Hamburg. Arm im Auspuff? Oder Kopfplatzwunde am Freitagnachmittag? Die Autorin schreibt über den Alltag mit Kindern, der nie alltäglich ist.
„Ich wollte schon ehrlich erzählen, wie es wirklich ist, Mutter zu sein“, sagt Wiebke Busch. Und weil Worte ihr Leben schon immer begleiten, beruflich als Werbetexterin für Schiffe, Kaffee, Blumen oder Fernreisen, setzte sie sich auch privat vor den Laptop.
„Mutterkuchen und Prosecco“, so nannte sie vor 12 Jahren ihren Blog und gehörte damit zu den Ersten, die über Familienthemen online berichteten. Der Titel „Mom-Blogger“ war noch nicht geboren, dafür 2012 mit „Mama cool“ ihr erstes Buch schon draußen. Im Netz erzählt sie offen, fernab von Ratgeber-Exempeln und Bilderbuch-Idylle. Von Desastern wie zu wenig Süßigkeiten-Tüten auf dem Kindergeburtstag im Indoor-Spielplatz, Geschichten über unübersichtliche Laternelaufen-Pulks im strömenden Regen, Gedanken über überfüllte Fundsachen-Kammern oder unsichtbare Konten der Kinderverabredungen.
Mom-Blogger: Altes Leben verschwand mit dem Baby
Alltag im Kinder-Business eben. Denn auch, wenn mehrheitlich Mütter und wahrscheinlich auch Väter vermuten, dass es in anderen Familien zuweilen ähnlich laut/wild/nölig/chaotisch/wenig idyllisch zugeht, so ist es doch wohltuend, diese Wahrheiten auch zu lesen – was den wachsenden Erfolg von Elternpodcasts, -magazinen, -blogs und Momfluencern erklären kann.
Busch schrieb also darüber, dass eigentlich alles gut war: erstes Baby und Mutter gesund und wohlauf, alle glücklich. „Dennoch war das alte Leben eben von einem Tag auf den anderen weg.“ Jeden Tag neue, unbekannte Situationen mit Kind, die zu meistern gewesen seien. Bei ihr sei es ein regelrechter „Erzähldrang“ gewesen, sagt Wiebke Busch im Podcast, als sie mit den Kindern allein zu Hause gewesen sei. Deshalb schrieb sie sich die Anekdoten mit Filia und Filius von der Seele.
Alltag mit Kind: Austausch hilft
Vor allem ihr Sohn, der heute elfjährige Zweitgeborene, forderte sie oftmals heraus – vielleicht gerade deshalb, weil Wiebke Busch sich verhängnisvollerweise sattelfest fühlte. „Das erste Kind hat mich überrascht, da hier grundsätzlich so viel passiert ist, womit ich nicht gerechnet hatte. Beim zweiten dachte ich, ich bin schon ein ,Pro‘.“ War aber nicht so. Denn Nummer zwei war als Kleinkind ganz anders als die in sich ruhende ältere Schwester, heute 15 Jahre alt. Spülmaschinen-Tabs gegessen? Arm in den Auto-Auspuff gesteckt? Unbemerkt den Kaltwasser-Hahn abgestellt? Buschs Sohn schlief kaum, begutachtete jedoch jede Schraube, hatte von Beginn an den Drang, viel allein zu erkunden.
Darüber zu schreiben, Feedback von anderen Eltern zu bekommen, Tipps auszutauschen, das bringt Leichtigkeit in den wuseligen und oft verdammt anstrengenden Alltag mit Kleinkindern. Ein Schmunzeln beim Lesen, weil man die Situation aus eigener Erfahrung kennt. „Übrigens, Mütter-Wissen: Ob plötzliches Fieber oder Kopfplatzwunde, es passiert meist freitagnachmittags.“ Klar, denn wenn die Kinderärzte Sprechstunde hätten oder der Wartebereich im Kinderkrankenhaus leer wäre, wär es ja einfach.
Frische Kopfplatzwunde am Freitagnachmittag
Aktuell schreibt Wiebke Busch vermehrt Bücher. „Familie ist, wenn man trotzdem lacht“, so heißt das Werk über eine fiktive Haussuche, welches sich mit den absolut non-fiktiven Tücken des Hamburger Wohnungsmarkts beschäftigt – ein Thema, mit dem ja so viele Familien ringen.
Und da Wiebke Busch eben nah dran und mittendrin ist, wird sich ihr nächstes Buch um Urlaub drehen, Familienurlaub. Und wie das zusammenpasst, Urlaub mit der Familie. Ob Eltern jemals Entspannung im Kinderhotel finden? Oder die Kleinen ihre heimischen Spielkameraden mitnehmen müssen? Ferienwohnung oder All-inclusive-Hotel?
Manche Fragen, die lassen sich vielleicht erst klären, wenn die Kinder aus dem Haus sind.