Hamburg. Überblick: Kreuzfahrten von Hapag Lloyd nur noch für Geimpfte. Spendenparlament vergibt in Corona-Zeiten Rekordsumme.

Wegen erneut steigender Corona-Zahlen in Norddeutschland – in Hamburg kletterte die Inzidenz am Freitag weiter auf 21,5 – könnte die derzeit für Ende August geplante Ministerpräsidentenkonferenz vorgezogen werden. Das stellte Kanzlerin Merkel in Aussicht, auch Hamburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern äußerten sich bereits dazu und unterstützen den Vorschlag.

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Derweil sprach sich Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) positiv zur Entwicklung der Tourismusbranche aus: Die Modellregionen hätten das Interesse am Land gefördert. Trotz oder womöglich gerade wegen der vielen Urlaubsgäste stieg auch die lange Zeit einstellige Inzidenz im nördlichsten Bundesland wieder an – und liegt nun bei 11,6. Die wichtigsten Entwicklungen zur Pandemie lesen Sie hier im Newsblog für Norddeutschland.

Die Corona-Nachrichten für Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen am 23. Juli:

  • Sieben-Tage-Inzidenz im Norden übersteigt 12
  • Entwarnung nach Corona-Fall im „Molotow“
  • Terminlose Corona-Impfungen in Hamburg
  • Corona-Infizierter in Sylter Bar – Kreis sucht 80 Besucher
  • VG Hannover lehnt Eilantrag gegen Quarantäne ab
  • Kreuzfahrten von Hapag Lloyd nur noch für Geimpfte
  • In Corona-Zeiten: Spendenparlament vergibt Rekordsumme
  • Corona-Spürhunde sollen Veranstaltungen sicherer machen
  • Kieler SPD fordert komplexe Betrachtung der Corona-Lage
  • 78 Corona-Fälle: Ausbruch bei Hamburger Ferienfreizeit
  • Niedersachsen: Anpassung der Corona-Regeln vor MPK?
  • Vorwürfe gegen Praxis wegen Ausstellung falscher Impfausweise
  • Hinweis auf fehlende Maske führt zu Faustschlag ins Gesicht
  • Neue Corona-Zahlen für Hamburg – Inzidenz steigt weiter

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).

Sieben-Tage-Inzidenz im Norden übersteigt 12

Die Corona-Inzidenz in Schleswig-Holstein ist weiter leicht auf dem Weg nach oben. Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Virus pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen stieg bis Freitagabend auf 12,7. Am Donnerstag hatten die Behörden einen Wert von 11,6 verzeichnet. Nach Angaben der Landesmeldestelle (Stand: 18.41 Uhr) wurden landesweit insgesamt 91 Fälle neu übermittelt, darunter sind in der Regel auch Nachträge - für Freitag allein waren bisher 73 Fälle gemeldet.

Es gab einen neuen Todesfall im Land, damit stieg die Gesamtzahl der im Zusammenhang mit dem Erreger Sars-CoV-2 Gestorbenen auf 1629. Zuvor war über Tage kein neuer Todesfall hinzugekommen. Im Krankenhaus wurden den Angaben zufolge 11 Covid-19-Patienten behandelt (plus 4); 5 von ihnen lagen auf der Intensivstation (plus 1), von denen weiterhin 3 beatmet wurden.

Die höchsten Sieben-Tage-Inzidenzen hatten am Freitag Lübeck und Kiel (19,4), gefolgt vom Kreis Stormarn und Pinneberg mit je 16,8. Die niedrigste Inzidenz hatte erneut der Kreis Plön mit 1,6.

Entwarnung nach Corona-Fall im „Molotow“

Nach einem Corona-Fall im Hamburger Musikclub „Molotow“ auf St. Pauli hat die Gesundheitsbehörde Entwarnung gegeben. Bei den 56 Konzertbesuchern, die zur Reihentestung erschienen seien, habe es keinen weiteren positiven Befund gegeben, sagte Behördensprecher Martin Helfrich der Deutschen Presse-Agentur. Anfang der Woche hatten die Gesundheitsämter wegen eines möglichen Kontakts mit einer Corona-infizierten Person für 90 Besucher des „Molotows“ Quarantäne angeordnet. Zuvor war eine Person, die in der vergangenen Woche ein Konzert in dem Club am Nobistor besucht hatte, positiv getestet worden.

