Andreas Dey, Jan Haarmeyer und Joachim Mischke sprachen mit Dutzenden von Zeitzeugen und Beteiligten, arbeiteten sich durch Tausende Seiten, viele davon vertraulich. Das Abendblatt-Dossier lässt die Elbphilharmonie in neuem Licht erscheinen.

Normal ist das nicht: 16 Tageszeitungs-Seiten, mit Text geflutet, für ein einziges Thema. Man kann das Luxus nennen. Oder Wahnsinn. Oder, ganz schlicht: konsequenten Journalismus, der seine Aufgabe ernst nimmt. Aber, andererseits, dieses Thema ist ja auch alles andere als normal. Am 16. Dezember steht der zehnte Jahrestag einer der vielen wichtigen Weichenstellungen beim Projekt Elbphilharmonie an: der Beschluss des Hamburger Senats, „das Projekt Elbphilharmonie auf dem Kaispeicher A weiterzuverfolgen“. Sie wirkt fast fertig, jetzt, noch gut drei Jahre vor der momentan geplanten Eröffnung im Frühjahr 2017. Das Konzerthaus in der HafenCity ist so viel mehr als „nur“ ein Gebäude – und es wird dramatisch mehr kosten als anfangs erhofft und später gefürchtet (Wetten werden nach wie vor angenommen). Vor einigen Monaten kam in der Abendblatt-Redaktion die gute Idee auf: Das erzählen wir jetzt mal richtig, mit allem Drum und Dran. Mit den übergroßen Visionen vieler Politiker und Planer und den noch größeren Kapitalfehlern, die Kosten explodieren ließen und Terminpläne zu schlechten Witzen machten. Mehr als die Hälfte einer normalen Zeitungsausgabe für ein Thema? Wenn nicht jetzt, wann dann?

Wir sprachen im Laufe mehrerer Wochen mit Dutzenden von Zeitzeugen und Beteiligten, arbeiteten uns durch Tausende Seiten, viele davon vertraulich. Erinnerten uns an etliche Begebenheiten, kleine und große. Wir reisten zur Zentrale von Herzog & de Meuron nach Basel und trafen dort die beiden Architekten. Ein weiteres Gespräch fand in Berlin statt, mit dem Akustiker Yasuhisa Toyota. Informanten versorgten uns großzügig mit brisantem Material und erzählten, wie es wirklich war hinter den Kulissen, wenn es ernst wurde. Oder wenn es, wieder mal, schief ging. Sie hatten unglaublich viel zu erzählen. Es gab Situationen, da kamen wir aus dem Staunen kaum heraus.

Um das Riesen-Thema mit seinen vielen Aspekten in den Griff zu bekommen, beteiligten sich Autoren mit ganz unterschiedlichen Fachkenntnissen: Jan Haarmeyer wurde im Laufe der jahrelangen elbphilharmonischen Berichterstattung zum Bautechnik-Gourmet. Eine Senatsdrucksache, die Andreas Dey nicht kennt, die gibt es höchstwahrscheinlich nicht. Und Joachim Mischke beschreibt und bewertet das Kultur-Projekt seit dessen Anfängen. Nebenbei bemerkt: Es kann kein Zufall sein, dass die drei Autoren-Nachnamen mit den selben Buchstaben beginnen wie die Abkürzung für Herzog & de Meuron.

Drei Blickwinkel auf ein Bauwerk, die eine historische Gesamtperspektive ergeben. Wir hatten gedacht, dass wir schon sehr viel darüber wussten. Das war eine Fehleinschätzung, denn jetzt sind wir sehr viel klüger. Und die Leser dieser 16 Seiten hoffentlich auch.

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