Schummlern zu tun und auch mit Notfällen. Tragisch: Einmal starb eine über 90 Jahre alte Frau noch vor der Anmeldung. Zu den Hunderten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehörten junge und alte Ärzte, Experten für Impfstoffe, ehemalige Gastro-Beschäftigte, mindestens eine Burlesque-Tänzerin und zahlreiche Geflüchtete. Der tägliche Einsatz gegen eine tödliche Pandemie ist kein Kindergeburtstag. Für Dirk Heinrich war das Impfzentrum aber irgendwie auch ein Abenteuer.