Die Vielzahl der Quarantäne-Anordnungen war der Behörde zufolge wegen einer „unübersichtlichen Kontaktsituation“ in dem Lokal nötig gewesen.

Terminlose Corona-Impfungen in Hamburg

Mit einem weiteren Ohne-Termin-Aktionstag sollen Impfwillige am Sonnabend von 8 Uhr an ins Zentrale Impfzentrum in den Hamburger Messehallen gelockt werden. Bis 19 Uhr können Interessierte dort ohne vorherige Anmeldung eine Corona-Schutzimpfung erhalten. Mitzubringen sind lediglich ein Pass oder Personalausweis und – soweit vorhanden – ein Impfpass. Am vergangenen Sonnabend war die Nachfrage beim ersten Aktionstag dieser Art groß. Gut 2100 Menschen hätte sich impfen lassen, mehr als erwartet. Derzeit läuft auch noch eine weitere Aktion speziell für Studenten, die sich noch bis zum 27. Juli spontan eine erste Spritze im Impfzentrum abholen können.

Impfwillige warten im zentralen Impfzentrum in den Hamburger Messehallen auf ihren Termin (Archivbild).
Das Impfzentrum in den Messehallen bietet an den drei kommenden Sonnabend Impfungen ohne Termin an (Archivbild). © picture alliance/xim.gs | Unbekannt

Wie auch bundesweit verzeichnet die Hamburger Sozialbehörde eine nachlassende Impfnachfrage in der Stadt. Mit Sonderaktionen soll der Betrieb im Impfzentrum noch bis zur geplanten Schließung Ende August angekurbelt werden. Laut Robert Koch-Institut wurden bis einschließlich Donnerstag 61,9 Prozent der Bevölkerung zumindest ein Mal geimpft, 45,9 Prozent schon zwei Mal. Unter den 16 Bundesländern liegt Hamburg damit auf dem sechsten beziehungsweise dem vorletzten Platz.

Corona-Infizierter in Sylter Bar – Kreis sucht 80 Besucher

Ein Gast der "Wunderbar" auf Sylt hat für eine Massenquarantäne gesorgt. Der Mann wurde nach dem Bar-Besuch positiv auf das Coronavirus getestet. Zur fraglichen Zeit seien 80 weitere Besucher in der Bar in Westerland gewesen, teilte der Kreis Nordfriesland mit. Das Problem: Wer zu den Kontaktpersonen gehört, kann der Kreis nicht nachvollziehen – wegen einer Panne.

VG Hannover lehnt Eilantrag gegen Quarantäne ab

Das Verwaltungsgericht Hannover hat den Eilantrag eines 18-Jährigen gegen eine Quarantäne-Anordnung nach seinem Besuch einer Diskothek abgelehnt. Nach Aktenlage müsse davon ausgegangen werden, dass der junge Mann sich zeitgleich mit einer infizierten Person in der Diskothek aufgehalten habe, es sei „sehr voll und eng gewesen“, teilte das Gericht am Freitag zu dem Beschluss vom gleichen Tag mit.

Die Kammer sah die Quarantäne-Begründung der Region Hannover als „noch ausreichend“ an, selbst wenn Zeitpunkt und Ort des Ansteckungsverdachts fehlten. Dies sei ein „heilbarer“ formeller Fehler. Der nach Kenntnis des Gerichts weder geimpfte noch genesene 18-Jährige war nach den Daten der Luca-App in der Nacht zum 10. Juli in der Diskothek. Der junge Mann reichte seinen Eilantrag den Angaben zufolge ein, weil die Quarantäne-Entscheidung nicht hinreichend begründet worden sei, Ort und Zeit des Kontaktes mit der infizierten Person seien aus der Anordnung nicht hervorgegangen.

Kreuzfahrten von Hapag Lloyd nur noch für Geimpfte

Um die Sicherheit auf den eigenen Kreuzfahrtschiffen gewährleisten zu können, teilte Hapag Lloyd Cruises am Donnerstag mit: "Ab Herbst 2021 werden wir alle unsere Reisen ausschließlich für vollständig gegen Covid-19 geimpfte Gäste anbieten." Das gelte für alle Gäste ab einem Alter von 18 Jahren bei Reiseantritt – und die Crew-Mitglieder.

