Hamburg. 40 Jahre alte Hamburgerin Songül G. wollte offenbar Terroristen Unterschlupf bieten. IS-Anschlag auf Großveranstaltung geplant?
Mit einem Großaufgebot sind Bundespolizei, Bundeskriminalamt und die Hamburger Polizei am Dienstagmorgen zur Kieler Straße ausgerückt. Vor einem Wohnhaus gegenüber dem Geschäft „Futterhaus“ in Eimsbüttel stoppten die Einsatzfahrzeuge. Ziel der gemeinsamen Operation: die Festnahme von Songül G.
Die 40 Jahre alte Hamburgerin soll dem Islamischen Staat (IS) über Jahre als Unterstützerin treu gedient und der Terrorganisation bei der Vorbereitung eines großen Anschlags in Deutschland geholfen haben. Am Dienstagmorgen wurde sie festgenommen. Die Generalbundesanwaltschaft wirft der Islamistin vor, ein Netzwerk mit mehreren Glaubensschwestern gegründet zu haben. Die Frauen sollten zu Tarnzwecken eingeschleuste Terroristen heiraten, damit die IS-Schergen hier in Ruhe ihren Anschlag vorbereiten konnten.
Anschlag auf Großveranstaltung
Laut Bundesanwaltschaft wollten sie einen Anschlag „mit zahlreichen Todesopfern“ auf eine „nicht näher konkretisierbare“ Großveranstaltung verüben, so die Bundesanwaltschaft. Aufgeflogen war die 40-Jährige mit deutscher Staatsbürgerschaft, nachdem die aus Deutschland ins IS-Kriegsgebiet gereisten IS-Terroristen Marcia M. und Oğuz G. sich nach dem Zerfall des islamistischen Kalifats im Oktober 2017 der Kurdenmiliz YPG ergeben hatten. Sie plauderten offenbar in Vernehmungen durch Geheimdienste, darunter dem Bundesnachrichtendienst, Details über die Anschlagpläne in Deutschland aus. Die Generalbundesanwaltschaft übernahm die Ermittlungen.
Über Telefonnummer ausfindig gemacht
Das Bundeskriminalamt konnte über eine Telefonnummer Songül G. als Kontaktperson in Hamburg ausfindig machen. Sie hatte unter fiktiven Personalien eine Mobilfunknummer anmelden können, über die sie dann einen Account für WhatsApp und Telegramm anlegte. Darüber kommunizierte sie konspirativ mit ihren IS-Kontakten in Syrien. Dabei, so ermittelte die Generalbundesanwaltschaft, habe auch sie angeboten einen Terroristen bei sich aufzunehmen. Wie das Wochenmagazin „Die Zeit“ berichtet, planten die IS-Terroristen ein Blutbad auf deutschem Boden, möglicherweise sollten Sprengsätze bei einem größeren Musikfestival in der Provinz gezündet werden.
Angehörige von drei Terrorzellen sollten nach Deutschland kommen
Doch der Plan scheiterte – zwei Attentäter, die nach Deutschland eingeschleust werden sollten, gelang es im September 2016 in den Kriegswirren nicht, Syrien zu verlassen. Von den Anschlagsplänen hatten die deutschen Sicherheitsbehörden durch eine Frau erfahren, die dem Verfassungsschutz Tipps gab. Sie war eine der Personen aus der Islamistenszene, zu denen Marcia M. Kontakt aufgenommen hatte, um Frauen als Helferinnen zu gewinnen. Insgesamt sollten Angehörige von drei Terrorzellen nach Deutschland geschleust werden.
Ermittlungen wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung
Songül G. wird am Mittwoch dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt, dann könnte ihr der Haftbefehl eröffnet werden. Ermittelt wird gegen die 40-Jährige nur wegen Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung. Die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat (Paragraf 89 Stgb) wird ihr nicht zur Last gelegt – dafür fehle es, so erfuhr das Abendblatt aus Justizkreisen, an konkreten tatbeständlichen Anhaltspunkten. So soll Songül G. nach derzeitigem Erkenntnissstand keinen Sprengstoff oder Waffen beschafft und diese auch nicht für die Terror-Miliz verwahrt haben.