Hamburg. An der neuen UKE-Gesundheitsakademie erklärt Professor Stefan Blankenberg, was unserem wichtigsten Muskel hilft.

Es ist eine extrem ausdauernde Pumpe: Unser Herz schlägt etwa 100.000-mal am Tag. Pausenlos befördert es Blut durch den Körper, der so mit Sauerstoff, Nährstoffen und Hormonen versorgt und von Kohlendioxid entlastet wird. Wer seinen 70. Geburtstag feiert, dessen Herz hat mehr als 2,4 Milliarden Mal geschlagen.

So erstaunlich dieser Motor des Lebens ist – er kann ins Stocken geraten oder gar ausfallen. Das Risiko dafür hängt zwar auch von Alter, Geschlecht und Genen ab, doch wir können eine Menge tun, um die Leistung unseres wichtigsten Muskels möglichst lange zu erhalten, erklärte Prof. Stefan Blankenberg beim Auftakt der neuen Gesundheitsakademie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Der Kardiologe rät etwa dazu, mindestens dreimal pro Woche ein jeweils halbstündiges Bewegungsprogramm zu absolvieren, vorzugsweise durch Schwimmen, Radfahren oder Nordic Walking. „Das allein hat schon einen enorm positiven Effekt für das Herz“, sagte der Direktor des Universitären Herzzentrums.

Jüngster Stand des medizinischen Wissens

Mit der Gesundheitsakademie will das UKE den jüngsten Stand des medizinischen Wissens vermitteln. Nach Stefan Blankenberg werden in den kommenden Wochen acht weitere Wissenschaftler der Klinik 45-minütige Vorträge zu wichtigen Gesundheitsthemen halten, etwa zur Prävention und Therapie von Krebs, zu Maßnahmen gegen juckende Haut und zu Ursachen und Anzeichen von Demenz. Nach ihren Vorträgen werden die Experten auf dem „Markt der Gesundheit“ Rede und Antwort stehen. Partner der Gesundheitsakademie ist das Abendblatt.

Wie Blankenberg erläuterte, kann regelmäßige Bewegung dazu beitragen, Übergewicht zu reduzieren oder zu verhindern – einer der größten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Der Grund: Durch eine Fettleibigkeit insbesondere im Bauchbereich und durch Bewegungsmangel verändert sich der Fett- und Zuckerstoffwechsel. Infolgedessen verändern sich die Blutgefäße, was langfristig zu einer Arterienverkalkung und damit unter anderem zu Bluthochdruck und zur koronaren Herzkrankheit führt.

Auf Zigaretten verzichten

Seinem Herzen helfe auch, wer auf Zigaretten verzichte, sagte Blankenberg. Zumindest für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gelte: „Wer mit dem Rauchen aufhört, hat fünf bis zehn Jahre später fast das Risiko eines Nichtrauchers erreicht.“ Und Alkohol? Etliche Studien hätten gezeigt, dass ein maßvoller Alkoholkonsum – nicht mehr als ein Glas Wein oder 0,3 Liter Bier pro Tag – das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht erhöhe, allerdings auch nicht präventiv wirke. Ein starker Alkoholkonsum hingegen erhöhe erheblich das Risiko, etwa eine Herzschwäche zu entwickeln. Dem Herzen helfe wiederum eine Ernährung, die vor allem auf Gemüse und Obst und Fisch statt Fleisch setze.

Insbesondere in Hamburg können Menschen nur bedingt einen weiteren Risikofaktor meiden, der laut Blankenberg eindeutig mit Erkrankungen wie Herzinfarkt und Herzschwäche verbunden ist: Luftschadstoffe wie Stickoxide und Feinstaub. Radfahren und Spaziergänge an der frischen Luft seien zwar grundsätzlich empfehlenswert, aber nicht täglich mehrere Stunden und über einen längeren Zeitraum an besonders stark mit Abgasen belasteten Straßen.

Warnsignale sollte man ernst nehmen

So viel zur Vorbeugung – wann aber sollte man wegen seines Herzens zum Arzt? Es gibt Warnsignale, die unbedingt ernst genommen werden sollten, sagte Blankenberg: „Wenn man schon bei leichten Anstrengungen – etwa dem Gang ins Schlafzimmer ein Stockwerk höher – starke Luftnot bekommt, wenn man eine Brustenge verspürt, Herzstolpern oder ein grundsätzliches Unwohlsein in der Brust, sollte man das rasch medizinisch untersuchen lassen.“ Mittels EKG und Bluttest lasse sich schnell feststellen, ob etwas Ernstes wie ein Herzinfarkt vorliegt, der dann mittels Implantation einer Gefäßstütze (Stent) behandelt werden kann.

Im EKG können auch Rhythmusstörungen – die häufigste Störung dieser Art ist das Vorhofflimmern – diagnostiziert werden. Dann müssen Medikamente gegeben werden, die das Herz bremsen und das Blut verdünnen, um einem Schlaganfall als Komplikation des Vorhofflimmerns vorzubeugen. Bereits durch Abhören des Herzens könne man erste Hinweise auf Herzklappenfehler erhalten, sagte Blankenberg. Wenn ein Herzklappenfehler so relevant ist, dass er Symptome erzeugt oder bereits zu einer Herzschwäche geführt hat, muss die betroffene Klappe repariert oder ersetzt werden. Dies kann operativ oder mittels Katheterverfahren erfolgen und individuell entschieden werden.

In etwa 70 Prozent der Fälle gebe es für die Beschwerden eine marginale Ursache. Bei den verbleibenden 30 Prozent der Patienten sei eine Behandlung nötig.