Der 198 Meter lange Luxusliner „Europa“ der Reederei Hapag Lloyd Cruises (Archivbild).
Der 198 Meter lange Luxusliner „Europa“ der Reederei Hapag Lloyd Cruises (Archivbild). © picture alliance/dpa | Unbekannt

Der Nachweis einer vollständigen Impfung gegen Covid-19 sei bei der Einschiffung vorzulegen, sonst könne es zur Kündigung des Reisevertrages kommen, heißt es auf der Website des Unternehmens. Auch Tui Cruises hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass bei der Kreuzfahrt ab Kiel in Richtung Norwegen künftig nur noch Geimpfte an Bord gehen dürfen.

In Corona-Zeiten: Spendenparlament vergibt Rekordsumme

Vor dem Hintergrund der Corona-Krise hat das Hamburger Spendenparlament die Rekordsumme von 466.000 Euro vergeben. Die Höhe der Summe sei auch Folge der Pandemie, sagte der Vorsitzende der Finanzkommission, Gert Upadek, am Freitag. „Zum einen liegt es daran, dass manche sozialen Projekte den Ausfall von Spenden beklagen, ihre Tätigkeit unterbrechen oder Investitionen zurückstellen mussten. Zum anderen betrifft es Projekte für Kinder und Jugendliche, die wir mit unserem zusätzlichen Förderprogramm zum Ausgleich ihrer besonderen Defizite durch die Pandemie unterstützen.“ Auch in anderen Bereichen seien bereits bestehende Probleme durch die Corona-Einschränkungen deutlich zu Tage getreten.

Das Hamburger Spendenparlament vergab die Rekordsumme von 466.000 Euro.
Das Hamburger Spendenparlament vergab die Rekordsumme von 466.000 Euro. © picture alliance / dpa | Unbekannt

Insgesamt werden 20 Projekte unterstützt. Die mit 100.000 Euro höchste Einzelförderung gehe an die Babylotsen. Sie helfen Familien, die nach der Geburt eines Kindes mit der Veränderung der Lebenssituation überfordert sind. Getragen wird das Spendenparlament durch seine 3100 Mitglieder sowie die Spenden von Privatpersonen und Unternehmen – drei Mal im Jahr kommt es zusammen, um über Förderungen zu entscheiden. Seit 1996 hat es nach eigenen Angaben 1500 Projekte in Hamburg gegen Obdachlosigkeit, Armut und Isolation mit insgesamt rund 15 Millionen Euro unterstützt.

Corona-Spürhunde sollen Veranstaltungen sicherer machen

 Corona-Spürhunde könnten Großveranstaltungen und Konzerte trotz Pandemie und steigender Inzidenzen künftig sicherer machen. Für das Projekt „Back to Culture“ der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover in Zusammenarbeit mit Hannover Concerts und ProEvent stellt das niedersächsische Wissenschaftsministerium 1,5 Millionen Euro bereit. „Die Studie könnte ein Lichtblick für Künstlerinnen und Künstler und Veranstalter werden“, sagte Wissenschaftsminister Björn Thümler am Freitag. Das Projekt sei ein wichtiger Beitrag dazu, „Großveranstaltungen sicherer zu machen“, betonte der CDU-Politiker.

Schon die Pilotstudie der Tierärztlichen Hochschule zeigte den Angaben zufolge, dass Hunde mit ihrem ausgeprägten Geruchssinn in der Lage sind, Speichelproben infizierter und gesunder Patienten mit rund 94-prozentiger Sicherheit zu unterscheiden. Eine Folgestudie ergab demnach, dass auch Schweiß und Urin geeignetes Probenmaterial sind.

