Hamburg. Der Vertrag wurde um fünf Jahre verlängert. Albert Wiederspiels Credo ist politisch: „Wehret den Anfängen!“

Kontinuität. Das ist der rote Faden, der sich durch die Personalentscheidungen von Kultursenator Carsten Brosda zieht. Schauspielhaus-Intendantin Karin Beier: verlängert. Thalia-Chef Joachim Lux: verlängert. Generalmusikdirektor Kent Nagano, Opernintendant Georges Delnon, Ballettdirektor John Neumeier: verlängert.

Und auch Filmfestchef Albert Wiederspiel wird der Stadt erhalten bleiben. Am Donnerstag gab die Kulturbehörde bekannt, dass die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH) den Vertrag mit Albert Wiederspiel als Leiter des Filmfestes Hamburg für weitere fünf Jahre (gerechnet vom 1. Januar 2019 an) bis Ende 2023 verlängert. „Albert Wiederspiel hat das Filmfest Hamburg zu einem wichtigen Treffpunkt für Kinobegeisterte des Films aus aller Welt gemacht“, so Brosda. Der Zuschnitt des Filmfestes ziehe „immer mehr – auch auswärtige – Besucherinnen und Besucher an“. Er freue sich, dass Wiederspiel „seine intensive Arbeit für den Film und das Kino in Hamburg weitere fünf Jahre fortführen wird“.

Unverwechselbare Marke

Tatsächlich hat Albert Wiederspiel das Hamburger Kinofestival seit 2003 zu einer eigenen, unverwechselbaren Marke aufgebaut. Er hat einen Etat, der mit dem der großen Festivals in Cannes, Venedig oder Berlin nicht ansatzweise zu vergleichen ist. Aber er hat – abgesehen davon, dass er ein exzellenter Netzwerker und ein passionierter Gastgeber ist – auch eine bezwingende Idee, was er damit bestmöglichst anstellt. Das Hamburger Filmfest ist eines mit politischem Anspruch. Es ist nah an den Themen der Zeit, es holt Filme aus aller Welt nach Hamburg, bewusst auch solche, die unter immer wieder schwierigsten Bedingungen produziert wurden, weil die Filmemacher, etwa aus dem Iran oder aus China, in ihrer Heimat beispielsweise der Zensur unterliegen.

Diesen eigenen Anspruch will Wiederspiel in Zukunft stärken: „Wehret den Anfängen!“ heißt das Credo, das er für die kommenden fünf Jahre ausruft: „Dabei denke ich nicht nur an den weltpolitischen Kontext, sondern auch an die Bedrohung des Kinos als Ort des kollektiven Filmerlebnisses“, erklärt Wiederspiel. „In einer Zeit, wo manche schon über die museale Zukunft des Kinos nachdenken, ist es umso wichtiger, das Kino lebendig zu halten und dem Publikum die bestmöglichen Kinoerlebnisse zu verschaffen. Filmfest ist Kino, ist Film, ist der Dialog zwischen Publikum und den Filmschaffenden. Und in bedrohlichen Zeiten wie diesen, muss jeder Dialog gefördert werden; weil Dialog per se Kompromiss bedeutet, da wir uns ja dann auf die Meinung des anderen einlassen (sagt der Dalai Lama).“

Wichtiges überregionales Herbstfestival

Maria Köpf, Geschäftsführerin der Filmförderung, freut sich ebenfalls über die Vertragsverlängerung, da „das Filmfest Hamburg durch die kontinuierliche Arbeit und den Esprit Albert Wiederspiels als wichtiges überregionales Herbstfestival immer stärker wahrgenommen“ werde. Der erweiterte Hamburger Produzentenpreis für einen Deutschen Spielfilm werde das in den nächsten Jahren noch verstärken. Albert Wiederspiel steht für Kontinuität ohne Stillstand.