Hamburg. Das Schuljahr in Hamburg startet – aber was ist von Donnerstag an die neue Normalität für Schüler, Lehrer und Eltern?
Sie alle machen ihren Job schon eine ganze Weile. Doch für Lehrer hat die Corona-Pandemie während der Schulschließungen etliche neue Herausforderungen bereitgehalten. Nun hoffen sie auf einen guten Neuanfang.
Martin Bitterberg (54), Abteilungsleiter der Mittelstufe am Johannes-Brahms-Gymnasium in Bramfeld, unterrichtet Biologie und Geschichte: „Ich freue mich auf das neue Schuljahr, das hoffentlich normal beginnt. Die momentane Entwicklung in Hamburg stimmt mich optimistisch, dass die Schule mit vollem Stundenumfang und mit allen Schülerinnen und Schülern starten wird. Ihnen ist ein ,Normalbetrieb‘ im Präsenzunterricht zu wünschen. Ich werde eine siebte Klasse neu als Klassenlehrer übernehmen, das ist immer spannend.
Dabei wäre es natürlich für die Gruppenfindung schön, wenn die Klasse nicht geteilt werden müsste. Die Schulleitung hat bereits vor den Ferien einen normalen Stundenplan erstellt. Falls die Fallzahlen stark anstiegen, gibt es in der Schule mittlerweile aber sehr viel Know-how und Routine, um die Schülerinnen und Schüler erfolgreich mit einer Mischung aus Präsenz und Heimunterricht zu versorgen.
Vieles lief vor den Ferien bereits gut, aber jetzt kommt es im neuen Schuljahr darauf an, allen Schülerinnen und Schülern anspruchsvollen und abwechslungsreichen Unterricht zu bieten. Ich habe vor den Ferien nur mit Maske unterrichtet, so werde ich es in nächster Zeit weiter handhaben.“
Silke Gatermann (61), didaktische Leiterin am Gymnasium Ohmoor in Niendorf, unterrichtet PGW, History/Geschichte, Deutsch und Englisch: „Wenn sich am Infektionsstatus nichts ändert, werden wir ja mit ,normalem‘ Präsenzunterricht starten. Sollten die Infektionszahlen wieder steigen, dann werden wir in A- und B-Wochen unterrichten.
Schwieriger wird es wahrscheinlich mit der Durchführung der ersten Elternabende, wenn die Abstandsregel für Erwachsene weiterhin gilt. Aber wir haben ja bereits sehr gute Erfahrungen mit Videokonferenzen gesammelt. Ich habe in den Ferien viele Webinare belegt und mich mit Kolleginnen und Kollegen darüber ausgetauscht, wie wir die gemachten Erfahrungen weiterhin nutzbringend einsetzen können. Herausfordernd sind diejenigen Schülerinnen und Schüler, die Schwierigkeiten haben, sich selbst zu motivieren, und die ihre Lernzeiten selbst nicht so leicht strukturieren können.
Aber das ist ein Problem, das auch im ,normalen‘ Unterricht aktuell ist. Die Hamburger Schulbehörde hat sich endlich entschieden, mit welcher Lernmanagement-Software sie die Schulen unterstützen wird. Die Zugänge und Fortbildungen erhalten wir aber erst mit dem Start des neuen Schuljahres.
Wirkliche Sorgen oder Ängste habe ich nicht. Als Mitglied der Risikogruppe baue ich aber sehr auf die Vernunft unserer Schülerinnen und Schüler sowie der Eltern, dass sie keine kranken Kinder in die Schule schicken.“
Olivia Förschner (54) unterrichtet an der Grundschule Burgunderweg in Niendorf: „Die Bedingungen, unter denen ich ins neue Schuljahr starte, sind besonders, denn ich starte mit einer ersten Klasse. Eltern und Kinder kenne ich nicht, die Eltern schulen zum Teil ihr erstes Kind ein und haben wie ihr Kind keine Ahnung, wie ein Schulvormittag aussieht und was von ihnen erwartet wird. Die Übernahme einer ersten Klasse ist immer mit einer großen Verantwortung für das Lernen verbunden. Lesen, schreiben und rechnen, das sollen sie von mir lernen, hier bin ich der Profi, und das ist nicht von den Eltern zu leisten.
Ich habe Angst davor, dass den Kindern im Falle einer erneuten Schulschließung die Lernfreude, der Stolz, die Motivation und die Begeisterung für das Lernen verloren gehen.“