Kieler SPD fordert komplexe Betrachtung der Corona-Lage

Für Konsequenzen aus der aktuellen Corona-Entwicklung muss aus Sicht der SPD im Kieler Landtag ein Bündel von Faktoren gewichtet werden. „Natürlich muss die Inzidenz auch weiterhin eine zentrale Rolle bei den Überlegungen spielen“, sagte Fraktionsvize Birte Pauls am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Auch die Zahl der Krankenhauspatienten und die Auslastung der Intensivkapazitäten seien wichtig. Hier gehe es aber nicht nur um den Anteil freier Betten, sondern auch um das zur Verfügung stehende Personal. „Was nutzt es, wenn 20 Intensivbetten frei sind, aber nur 5 davon betreut werden können?“

Auch die steigende Impfquote sei angemessen zu berücksichtigen, sagte Pauls. Hinzu komme die Frage der Immunität nach der Impfung. „Wenn die Auffrischungsimpfung nicht rechtzeitig kommt, was besonders wieder für zum Beispiel Ältere und Kranke wichtig ist, werden wir uns im Kreis drehen.“

Niedersachsen: Eilanträge auf Raumluftfilter für Schulen abgelehnt

Eltern und ihre schulpflichtigen Kinder sind mit Eilanträgen auf Raumluftfilter für Schulen am Verwaltungsgericht Hannover gescheitert. Die Kammer lehnte die gegen das Land Niedersachsen gerichteten Anträge mit Beschluss vom Donnerstag als unzulässig ab, wie das Gericht am Freitag mitteilte. Der Grund: Die Anträge seien nicht ausreichend bestimmt; es sei nicht zu erkennen, welche konkreten Räume die Kinder nutzten.

Trotz eines Hinweises sei dies nicht behoben worden. Zudem sei es nötig, zunächst einen „bescheidungsfähigen Antrag“ an die zuständige Behörde zu richten. Diese Voraussetzung sei nicht erfüllt. Auch in inhaltlicher Hinsicht hätten die Anträge keinen Erfolg gehabt, stellte die Kammer fest. Zwar seien die eingeforderten Raumluftfilter im Hinblick auf den gesundheitlichen Schutz der Schülerinnen und Schüler sinnvoll. Aber der den Behörden zustehende Ermessensspielraum habe sich „noch nicht in einer Weise verengt, die eine einstweilige Anordnung durch das Verwaltungsgericht gebieten würde“.

Corona-Ausbruch bei Hamburger Ferienfreizeit – 78 Teilnehmer positiv

78 von rund 100 Teilnehmern einer von einem Hamburger Träger organisierten Ferienfreizeit haben sich mit dem Coronavirus infiziert. Zunächst hieß es, dass 71 Personen infiziert sind. Die Betroffenen – Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene – stammten größtenteils aus Hamburg, sagte Martin Helfrich, Sprecher der Hamburger Gesundheitsbehörde, am Freitag. Nach ersten Informationen fand die Freizeit in Dänemark statt. Für Hamburg dürfte es sich um den größten Einzelausbruch in diesem Jahr handeln. „Nachdem die Ferienmaßnahme vor Ort unter Quarantäne gestellt worden war, wird diese nun beendet“, sagte Helfrich. „Die Teilnehmenden kehren nun an ihre Heimatorte zurück, wo sie sich in der eigenen Häuslichkeit isolieren.“

Bei einer Hamburger Ferienfreizeit in Dänemark kam es zu einem Corona-Ausbruch (Symbolbild).
Bei einer Hamburger Ferienfreizeit in Dänemark kam es zu einem Corona-Ausbruch (Symbolbild). © picture alliance / dpa | Unbekannt

Auch für negativ getestete Kontaktpersonen und die mit den positiven Rückkehrern in einem Haushalt lebenden Personen werde Quarantäne angeordnet. „Die nach Wohnort örtlich zuständigen Gesundheitsämter in den Hamburger Bezirken und umliegenden Kommunen übernehmen die weitere Betreuung.“ Die bei der Ferienfreizeit Infizierten dürften zum Teil bereits in die aktuelle Corona-Statistik der Stadt eingegangen sein, sagte Helfrich. Die Übrigen würden in den kommenden Tagen einfließen.

Lesen Sie auch: Kreis Pinneberg: Fast alle Teilnehmer einer Dänemark-Reise infiziert

Niedersachsen: Anpassung der Corona-Regeln vor MPK?

