Hamburg. An der Gesundheitsakademie des UKE klärte Prof. Martin Spitzer auch über Maßnahmen bei grauem Star und Makuladegeneration auf.
Wenn wichtige Dinge aus dem Blick geraten, ist die tückische Erkrankung der Augen oft schon weit fortgeschritten. Der grüne Star, auch Glaukom genannt, verläuft meist schleichend, er tut nicht weh. Deshalb bemerken viele Betroffene lange nichts von der Beeinträchtigung des Sehnervs, durch die sich ihr Gesichtsfeld immer weiter verengt – bis sie seitlich ihren Sitznachbarn im Büro nicht mehr wahrnehmen oder Schilder und Ampeln übersehen.
Die Ursache kann ein erhöhter Augeninnendruck sein. „Der Sehnerv ist dann die Stelle im Auge, die am wenigsten aushält. Dieser Schaden lässt sich leider nicht rückgängig machen“, erklärte Martin Spitzer an der Gesundheitsakademie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Zwar könnten Ärzte den grünen Star durch eine druckmindernde Behandlung mit Tropfen oder durch eine Operation zumindest aufhalten. Wünschenswert sei aber, dass es künftig öfter gelänge, die Erkrankung in einem frühen Stadium zu behandeln, um schwerwiegende Schäden bis hin zu einer Erblindung gar nicht erst entstehen zu lassen, sagte der Direktor der Augenklinik am UKE.
Früherkennungsuntersuchung ist umstritten
Spitzer rät deshalb Menschen über 40 zu einer Glaukom-Früherkennungsuntersuchung, insbesondere jenen, die kurzsichtig sind oder Fälle von grünem Star in ihrer Familie haben und deshalb zu einer Risikogruppe zählen. Die Glaukom-Vorsorge ist allerdings umstritten. Besteht kein Krankheitsverdacht, übernehmen die Krankenkassen in der Regel nicht die Kosten für die Untersuchungen, zu denen etwa ein Sehtest und eine Messung des Augeninnendrucks gehören. Vielmehr wird die Glaukom-Vorsorge als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) von Augenärzten angeboten.
Die Kassen argumentieren, es könne vorkommen, dass ein Glaukom fälschlicherweise festgestellt werde. Und: Ob eine bevölkerungsweite Früherkennung grundsätzlich hilfreich ist, sei „bisher nicht gut untersucht“, die Datenlage gebe das nicht her, heißt es etwa von der Techniker Krankenkasse. „Der Beweis steht aus“, gestand auch UKE-Arzt Martin Spitzer in seinem Vortrag. Trotzdem plädierte er für die Vorsorge – und verwies darauf, dass dies auch die Haltung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft und des Berufsverbands der Augenärzte sei.
Experten stehen Rede und Antwort
In der Gesundheitsakademie am UKE geht es um verschiedene Volkskrankheiten und deren Behandlung. Nach Spitzer werden in den kommenden Wochen fünf weitere Wissenschaftler der Klinik 45-minütige Vorträge zu wichtigen Gesundheitsthemen halten, etwa zum Erhalt starker Knochen, zu Maßnahmen gegen juckende Haut und Ursachen und Anzeichen von Demenz. Nach ihren Vorträgen stehen die Experten auf dem „Markt der Gesundheit“ Rede und Antwort. Partner der Gesundheitsakademie ist das Abendblatt.
Während es sich beim grünen Star um eine besonders tückische Erkrankung handelt, bei der nur eine Begrenzung des Schadens möglich ist, dürfen Patienten mit grauem Star (Katarakt) auf Fortschritte hoffen, wie Spitzer sagte. Denn bei dieser Erkrankung handelt es sich um ein Trübung der Augenlinse. Die trübe Linse lässt sich durch eine individuell angepasste Kunststofflinse ersetzen. „In der Regel führt dies zu einer deutlichen Sehverbesserung“, sagte Spitzer. Knapp 800.000 solcher Operationen seien im vergangenen Jahr hierzulande durchgeführt worden.
OP lässt sich auch per Laser durchführen
Die winzigen Schnitte am Auge, die bei der OP nötig sind, lassen sich auch per Laser durchführen. Dadurch können die Schnitte zwar präziser ausfallen, trotzdem sei dieses Verfahren nicht zwangsläufig besser als die herkömmliche chirurgische Methode, so Spitzer. Wer grauen Star hat, dessen Sicht kann zwar zunehmend vernebelt sein. Einige Betroffene kommen damit aber zumindest eine Zeit lang zurecht. Bei einem Katarakt gebe es meist weniger Zeitdruck für eine Operation als beim grünen Star, sagte Spitzer.
Mit zunehmendem Alter erhöht sich das Risiko, an grauem oder grünem Star zu erkranken. Das gilt auch für die altersbedingte Makuladegeneration (AMD). Diese Erkrankung betrifft zwar nur einen kleinen Teil der Netzhaut, aber ausgerechnet jenes Areal, das entscheidend für scharfes Sehen ist. Rauchen, Übergewicht und Bluthochdruck sind Risikofaktoren.
Auf Ernährung achten
Bei der sogenannten trockenen AMD gelte es mangels wirkungsvoller Therapien, die Risikofaktoren zu vermeiden, sich viel zu bewegen und auf eine Ernährung mit viel grünem Gemüse zu setzen, sagte Spitzer. Davon profitierten im Übrigen auch Menschen mit gesunden Augen. Bei der feuchten AMD sei eine Heilung zwar auch noch nicht möglich. Doch immerhin könnten Ärzte diese Variante medikamentös so behandeln, dass sich bei vielen Betroffenen über Jahre hinweg die Lese- und Sehfähigkeit erhalten lasse, sagte Spitzer.
Erhältlich sind Karten in der Abendblatt-Geschäftsstelle, Großer Burstah 18–32 (Mo-Fr 9 bis 19 Uhr, Sa 10-16 Uhr), unter www.abendblatt.de/leserevents und an der Abendblatt-Ticket-Hotline: 040/30 30 98 98. Veranstaltungsort: Uniklinikum Eppendorf, Campus Lehre, Gebäude N55, Martinistraße 52.