Fehmarn/Hamburg. Hamburger Extremsportler will mit Tour auf Umweltauswirkungen des Ostseestunnels hinweisen. Gericht entscheidet am Dienstag.
Mit gespannten Erwartungen blicken Politik, Wirtschaft und Naturschützer in Norddeutschland nach Leipzig: Dort entscheidet das Bundesverwaltungsgericht am Dienstag über den geplanten Bau des Ostseetunnels von Fehmarn zur dänischen Insel Lolland. Ein Hamburger Extremsportler protestierte währenddessen am Wochenende mit einer Tretroller-Tour gegen den Bau des Belttunnels.
Hamburger Extremsportler protestiert gegen Fehmarnbelttunnel
Mit einem Tretroller fuhr Ole Sporleder (51) am Sonnabend nach eigenen Angaben die knapp 200 Kilometer von Hamburg nach Fehmarn. Über 15 Stunden benötigte der Hamburger dafür und knüpfte damit an seinen Protest im Frühjahr an, als er mit einer Laufgruppe den 75 Kilometer langen Ultramarathon rund um die Insel der Protest-Bewegung Beltretter widmete.
Der Extremsportler sei erfahrener Marathon- und Ultramarathon-Läufer, die Tretroller-Fahrt wäre für ihn jedoch eine Premiere gewesen, teilten die Beltretter am Sonntag mit. „Ich spüre meine Beine schon sehr. Morgen wird es wohl einen kräftigen Muskelkater geben. Eine Herausforderung waren unterwegs aber vor allem glatte Wege und rutschiges Laub", sagte Sporleder nach Ankunft auf der Fehmarnsundbrücke gegen 19.15 Uhr.
Fehmarnbelttunnel: Klagen von Naturschützern
In Leipzig hatten die Richter seit dem 22. September fünf Tage lang über die Klagen des Naturschutzbundes Nabu, des Aktionsbündnisses gegen eine feste Fehmarnbeltquerung und mehrerer Fährunternehmen (Az.: BVerwG 9 A 7.19 u.a.) verhandelt. Die Gegner zweifeln die Verkehrsprognosen für den Auto- und Eisenbahntunnel an und fürchten gravierende Umweltauswirkungen, zum Beispiel auf Riffe in der Meerenge und auf Schweinswale.
Der geplante 18 Kilometer lange Absenktunnel ist eines der größten Verkehrsvorhaben in Europa. Dänemark wird ihn auf eigene Kosten von geschätzt 7,1 Milliarden Euro planen, bauen und betreiben. Für die Kosten der Straßen- und Schienenanbindung auf deutscher Seite in Höhe von 3,5 Milliarden Euro (inklusive Risikopuffer von 1,1 Milliarden Euro) muss die Bundesrepublik aufkommen. Mehrere Gemeinden verlangen einen besseren Lärmschutz. In Dänemark besteht seit 2015 Baurecht.
Keine Hürden für das Fehmarnbelt-Projekt?
Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) sagte mit Blick auf die Entscheidung, er gehe nach dem Verlauf der Verhandlung davon aus, dass das Gericht dem Projekt keine unüberwindbaren Hürden in den Weg legen wird. Er erwarte aber, dass die Richter den Planern in einzelnen Fragen Hausaufgaben mitgeben werden, die diese hoffentlich in überschaubarer Zeit abarbeiten können. Ziel sei ein möglichst baldiges Baurecht.
Aus Sicht des Nabu seien viele Fragen unter anderem zur Lärmbelastung für Schweinswale und zu den Riffen im Belt in der Verhandlung unzureichend beantwortet geblieben, sagte Sprecher Malte Siegert. Defizite in der Planung müssten aufgearbeitet werden. Offen geblieben sei auch die Frage, inwieweit die Prognosen der dänischen Planungsgesellschaft für den Straßenverkehr differenziert genug sind.
Wachholtz: Vorteile der Querung überwiegen
„Die norddeutsche Wirtschaft erwartet von dem Urteil einen klaren Fahrplan für eine zügige Realisierung des Jahrhundertprojektes“, sagte der Präsident der Unternehmensverbände in Hamburg und Schleswig-Holstein, Uli Wachholtz. „Mit Abschluss der Verfahren sind dann sämtliche Einwendungen aller Betroffenen angemessen berücksichtigt und entschieden worden, sodass es in der Region wieder um die Sache gehen kann.“ Die Vorteile der festen Querung würden deutlich überwiegen, sagte Wachholtz.