Niedersachsens Landesregierung erwägt, die Corona-Regeln noch vor dem nächsten Treffen der Ministerpräsidenten anzupassen. Einerseits solle vermieden werden, dass mit steigenden Inzidenzwerten bald Bereiche von Einschränkungen betroffen sind, „die mit der Entwicklung des Infektionsgeschehens gar nichts zu tun haben“, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Kathrin Riggert am Freitag in Hannover. Andererseits müsse auf die in manchen Regionen mit „besorgniserregendem Tempo“ ansteigenden Infektionszahlen reagiert werden. „Es laufen derzeit Gespräche mit den Kommunen, wie man in einem Zwischenschritt auf diese steigenden Zahlen reagieren kann“, sagte Riggert.

Eine „bloße Verschiebung der Grenzen“ im Corona-Stufenplan, damit Einschränkungen erst bei einer höheren Inzidenz greifen, werde es nicht geben. Denn das hätte laut Riggert auch „unerwünschte Effekte“: Unter Umständen würden so Bereiche gelockert, die zum Infektionsgeschehen beitrügen. Als Beispiele nannte sie Tanzveranstaltungen, bei denen es in der Vergangenheit immer wieder zu Ausbrüchen gekommen sei.

Vorwürfe gegen Praxis wegen Ausstellung falscher Impfausweise

Die Ärztekammer Niedersachsen hat die Vorwürfe gegen Mediziner einer Gemeinschaftspraxis im Landkreis Gifhorn, falsche Corona-Impfausweise ausgestellt zu haben, als in der Dimension einzigartig bezeichnet. „Wir missbilligen solche Vorgehensweisen aufs Schärfste“, sagte ein Sprecher der Ärztekammer am Freitag in Hannover. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, sei das „unverantwortlich“ und „ungeheuerlich“. Die Kammer habe nach einem Hinweis anfangs selbst ermittelt und die Ermittlungen dann an die Staatsanwaltschaft Hildesheim abgegeben. Ermittler von Polizei und Staatsanwaltschaft durchsuchten die Praxis am Mittwoch.

Die bei der Durchsuchung beschlagnahmten Daten und Unterlagen gingen nun in die Auswertung, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Gemutmaßt wird seinen Worten zufolge, dass es sich um eine zweistellige Zahl falscher Corona-Impfausweise handelt. Gegen die Ärzte wird wegen gewerbsmäßigen Betrugs, der Ausstellung unrichtiger Gesundheitszeugnisse und Körperverletzung ermittelt. Den Ermittlungen ging eine anonyme Anzeige voraus: Demnach gab es den Vorwurf von Schein-Impfungen gegen die Masern - die Ärzte sollen Kindern statt des Impfstoffs Kochsalzlösung gespritzt haben.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Niedersachsen: Quarantäne im Einzelfall auch für Geimpfte

Menschen mit vollem Impfschutz können nach einem Kontakt mit einem Corona-Infizierten auch in Niedersachsen im Einzelfall in Quarantäne geschickt werden. Die Empfehlung des Robert Koch-Institutes (RKI) sieht zwar vor, dass vollständig Geimpfte und Genesene in einem solchen Fall von Quarantäne-Maßnahmen ausgenommen sind. „Und das wird von den zuständigen Gesundheitsämtern in der Regel auch so gehandhabt“, sagte der Sprecher des Niedersächsischen Landesgesundheitsamts, Holger Scharlach, am Freitag auf Anfrage. Aber die Gesundheitsämter könnten im Einzelfall und mit Begründung von dieser Empfehlung abweichen, etwa dann, wenn es die Infektionssituation erfordere.

„Grundsätzlich entscheiden die für den Infektionsschutz zuständigen Gesundheitsämter in eigener Verantwortung über die notwendigen Auflagen beziehungsweise Maßnahmen, um das Risiko einer Ausbreitung des Corona-Virus zu minimieren“, betonte Scharlach. In Niedersachsen gibt es 44 Gesundheitsämter, deren Aufgabe es auch ist, die individuelle Situation vor Ort zu bewerten und im Einzelfall Entscheidungen zu treffen.

