... da wurde er zum Büroschreck. Otto Waalkes ließ sich von Kindern interviewen, blödelte, aber gab zutiefst Persönliches preis.
Arbeiten Sie auch so gerne bei offener Tür? Dann Vorsicht! Vielleicht taucht eines Tages Otto Waalkes (70) auf – und sorgt dafür, dass Sie diesen Tag nie vergessen werden. Holla-di-hiiti! Doch dazu später mehr.
Es war einer dieser Arbeitstage beim Abendblatt, für die man eigentlich Geld bezahlen müsste, so besonders sind sie. Die Idee: Acht Mädchen und Jungen im Alter von acht bis 14 Jahren führen zum Weltkindertag 2007 ein Gespräch mit … ja, wem eigentlich? Schnell einigen sich die Kinder und ich auf Otto Waalkes. Der Ostfriese, der im selben Jahr zum beliebtesten Komiker nach Loriot und Heinz Erhardt gewählt wird, sagt sofort zu. Und das, ohne für ein Buch, einen Film oder eine CD werben zu wollen.
Interview mit Otto? Irgendwann...
Vier Wochen später ahnen die Kinderreporter nicht, dass ihr großer Tag schon gekommen ist. Sie sind in die Redaktion einbestellt, um sich Fragen auszudenken, die man Otto stellen könnte. Mit Betonung auf: könnte! Denn damit keiner enttäuscht nach Hause geht, falls der Star doch nicht kommt, „üben“ wir das Interview, das hoffentlich „irgendwann mal“ stattfindet, und schreiben die Fragen auf Karteikarten, die schneller zum Einsatz kommen, als manche zu hoffen wagen.
Waalkes kommt tatsächlich zum Termin. Er bringt sogar acht bunte Plüsch-Ottifanten mit – für jedes Kind einen. Mit dabei: ein Mitarbeiter seines Managements. „Ist das Ihr Agent?“, will ein Junge wissen. Otto reimt lieber: „Herr Agent, es brennt!“
Überraschend ernst und unerwartet offen nimmt sich der Komiker rund eine Stunde Zeit für alle Fragen und Autogrammwünsche. Bei einer Kanne Tee aus der Verlagskantine (Otto: „O ja, Friesentee …!“) spricht er über Karriere, Privates sowie seinen größten Flop.
Und was fragen Kinder, wenn sie Waalkes fragen dürfen, was sie fragen wollen? „Hast du schon mal einen Wattwurm angefasst?“ Antwort: „Ich bin auf den Ostfriesischen Inseln groß geworden, da hab ich ständig mit Wattwürmern zu tun gehabt!“ Nachfrage: Und wie fühlen sie sich an? „Glitschig, aber das ist nur äußerlich, charakterlich sind sie doch sehr freundlich ...“
Otto bellte und jodelte im Kindergarten
Dann geht’s ans Eingemachte. Ob Otto in der Schule auch schon der Klassenclown war? „Wir waren eine sehr fröhliche Familie, und ich hab schon mit neun Jahren Gitarre gespielt, kleine Scherzchen gemacht und dazu gebellt und gejodelt. Im Kindergarten hab ich den Puppendoktor aufgeführt, auf Kindergeburtstagen den ,Babysitter-Boogie‘ gesungen und damit den ersten Preis gewonnen: einen Warengutschein für damals 30 D-Mark und ein Buch, ,Meuterei auf der Bounty‘.“
Und was war Ottos peinlichste Situation, in der niemand gelacht hat? „Das war in Stuttgart in der Liederhalle, im Winter. Da war’s eiskalt. Und sie haben mir einen heißen Grog gegeben, um mich aufzuwärmen. Lecker! Ich hab mir nichts dabei gedacht, bin zurück auf die Bühne und habe denselben Witz noch mal erzählt, den ich kurz vorher schon zum Schluss erzählt hatte. Und keiner hat gelacht. Dann hab ich gemerkt: Oh, das war der Alkohol! Und seitdem habe ich bei der Arbeit nie wieder Alkohol getrunken.“
Otto: Freimütige Worte über seine Frau
In einem der bewegendsten Momente verrät Waalkes, dass er selbst am Grab seiner Eltern um Autogramme gebeten werde und sich dann am liebsten zurückziehen würde. Freimütig spricht Otto auch über das anscheinend schon distanzierte Verhältnis zu seiner damaligen Noch-Ehefrau, einer Schauspielerin, die er selten sehe …
Richtig verrückt wird es, als die Kinder sich schon verabschiedet haben. Otto will auf dem Weg zum Auto noch sein Kaugummi loswerden. Auf dem Verlagsflur! Ohne zu zögern läuft er in das erstbeste Büro und entsorgt sein Kaugummi im Papierkorb. Die Blicke der zwei Damen am Schreibtisch werde ich nie vergessen. Eine kreischt erschrocken: „Otto!!“ Gemeinsam gehen wir zügig weiter – und lachen uns halbtot … Holla-di-hiiti! Danke, Otto.