Hamburg. Eine Fernsehkarriere, wie ihr berühmter Bruder Steffen, streben Rocky und Toni Henssler nicht an. Promi-Bonus gibt es bei ihnen nicht.

Das Petit Delice in der Galleria an den Großen Bleichen galt einst als Treffpunkt für Liebhaber der französischen Küche. Gastronom Werner Henssler hatte es Mitte der 1980er- Jahre eröffnet und zwölf Jahre lang geführt. Danach wechselten die Betreiber mehrfach, keiner der Nachfolger konnte an die einstigen Erfolge anknüpfen.

Werner Henssler führt seit 18 Jahren gemeinsam mit seinem Sohn Steffen, der zu den prominentesten Köchen des Landes zählt und mit seinen TV-Formaten ein Millionenpublikum erreicht, das Sushi-Lokal Henssler Henssler an der Großen Elbstraße. Nun gibt es ein „Comeback“ im Petit Delice. Dabei kommen zwei weitere Henssler-Söhne ins Spiel – Rocky und Toni, die das Restaurant am Fleet übernommen haben.

Immer ging es um gutes Essen

 Die beiden haben bislang nicht die Öffentlichkeit gesucht, machen für das Abendblatt eine Ausnahme. „Wir haben unsere Berufe von der Pike auf gelernt und erst einmal Erfahrungen in Küche und Gastronomie gesammelt. Und jetzt konzentrieren wir uns gemeinsam auf unser erstes eigenes Projekt“, sagt Toni Henssler.

Die Brüder haben Platz genommen auf den schwarzen Designerstühlen, die seit Jahren das Ambiente prägen, ebenso wie der schwarz-weiße Marmorfußboden. Der Tresen wurde neu gestaltet, die schwere Granitplatte fällt sofort ins Auge, die moderne Kunst an den Wänden auch: „In der Küche ist alles neu“, sagt Toni Henssler. Diese ist sein Reich. In Grashoffs Bistro in Bremen hat der 25-Jährige seine Ausbildung zum Koch gemacht. „Ich habe schon in der siebten Klasse gewusst, dass ich später mal diesen Beruf lernen möchte. Natürlich hat es eine Rolle gespielt, dass es bei uns in der Familie immer um Gastronomie und gutes Essen ging“, sagt er.

Der junge Rocky ist der Gastgeber

Es folgten Stationen im Sternerestaurant Tantris in München und im Meatery im Side Hotel an der Drehbahn. In Hamburg kochte er außerdem im Hennsler Hennsler und im Ahoi an der Spitalerstraße, zuletzt im Ono am Lehmweg. Diese beiden Restaurants werden auch von Steffen Henssler betrieben. „Ich habe viel gelernt und Erfahrungen gesammelt. Aber ich habe gemerkt, nun ist es an der Zeit, dass ich mein eigenes Ding machen muss“, sagt Toni Henssler.

Was den Gast im Petit Delice erwartet? „Eine klassische französische Bistroküche. Ich liebe Fisch als Produkt, zum Beispiel fangfrischen Steinbutt, eine Delikatesse.“ Ein Gourmetmenü soll abends auf der Karte stehen. Aber auch Klassiker wie Tatar mit Wachtelei oder Lammkarree mit Rosmarinkartoffeln und Ratatouillegemüse. Bei Fleisch und Gemüse setzt der Koch auf regionale Produkte. Zum Mittagstisch gibt es eine kleine Extrakarte mit preiswerteren Gerichten.

Sein Bruder Rocky ist der Gastgeber. Er ist erst 20 Jahre alt, hat aber schon viel Erfahrung: „Ich bin ja quasi mit den Gästen aufgewachsen und habe schon als Zehnjähriger den einen oder anderen Teller an den Tisch gebracht.“ Auch sein Berufswunsch stand schnell fest. Die Ausbildung zum Restaurantfachmann hat er im Henssler Henssler gemacht. Drei Monate lang vertiefte er beim Berliner Fachhändler Wein&Glas Compagnie seine Weinkenntnisse. Seine Philosophie: „Die Kunst ist es, auf jeden Gästetyp individuell einzugehen. Der persönliche Service soll natürlich auch unser Markenzeichen hier im Petit Delice sein“, sagt Rocky Henssler.

Status spielt hier keine Rolle

Es geht intim zu, denn es gibt nur rund 30 Plätze im Gastraum und in der ersten Etage das neu gestaltete Fleetzimmer für 14 Personen. Auf der Terrasse stehen 16 Plätze zur Verfügung. Während seiner Ausbildung hat Rocky Henssler viele Prominente kennengelernt, betont aber: „Für mich ist jeder Gast gleich. Der Status spielt für mich keine Rolle. Ich habe einfach Spaß daran, den Menschen ein paar schöne Stunden zu bereiten.“

Die Brüder haben eine enge Beziehung und sind stolz darauf, dass sie nun ihr eigenes Restaurant haben. Ist der Name Henssler Fluch oder Segen? Toni Henssler lächelt: „Bislang hat uns dieser Name nicht geschadet. Aber wie gesagt, wir wollen durch unsere Leistung überzeugen, und diese Branche liegt uns halt in den Genen.“