Hamburg. Hamburger Arbeitsmarkt ist wegen Corona “mächtig ins Wanken geraten“. Welche Bereiche besonders betroffen sind.

Auch der Hamburger Arbeitsmarkt kann mittlerweile auf die Daten eines ganzen Jahres in der Corona-Pandemie zurückblicken. Die Agentur für Arbeit verzeichnete in diesem Zusammenhang einen besonders hohen Anstieg der Arbeitslosigkeit in den Monaten April bis Juli 2020. Außerdem fällt auf, dass speziell der Anteil der Langzeitarbeitslosen drastisch angestiegen ist.

"Wir können es drehen und wenden wie wir wollen, der Hamburger Arbeits- und auch Ausbildungsmarkt ist trotz Kurzarbeit und flankierenden Wirtschaftshilfen mächtig ins Wanken geraten", sagt Sönke Fock, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit. Die Gesamtbeschäftigung liege nach wie vor bei über einer Millionen Menschen, die Sockelarbeitslosigkeit habe jedoch wegen Corona zugenommen.

Corona-Krise führt in Hamburg zu mehr Langzeitarbeitslosen

Davon seien alle Zielgruppen des Arbeitsmarktes betroffen: Jüngere unter 25 Jahren zwar weniger, die Gruppe der Langzeitarbeitslosen dagegen deutlich stärker, so Fock. Das liege auch an den gemeldeten Stellenangeboten Hamburger Unternehmen: Diese liegen weit unter dem Niveau des Jahres 2019, heißt es im aktuellen Jahresrückblick. "Auch auf dem Ausbildungsmarkt verspüren wir Zurückhaltung und Verunsicherung, in einigen Branchen stehen derzeit deutlich weniger Stellen zur Verfügung", berichtet der Geschäftsführungsvorsitzende.

Vor der Corona-Krise hatten sich die Hamburger Arbeitsmarktzahlen noch positiv entwickelt. "Von Januar bis März 2020 reduzierte sich die Arbeitslosigkeit in der üblichen Frühjahrsbelebung auf 66.533 Arbeitslose, die Arbeitslosenquote betrug 6,3 Prozent", sagt Fock. Als Corona schließlich Hamburg erreichte, entwickelte sich das Kurzarbeitergeld zwar zum Rettungsanker für Betriebe und Beschäftigte, die Arbeitslosigkeit stieg jedoch trotzdem im April auf 77.500, im Mai auf 84.400 und erreichte im Juli mit 91.140 Hamburgern ohne Arbeit einen Höchstwert.

Sockelarbeitslosigkeit erhöht sich um 20.000 Menschen

Aktuell sind insgesamt 85.780 Menschen in Hamburg arbeitslos gemeldet. "Damit erhöht sich die Sockelarbeitslosigkeit aufgrund der Pandemie um fast 20.000 im Vergleich zum März 2020", so Fock. Besonders der Anteil der Langzeitarbeitslosen habe sich im vergangenen Jahr – entgegen den Annahmen, es treffe in erster Linie die jüngere Zielgruppe – stark erhöht. Die Gruppe verzeichnet ein Plus von 64,4 Prozent. "Besonders ist, dass der Übergang in die Langzeitarbeitslosigkeit jede und jeden treffen kann", sagt Fock.

Der Beschäftigungsstand blieb nach Angaben der Agentur für Arbeit trotz der Corona-Pandemie insgesamt auf einem hohen Niveau. "Beschäftigungszuwächse auf der einen Seite werden durch konkrete Arbeitsplatzverluste in anderen Wirtschaftsbereichen wettgemacht", berichtet Fock. Speziell im Bereich der Dienstleistungen sei der Rückgang von fast 10.000 Stellen im Vergleich zum Februar 2020 hoch. Auch das Gastgewerbe verzeichnete einen immensen Rückgang: "Damit arbeiten in der Hotellerie und Gastronomie aktuell noch 34.700 im Vergleich zum Februar 2020 mit 40.300 Personen."

Zwei Milliarden Euro Kurzarbeitergeld ausgezahlt

Zusätzliche Beschäftigung entstand im vergangenen Jahr etwa in den Bereichen des Gesundheitswesens (plus 2500 oder 3,6 Prozent), der Erziehung und des Unterrichts (plus 1600 oder 4,1 Prozent) und mit 1600 zusätzlichen Stellen in der öffentlichen Verwaltung (plus 3,4 Prozent).

Die Kurzarbeit sicherte derweil im Corona-Jahr vielen Hamburger Betrieben die Beschäftigung ihrer Arbeitsnehmer. "Seit März 2020 zeigten uns 32.500 Hamburger Betriebe Kurzarbeit für über 450.000 ihrer Mitarbeiter an", berichtet der Geschäftsführungsvorsitzende der Agentur für Arbeit in Hamburg. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr zwei Milliarden Euro Kurzarbeitergeld an Hamburger Firmen ausgezahlt.

Wieder mehr Kurzarbeitsanträge seit November 2020

Nach einer leichten Abnahme der Kurzarbeitsanträge im Sommer sei die Zahl der Betriebe mit betroffenen Mitarbeitern jedoch im November wieder angestiegen. Hochrechnungen zeigen darüber hinaus ebenfalls steigende Antragseingänge für die Monate Dezember und Januar. Insbesondere Betriebe im Reise- und Veranstaltungsmanagement, in vielen Dienstleistungsbereichen, im Einzel- und Großhandel sowie in Hotellerie und Gastronomie reichen weiterhin monatliche Anträge für Kurzarbeitergeld ein.

Die Hamburger Agentur für Arbeit gab am Donnerstag neben der Jahresbilanz außerdem die aktuellen Zahlen für den Monat April heraus. Im Vergleich zum Vorjahresmonat nahm die Zahl der Arbeitslosen in Hamburg um 10,7 Prozent zu. Besonders deutlich stieg der Anteil der Personen über 50 Jahren mit einem Plus von 17,3 Prozent. Die Altersgruppe der Menschen zwischen 15 und 25 verzeichnete lediglich ein Plus von 2,1 Prozent.

April: Zunahme der Arbeitslosigkeit im Bezirk Eimsbüttel

Obwohl sich die Arbeitslosigkeit nach Angaben der Agentur für Arbeit in Hamburg relativ einheitlich entwickelt, werden leichte Unterschiede bei der Betrachtung der einzelnen Bezirke deutlich: Die geringste Zunahme an Arbeitslosen im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeichnete hier der Bezirk Altona (plus 6,9 Prozent), besonders stark stieg die Zahl jedoch in den Bezirken Wandsbek (plus 14,9 Prozent) und Eimsbüttel (plus 17,4 Prozent).

Im Vergleich zum Vormonat März nahm die Zahl der Arbeitslosen in Hamburg im April um 0,4 Prozent ab.