Hamburg. Nahe dem Hauptbahnhof gibt es jede Menge Auswahl – viele Lokale sind seit Jahren erfolgreich. Teil neun der großen Serie.

Laufsteg und Bummelmeile, das ist die Lange Reihe in St. Georg. Mit gut 40 Bars, Cafés, Kneipen und Restaurants ist die rund 750 Meter lange Straße zwischen Hauptbahnhof und Krankenhaus St. Georg eine sehr gute Adresse zum Ausgehen, Essen und Trinken. Bunt, quirlig, lebendig und manchmal ein wenig schräg, das ist die Straße auch als Zentrum des Lesben- und Schwulenviertels in der Hansestadt. Hier startet jedes Jahr die Parade zum Christopher Street Day. Und wegen der schönen Altbauten gehört die Lange Reihe mittlerweile zu den Top 50 der Hamburger Straßen mit den teuersten Eigentumswohnungen.


1. M&V Bar Gleich am Anfang der Straße öffnet eine Hamburger Institution jeden Abend ihre Tür: die M&V Bar. Mutti und Vati, Matrosen und Vielflieger, Millionäre und Vagabunden trinken hier Bier, Schnaps oder Cocktails, sitzen in kleinen Nischen oder an der langen Theke, klönen, schweigen, genießen. Der Name steht für Ernst Mulzer und Wilhelm Voelkel. Im Januar 1924 gründeten die beiden eine Großdestillation. Bald gab es im gesamten Stadtgebiet eigene Lokale, wo man die M&V-Produkte kaufen und konsumieren konnte. Als letzte ihrer Art ist die M&V Gaststätte in der Langen Reihe übrig geblieben. „Der Schriftzug stammt aus den 50er-Jahren, die Discokugeln im Fenster sind irgendwann von einer Feier übrig geblieben“, sagt Marc Dittmar. Seit mehr als zwei Jahren steht er hinter dem Tresen, kümmert sich um die Musik, macht in der Küche Abendbrot. „Mir gefällt die Gästemischung.“ 70 Plätze hat der Laden, im Sommer kann man draußen sitzen. Ein schöner Einstieg für einen St.-Georg-Bummel.
Lange Reihe 22, täglich 17–2 Uhr, 040/28006973, www.mvbar.de


2. Das Dorf Früher wussten nur Eingeweihte, dass sich im Keller unter der Apotheke Zum Ritter St. Georg die inoffizielle Kantine vom Deutschen Schauspielhaus befand. Heute weist ein Schild auf das Restaurant Das Dorf hin. Der feinen deutschen Küche mit Pfiff hat sich Betreiber Axel Strehlitz verschrieben, Rouladen und Pannfisch, Labskaus und Frikadellen stehen auf der Karte. Das Gewölbe aus dem Jahr 1848 mit 15 Tischen in vier verschiedenen Räumen ist eng und gemütlich, viel Holz, an die 200 Bilder, Drucke und Zeichnungen an den Wänden, zwei alte Kachelöfen, Kerzen auf den Tischen.
Lange Reihe 39, täglich ab 18 Uhr, 040/245614, www.restaurant-dorf.de


3. Café Bel Di Einen Galao mit Vanilletörtchen, Salat, ein belegtes Brot oder einen Teller Nudeln kann man schnell und unkompliziert im Café Bel Di verzehren. Im etwas schrabbeligen Ambiente sitzt man auf Bänken und Hockern an Holztischen und bestellt beim Wirt am Tresen. Die Speisen schmecken, der Kaffee ist lecker, die Preise sind reell. Alles Zutaten für einen schönen Tag.
Lange Reihe 47, täglich 9–21 Uhr, 040/41169000

4.Vasco da Gama Zum Inventar in St. Georg gehört zweifellos das Vasco da Gama. Dieses Restaurant eröffnete 1982 in der Danziger Straße und zog 20 Jahre später in die Lange Reihe. Und ungefähr genau so lange arbeitet Marco Liborio schon in dem Lokal. „In Küche und Service sind wir acht Kollegen und alles Portugiesen“, sagt der Mann aus Lissabon. Auf der Karte stehen Fisch- und Fleischgerichte, es gibt Tapas und Paella, Sardinen, Kaninchen und Wildschwein, Mittagstisch und Tagesempfehlungen. Man sitzt in holzgetäfelten Nischen und betrachtet die vielen Seestücke an den Wänden.
Lange Reihe 67, täglich 11.30–23 Uhr, 040/2803305, www.vasco-da-gama-hamburg.de