Hinweis auf fehlende Maske führt zu Faustschlag ins Gesicht

In einer am Donnerstagnachmittag gegen 15.45 Uhr am Hamburger Hauptbahnhof wartenden S-Bahn wies ein 24-Jähriger einen 56-Jährigen auf seine fehlende Mund-Nasen-Bedeckung hin. "Daraufhin stürmte der andere Fahrgast in aggressiver Art und Weise auf ihn zu und schlug ihm unvermittelt mit der Faust ins Gesicht", berichtete Thomas Hippler, Sprecher der Hamburger Bundespolizei. Dabei fiel das Smartphone des 24-jährigen Mannes auf den Boden und wurde beschädigt. Ihm gelang es jedoch, den aggressiven Fahrgast zurückzustoßen.

Der Hamburger Hauptbahnhof (Archivbild).
Der Hamburger Hauptbahnhof (Archivbild). © picture alliance/dpa | Unbekannt

Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes wurden auf den Vorfall aufmerksam und trennten die beiden Männer. Anschließend versuchte der 56-Jährige mehrfach, zu fliehen. Die Bundespolizei leitete gegen den Schläger schließlich ein Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung ein. Außerdem erhielt der Mann einen Platzverweis für sämtliche Bahnhofe Hamburgs bis zum nächsten Tag.

Neue Corona-Zahlen für Hamburg – Inzidenz steigt weiter

Am Freitag zählen die Gesundheitsämter 57 neue Corona-Infektionen – 57 weniger als am Vortag, jedoch zehn mehr als am Freitag vor einer Woche. Der Inzidenzwert steigt damit von 21,0 am Vortag auf 21,5 neue Corona-Fälle je 100.000 Einwohner in sieben Tagen. In der Vorwoche hatte der Wert noch bei 13,8 gelegen.

Die Hamburger Sozialbehörde meldete am Freitag 57 neue Corona-Fälle (Archivbild).
Die Hamburger Sozialbehörde meldete am Freitag 57 neue Corona-Fälle (Archivbild). © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Unbekannt

Seit Beginn der Pandemie haben sich in Hamburg nachweislich 78.282 Menschen infiziert. Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) gelten 75.900 als genesen. Die Zahl der Todesopfer in Hamburg seit Beginn der Pandemie ist am Freitag um eine weitere Person gestiegen und liegt nun bei 1607. In den Krankenhäusern wurden nach letzten verfügbaren Informationen vom Donnerstag 29 Covid-19-Patienten behandelt. 13 von ihnen lagen auf Intensivstationen.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts wurden bis einschließlich Mittwoch 847.216 Menschen in Hamburg vollständig geimpft. Eine Erstimpfung haben 1.144.004 Hamburger bekommen.

Hamburger Virologe: Corona wird lebenslang Thema sein

Der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit betonte im Podcast des "Kölner Stadt-Anzeigers", dass sich die vierte Pandemie-Welle in Deutschland grundsätzlich von den anderen unterscheide – und auch eine hohe Inzidenz anders zu bewerten sei als zuvor. „Wenn man sich als Gesellschaft dazu entschließt, alle Maßnahmen wie in England abzuschaffen, ist es nicht abwegig, dass wir die von Jens Spahn aus der Luft gegriffenen Inzidenzen von 800 erreichen", sagte der Virologe.

Für den Hamburger Virologen Jonas Schmidt-Chanasit steht fest: „Das Virus wird uns unser ganzes Leben weiter beschäftigen.“
Für den Hamburger Virologen Jonas Schmidt-Chanasit steht fest: „Das Virus wird uns unser ganzes Leben weiter beschäftigen.“ © Roland Magunia / FUNKE Foto Services | Unbekannt

Die entscheidende Frage sei dann: „Sind die Alten- und Pflegeheime, die vulnerablen Populationen, auch bei höheren Inzidenzen ausreichend geschützt?“ Erforderlich sei außerdem eine Impf-Auffrischung. Für den Experten steht fest: „Das Virus wird uns unser ganzes Leben weiter beschäftigen.“ Außerdem ist sich der Virologe sicher, dass der Datenschutz die Pandemie-Abwehr hemme. „Wir haben eine Datenerhebungskatastrophe“, sagte er im Podcast. Deshalb fehle in der Corona-Krise eine Grundlage für wirksame Maßnahmen.

