Ein erster Blick ins vierte Hamburger Musicalhaus der Stage Entertainment. Mitte Januar wird das Eröffnungsstück benannt. Disneys „Aladdin“ ist der Favorit vor „Das Wunder vor Bern“ und „Spiderman“.
Hamburg Im Treppenhaus riecht es nach Mörtel und frischer Farbe, Handwerker verputzen Leitungsschächte. Die letzten Vorbereitungen für den Innenausbau des neuen Nachbarn vom König der Löwen im Hafen laufen auf Hochtouren. Ein erster Blick in das neue Musicalhaus offenbart: Das „Theater an der Elbe", der Stage Entertainment, das je nach Perspektive an einen Dampfkochtopf, einen Wal oder ein Facettenauge aus 10.000 Edelstahlschindeln erinnert, ist in jeder Hinsicht ein spektakuläres Theater, ein Traumtheater geworden. „Theater an der Elbe“ ist der offizielle Name der neuen Bühne, wie die Stage Entertainment am Freitag bekannt gab.
Die erste Sensation ist die gläserne Panoramafensterfront mit Blick auf die Ufer-Skyline Hamburgs mit der Elbphilharmonie gegenüber. Von der Galerie des Neubaus aus kann der Zuschauer noch ein gutes Stück weiter die Elbe hinaufsehen und hat einen freieren Blick als aus dem gelben Zelttheater. Doch auch der Zuschauersaal und das Foyer überwältigen durch ihre funktionale Ästhetik, ihren gelungenen Schwung und die nach oben zunehmende Leichtigkeit.
Der Eindruck wird durch Säulen vermittelt, die auf der Galerie deutlich schlanker sind als im Erdgeschoss und bald durch gläserne Treppengeländer unterstrichen. Die Sichtachsen vom 1850 Zuschauer fassenden Saal auf die Bühne erwecken bereits ohne Sitze den Eindruck, man säße ganz dicht dran am Geschehen.
In Foyer und Saal wandelt der Besucher unter einem Sternenhimmel von rund 1000 LED-Leuchten, die einzeln gesteuert werden können. Zudem begrenzen dezente Lichtbänder die Foyerdecke. Hier ist sogar die Farbe wählbar, so dass die Atmosphäre stimmungsvoll gestaltet werden kann. Ob zur Eröffnung im Herbst 2014 eine weitere Wunderlampe auf der Bühne leuchtet, weil Disneys „Aladdin“ das Eröffnungsmusical wird, steht noch in den Sternen über dem Theater. Bisher hat die Stage Entertainment das Stück nicht bestätigt. Zwischenzeitlich waren auch die Stoffe „Das Wunder von Bern“ nach dem gleichnamigen Spielfilm und „Spiderman“ im Gespräch, gelten allerdings als unwahrscheinlicher. Doch das Warten hat auch hier bald ein Ende, Insidern zufolge will der Unterhaltungskonzern den Titel der Eröffnung Mitte Januar bekannt geben.
Doch zunächst steht im „Theater an der Elbe" der Innenausbau auf dem Programm. Arbeiter verlegen derzeit die letzten Leitungen. Bühne und der in Rot gehaltene Saal werden mit der neuesten Technik ausgestattet. Ein Dolby-Surround-System ermöglicht eine perfekte Klangaussteuerung. Derzeit besteht der Boden noch aus Beton und wo später die 700 Quadratmeter umfassende Großbühne als Spielfläche dienen wird, klafft derzeit ein tiefes Loch, das später die Unterbühne und den Orchestergraben aufnehmen wird. Der acht Tonnen schwere Eiserne Vorhang wird hydraulisch betrieben und hängt in der Bauphase ein paar Meter über dem Boden in der Luft. Rechts gibt es eine kleine, links eine große Nebenbühne für Kulissen und den Tonraum.
Auch das Betriebsgebäude, der hintere Teil der gut 10.000 Quadratmeter Gesamtfläche, mit Kantine und Garderobenräumen, ist für Musicaltheaterverhältnisse großzügig und praktisch gebaut. Hier kam Stage-Baudirektor Ingo Eggers die Erfahrung aus dem Betrieb sämtlicher Stage-Theater in Deutschland zugute. Gemeinsam mit Hochtief baute die Stage Entertainment den Entwurf der niederländischen Architekten AMA Group Arn Meijs Architekten BV zügiger als geplant in nur zwei Jahren. Rund 40 Millionen Euro kostete der Bau, mit der Bühnentechnik werden die Gesamtkosten bei etwa 50 Millionen Euro liegen.
Dabei waren einige besondere Schwierigkeiten zu Berücksichtigen. So ist das Gebäude wegen der Lage des Grundstücks deutlich kürzer als der Löwenkönigspalast daneben. Zudem liegt es hinten zwei Meter tiefer, so dass besondere Hochwasserschutzmaßnahmen ergriffen werden mussten, die sich bisher sehr gut bewährt haben, wie Kay Dörnbrack Bell von der Betriebstechnik berichtet. Im Frühjahr werden das „Theater an der Elbe“ und das Zelttheater durch den Bau neuer Außenanlagen miteinander verbunden. Ein verlängerter Fähranleger mit breiterem Aufgang wird zu beiden Theatern den Weg ebnen. Darüber hinaus werden sie mit einem Gang verbunden, so dass die Gäste des neuen Hauses leicht zum Skyline- Restaurant im Löwenzelt gelangen.
Umgekehrt können dessen Besucher den abgegrenzten Event-Bereich im neuen Haus erreichen. Dieser hat 450 Plätze und ist parallel zum Theaterbetrieb nutzbar, kann auch als Event-Location mit einmaligem Blick auf Hamburg gemietet werden. Im Foyer selbst werden für die Musicalbesucher im modernsten Musicaltheater vier Bars eingerichtet.