5. Cox Ja, sind wir denn hier in Paris? Seit mehr als 20 Jahren versprüht das Restaurant Cox den Charme eines Bistros in der französischen Hauptstadt und begeistert mit Gerichten, die das gewisse Etwas haben. „Wir wollen ein Ort sein, wo alles zueinanderpasst“, sagt Holger Dankenbring, Gesellschafter und für die Küche verantwortlich. 110 Plätze, cremefarbene Wände, weinrote Sitzbänke, weiße Kugellampen, Spiegel und dunkles Holz sorgen für eine einladende Atmosphäre. Alle zwei Wochen wechselt die übersichtliche Karte, Lammbratwurst und Blutwurst sind die Spezialitäten des Küchenchefs, der auch gelernter Schlachter ist.
Lange Reihe 68 , Mo–Fr 12–14.30/18.30–23 Uhr, Sa/So und Feiertage 18.30–23 Uhr, 040/249422, www.restaurant-cox.de

 6. Casa di Roma Ein eleganter Italiener ist das Casa di Roma. In 25 Jahren hat Suman Kumar sein Restaurant zu einem feinen Treffpunkt für Liebhaber der mediterranen Küche gemacht. In drei eleganten Räumen werden an weiß eingedeckten Tischen Pasta mit Trüffel, Jacobsmuscheln oder Rinderfilet mit Pinienkern-Kruste serviert. Mittags steht auch eine Pizza auf der Karte. „Auch Köchen schmeckt es hier“, sagt der 57 Jahre alte Chef aus Indien und verweist auf die vielen Schwarz-Weiß-Fotos an der Promi-Wand. Kumar hegt eine große Liebe für Rotwein, mehr als 300 Positionen hat er im Angebot, geschmackvoll ist das Lokal mit Flaschen und Holzkisten dekoriert. Sein Sohn Ricky (26) ist mit eingestiegen, ansonsten kochen und servieren 25 Angestellte, viele sind dem Betrieb schon lange treu. Wie eben auch zahlreiche Gäste.
Lange Reihe 76, täglich 11.30–24 Uhr, 040/2803043, www.casadiroma.de

Suman Kumar (r.) betreibt mit seinem Sohn Ricky Kumar das Restaurant Casa di Roma
Suman Kumar (r.) betreibt mit seinem Sohn Ricky Kumar das Restaurant Casa di Roma © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez

7. Gao Kitchen Der Name ist Programm: Gao heißt Reis und gibt schon eindeutige Hinweise, was im Gao Kitchen auf den Teller kommt. Chefin Thu Huong Ngu­yen lebt seit 25 Jahren in Deutschland und kommt aus einer Gastronomen-Familie. Alles wird frisch gekocht, Pho-Suppe und Reisnudeln sind am beliebtesten, aber auch Sushi wird viel bestellt. Eine besondere Vorspeise sind Jacobsmuscheln mit Mangosalat. An den grauen Wänden in dem hellen, langen Raum hängen Fotos aus Vietnam. „Ich fahre regelmäßig hin, hole getrocknete Kräuter und Gewürze aus Asien“, sagt die 36 Jahre alte Wirtin. Besonders gut an kalten Tagen tut der Tee mit frischem Ingwer, Minze, Süßholz und Kumquat.
Lange Reihe 81, Mo–Sa 11–22 Uhr, So 18–22 Uhr, 040/30728029, www.facebook.com/gaokitchen

8. Grüneberg Zu Amid Ali kommen viele Nachbarn, um bei ihm im Grüneberg ein Bier zu trinken und Fußball zu gucken. Es gibt verschiedene Sorten vom Fass und kleine Speisen, die Öffnungszeiten sind flexibel. „Ich richte mich nach den Gästen“, sagt der Chef aus Afghanistan. geschmückt ist der lange Raum mit vielen Fotos und Fanschals. Ali mag die Kicker von St. Pauli und Dortmund, „die machen mir nicht so viele Kopfschmerzen wie der HSV“. Beliebt ist auch die Terrasse. Hier kann man ruhig sitzen, den Bummlern zuschauen und die Parade abnehmen.
Lange Reihe 86, täglich ab 10 Uhr, 040/28055707

9. Foodpecker Kitchen In der ehemaligen Bio-Bäckerei hat sich die Foodpecker Kitchen niedergelassen. Tomislav Dumancic hat seinen gleichnamigen Foodtruck verkauft und serviert jetzt in weiß-rotem Ambiente Bagel Burger mit Pulled Pork, Burritos, Flammkuchen und New York Cheesecake. Abends gibt es auch Cocktails, und am Wochenende wird üppig gebruncht.
Lange Reihe 93, täglich 10–22 Uhr, 040/24859394, foodpecker-kitchen.de