Zahl der Corona-Testzentren in Hamburg sinkt

Die Zahl der Corona-Schnelltestzentren in Hamburg ist von knapp über 400 im Juni aktuell auf 288 gesunken. 55 Zentren seien dauerhaft geschlossen worden, „meist aufgrund einer Entscheidung der jeweiligen Betreiber“, sagte der Sprecher der Gesundheitsbehörde, Martin Helfrich.

In Cafés, Bars oder Fitnessclubs eingerichtete Testzentren mussten nach Ende des Lockdowns weichen. Mehrfach hat es laut Helfrich aber auch entsprechende Schließungsanordnungen der Bezirksämter gegeben, beispielsweise wegen fehlender Genehmigungen oder hygienischen und verfahrenstechnischen Mängeln. Häufig würden auch befristete Schließungen angeordnet, bis die Mängel beseitigt seien. „Die bezirklichen Gesundheitsämter führen laufend Kontrollen durch, allein im Juli sind bislang rund 90 solcher Kontrollen durchgeführt worden“, sagte der Sprecher weiter.

Auch Meck-Pomm für frühere Ministerpräsidentenkonferenz

Wie Niedersachsen plädiert auch Mecklenburg-Vorpommern dafür, das nächste Treffen der Länder-Regierungschefs mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zur Corona-Lage vorzuziehen. Dabei solle insbesondere über die Ausbreitung der Delta-Mutation und das Impfen von Jugendlichen beraten werden, sagte Regierungssprecher Andreas Timm in Schwerin. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) habe bereits Ende Juni den Bund aufgefordert, bis Anfang August gemeinsam mit den medizinischen Experten und der Ständigen Impfkommission eine Strategie für die Impfung von Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren vorzulegen.

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD).
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD). © picture alliance / Flashpic | Unbekannt

Timm zufolge muss angesichts deutschlandweit steigender Corona-Zahlen auch noch einmal über die Regeln für Reiserückkehrer aus Risikogebieten gesprochen werden. „Es muss verhindert werden, dass es nach den Sommerferien zu einem deutlichen Anstieg der Zahlen kommt“, betonte Timm.

Schleswig-Holstein: Corona-Inzidenz klettert weiter

Die Corona-Inzidenz in Schleswig-Holstein klettert weiter. Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Virus pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen stieg bis Donnerstag auf 11,6. Am Mittwoch lag der Wert noch bei 10,5. Nach Angaben der Landesmeldestelle wurden landesweit 70 Neuinfektionen binnen eines Tages gemeldet. Bis einschließlich Montag war die Sieben-Tage-Inzidenz länger einstellig gewesen.

Die Gesamtzahl der im Zusammenhang mit dem Erreger Sars-CoV-2 Gestorbenen betrug weiterhin 1628. Seit Tagen kam kein neuer Todesfall hinzu. Im Krankenhaus wurden den Angaben zufolge 7 Covid-19-Patienten behandelt (minus 3); 4 von ihnen lagen auf der Intensivstation (plus 1), von denen weiterhin 3 beatmet wurden.

Die höchste Sieben-Tage-Inzidenz hatte am Donnerstag Lübeck (19,4) – gefolgt vom Kreis Stormarn mit 18,4. Dahinter rangierte Neumünster (16,2). Die niedrigste Inzidenz hatte erneut der Kreis Plön mit 0,8.