10. Café Gnosa Birne-Rahm, Lübecker Nuss, Philadelphiatorte – was in der Konditorei vom Café Gnosa hergestellt wird, genießt seit Jahren einen ausgezeichneten Ruf. Kein Wunder, dass in diesem Traditionshaus und Treffpunkt der schwul-lesbischen Szene nur selten ein Platz frei ist. Bis 1987 führte Elli Gnosa das Café, das sie 1939 zusammen mit ihrem Mann Gerhard übernommen hatte. Die Einrichtung änderte sich seitdem kaum, kleine Tische und Stühle, plüschiges Ambiente, Fenster zur Straße, Zeitungen und Zeitschriften, Außenbestuhlung. „Wir bieten beste Wiener Kaffeehaus-Atmosphäre“, sagt Sarah Bongard, die seit mehr als fünf Jahren im Service arbeitet. Frühstück bis 16 Uhr, Mittagstisch ab 12.30 Uhr. Und für ein Stück Kuchen ist immer Zeit.
Lange Reihe 93, täglich 10–18 Uhr, 040/243034, facebook.com/Café-Gnosa

Das Cafe Gnosa ist bekannt für seine hausgemachten Kuchen aus der eigenen Konditorei
Das Cafe Gnosa ist bekannt für seine hausgemachten Kuchen aus der eigenen Konditorei © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez

11. Frau Möller Schräg gegenüber die nächste Konstante in der Langen Reihe: Frau Möller. Zwei Tag vor der Eröffnung vor 35 Jahren war alles fertig, nur ein Name fehlte. Die Belegschaft beschloss einstimmig, die Hündin des Besitzers zu würdigen. Und so kam das Lokal zu seinem Namen. Das Ambiente ist rustikal, das viele braune Holz hat schon ein bisschen Patina angesetzt. „Aber die Gäste wollen nichts Modernes“, sagt Betriebsleiter Mathias Kiesler. Zusammen mit 45 Mitarbeitern bewirtschaftet er gut 100 Plätze, serviert Bratkartoffeln, Schnitzel, Frikadellen und Bauernfrühstück – bis tief in die Nacht, im Sommer auch draußen.
Lange Reihe 96, Mo–Do 11.30–4 Uhr (Küche bis 1 Uhr), Fr 11.30–6 Uhr (Küche bis 3 Uhr), Sa 11–6 Uhr (Küche bis 3 Uhr), So 11–4 Uhr (Küche bis 1 Uhr), 040/25328817, www.fraumoeller.com


12. LeSu Ein paar Stufen hinunter und schon ist man an der Wasserquelle. Das bedeutet nämlich LeSu auf Deutsch. Fisch, Fleisch, Salate, Gemüse oder Meeresfrüchte – die Gerichte riechen und schmecken nach Mittelmeer und Sonne. In der offenen Küche werden alle Speisen mit orientalischem Pfiff frisch zubereitet. „Falafel sind sehr beliebt“, sagt Serap Aytar, Schwester vom Chef Kahraman Ösüm. 30 Plätze hat der Familienbetrieb – die sind schnell besetzt, wenn zum Beispiel Lamm mit Zimt, Pflaumen und Datteln auf der Karte steht.
Lange Reihe 97, Mo–Fr 12–15/17–23 Uhr, Sa 17–23 Uhr, 040/7902764, www.le-su.de


13. Neumanns Die Mutter von Betreiber Peer Petersen war eine geborene Neumann und führte die gleichnamige Konditorei im Grindelhof. Das ist die Reminiszenz auch im Neumanns Bistro und Weinbar in St. Georg. Man kann essen, zum Beispiel den Lamm-Salat, das Wiener Schnitzel oder die Tagesempfehlung von Fisch oder Fleisch. Aber man muss nicht. „Bei uns spielt der Wein die Hauptrolle“, sagt Janec Steger, stellvertretender Betriebsleiter. 50 offene Tropfen, mehr als 100 in Flaschen, mehr Weiß- als Rotweine – ein Abend im gemütlichen Lokal kann lang werden.
Lange Reihe 101, täglich ab 12 Uhr/Küche bis 23 Uhr, 040/60862209, www.neumanns-bistro.de


14. Peter Pane Er darf nicht fehlen bei einem gastronomischen Bummel: der Burger. Am Ende der Straße wird das gefüllte Brötchen in der Turnhalle bei Peter Pane serviert. 200 Hungrige finden hier Platz, wählen zwischen drei verschiedenen Brotsorten und allerlei dazwischen. Die Auswahl fällt schwer. Durst? Süffig sind die hausgemachten Limonaden und die Cocktails mit und ohne Alkohol.
Lange Reihe 107, täglich ab 11 Uhr, 040/28008535, www.peterpane.de
 

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