Diese Corona-Impfstoffe sind in Deutschland zugelassen

  • Biontech/Pfizer: Der erste weltweit zugelassene Impfstoff gegen das Coronavirus wurde maßgeblich in Deutschland entwickelt. Der mRNA-Impfstoff, der unter dem Namen Comirnaty vertrieben wird, entwickelt den vollen Impfschutz nach zwei Dosen und ist für Menschen ab zwölf Jahren zugelassen. Laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat er eine Wirksamkeit von etwa 90 Prozent – das heißt, die Wahrscheinlichkeit, schwer an Covid-19 zu erkranken, sinkt bei Geimpften um den genannten Wert. Ebenfalls von Biontech stammt der erste für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren zugelassene Impfstoff in Deutschland.
  • Astrazeneca: Der Vektorimpfstoff des britischen Pharmaunternehmens wird unter dem Namen Vaxzevria vertrieben. Aufgrund von seltenen schweren Nebenwirkungen empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko), den Impfstoff nur für Patienten zu verwenden, die älter als 60 Jahre sind. Offiziell zugelassen ist der Impfstoff aber für Menschen ab 18 Jahren. Vaxzevria weist laut BMG nach zwei Impfdosen eine Wirksamkeit von bis zu 90 Prozent in Bezug auf schwere Erkrankungen auf.
  • Moderna: Der von dem US-Unternehmen entwickelte mRNA-Impfstoff mit dem Vertriebsnamen Spikevax ist für alle ab 12 Jahren zugelassen, die Stiko empfiehlt aufgrund eines erhöhten Risikos schwerer Nebenwirkungen aber, ihn auf die Altersgruppe der über 30-Jährigen zu beschränken. Der Moderna-Impfstoff hat laut BMG eine Wirksamkeit von bis zu 90 Prozent in Bezug auf schwere Erkrankungen, wenn der volle Impfschutz nach zwei Impfdosen erreicht worden ist.
  • Johnson&Johnson: Das US-Unternehmen hat einen Vektorimpfstoff entwickelt, der bereits nach einer Impfdosis Schutz vor dem Coronavirus entwickelt. Er wird unter dem Namen Covid-19 Vaccine Janssen vertrieben. Das Präparat hat laut BMG eine Wirksamkeit von bis zu 70 Prozent bezogen auf schwere Erkrankungen – zudem ist die Zahl der Impfdurchbrüche im Vergleich zu den anderen Impfstoffen erhöht, daher empfiehlt die Stiko für mit Johnson&Johnson Geimpfte schon nach vier Wochen eine zusätzliche Impfdosis mit Comirnaty oder Spikevax, um den vollständigen Impfschutz zu gewährleisten.
  • Novavax: Das US-Unternehmen hat den Impfstoff Nuvaxovid entwickelt. der mitunter zu den sogenannten Totimpfstoffen gezählt wird. Er enthält das Spike-Protein des Covid-19-Erregers Sars-CoV-2. Dabei handelt es sich aber genau genommen nicht um abgetötete Virusbestandteile, die direkt aus dem Coronavirus gewonnen werden. Das Protein wird stattdessen künstlich hergestellt. Das menschliche Immunsystem bildet nach der Impfung Antikörper gegen das Protein. Der Impfstoff wird vermutlich ab Ende Februar in Deutschland eingesetzt und soll laut BMG in bis zu 90 Prozent der Fälle vor Erkrankung schützen.
  • Weitere Impfstoffe sind in der Entwicklung: Weltweit befinden sich diverse Vakzine in verschiedenen Phasen der Zulassung. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA prüft derzeit das umstrittene russische Präparat Sputnik V sowie die Impfstoffe der Hersteller Sinovac, Sanofi und Valneva. Der deutsche Hersteller CureVac hat seinen Impfstoff vorerst aus dem Zulassungsverfahren zurückgezogen.

Buchholz: Positiver Effekt in Tourismus-Modellprojekten

Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) hat sich optimistisch zur Entwicklung der Tourismusbranche geäußert. „Das Vorgehen des Landes, den hiesigen Tourismus ab Mitte April in vier Modellregionen zuzulassen, war nicht nur erfolgreich im Hinblick auf den Erkenntnisgewinn zum Thema sicheres Reisen in Corona-Zeiten, sondern hat gleichzeitig das Interesse am Urlaubsland Schleswig-Holstein beflügelt“, sagte Buchholz. Das zeige sich in den vorliegenden Buchungszahlen für Mai und werde sich hoffentlich auch in den kommenden Monaten widerspiegeln.

Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP).
Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP). © picture alliance/dpa | Unbekannt

Laut Statistikamt Nord kamen im Mai in den größeren Unterkünften und auf Campingplätzen 608.000 Übernachtungsgäste an und damit 50,1 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Die Zahl der Übernachtungen wuchs um 85,2 Prozent auf 2,82 Millionen. In den ersten fünf Monaten des Jahres sank die Zahl der Gäste im Vorjahresvergleich aber um 38,5 Prozent auf 868.000. Bei den Übernachtungen gab es einen Rückgang um 13,4 Prozent auf 4,48 Millionen.

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