Sülldorf. Im Memory erinnern die Speisen von Inga und Heiko Hagemann an ihre alten Chefs – die Sterneköche Viehhauser und Müller.
Mensch, kommst du an die Sülldorfer Landstraße, befindest du dich auf einer typischen Hamburger Ausfallstraße. Apotheke, Post, Tankstelle, Bäckereien, Sparkasse, Supermärkte, Läden für Hunde- und Reiterbedarf, Bankfilialen, Wohnhäuser. Und irgendwann leuchtet ein lukullisches Licht in dieser Vorstadt-Gleichförmigkeit: das Restaurant Memory.
Hier führen Inga und Heiko Hagemann einen kleinen und feinen Treffpunkt für Feinschmecker. Das Hamburger Ehepaar hat sich während der Lehre im damaligen Café des Artistes von Mövenpick in der Innenstadt kennengelernt. „Wir haben beide eine Ausbildung zum Koch gemacht“, berichtet Inga Hagemann. Danach zog es die beiden Köche ins Le Canard von Josef Viehhauser und auf die Insel Sylt zu Jörg Müller. Elf Jahre lang führte das Ehepaar anschließend bis 2004 in Westerland ein Feinkostgeschäft mit Bistro. „Die Kunden wollten immer mehr Restaurant. Das konnten wir nicht leisten, der Laden war zu klein, und die Miete auch irgendwann zu hoch“, sagt Hagemann.
Das Paar fand eine Immobilie in Familienbesitz
Wie es der Zufall wollte, gab es in Hamburg an der Sülldorfer Landstraße eine Immobilie in Familienbesitz. „Wir haben das Wohnhaus entkernt und komplett umgebaut“, so die 43-Jährige. Im April 2005 eröffnete das Ehepaar seinen neuen Betrieb.
Am Eingang grüßt ein alter Küchenschrank, große bunte Bilder von wechselnden Künstlern schmücken die Wände. Auf den Tischen liegen weiße Decken, dazu Servietten, Besteck, Gläser und frische Blumen. Die Holzstühle sind bequem und gestreift gepolstert, vor den Fenstern hängen Raffrollos. Im Gastraum zur Straße hin finden 30 hungrige Besucher Platz, im zweiten Raum mit Blick auf die Bar und den Garten noch einmal 20. Und ebenso viele Gäste können bei gutem Wetter auf der Terrasse sitzen.
Entenleber ist immer im Angebot
Inga Hagemann kümmert sich um Service und Gäste, ihr Mann Heiko managt die Küche und steht am Herd. Eine Arbeitsteilung, die beiden behagt. „Frauen sind gesprächiger“, sagt der 44-Jährige diplomatisch. Gleichwohl gestalten beide zusammen die Speisenkarte und haben auch den Namen gemeinsam ausgesucht. „Wir heißen Memory, in Erinnerung an die klassischen Gerichte von Viehhauser und Müller, die wir modernisieren und immer mal wieder auf der Karte auftauchen lassen“, so Heiko Hagemann.
Wer sich auf den Weg in den Hamburger Westen macht, kann sicher sein, dass immer Entenleber im Angebot ist. Auch Jakobsmuscheln oder geschmorte Kalbsbäckchen gehören zum Standardrepertoire. „Die Gäste wollen gut präsentierte Speisen, und es soll danach schmecken, was es auch ist.“ Chichi, überfrachteten Tellern und Gerichten aus der Molekularküche habe man mittlerweile abgeschworen. „Wir bleiben beim Produkt, oft regional und immer beste Qualität“, sagt Inga Hagemann.
Auf regionale Lieferanten ist Verlass
So sind die gebratenen Jakobsmuscheln zart und saftig, die begleitenden Blutwurst-Würfel knusprig-pikant und die Ingwersauce von angenehmer Schärfe. Im Hauptgang sind Rinderfilet und Spargel auf den Punkt gegart, geschmorte Tomaten und Shiitakepilze sowie Erbsen sorgen für zusätzliche Geschmacksakzente.
Die Hagemanns verlassen sich auf ihre meist regionalen Lieferanten, man kennt sich schon lange. „Ich kaufe zum Beispiel meine Tomaten immer auf dem Blankeneser Wochenmarkt bei einem Bauern aus Vierlanden“, sagt Inga Hagemann. „Der stellt mir die richtige Mischung für eine köstliche Tomatensuppe zusammen.“
Geschäftsleute kommen mit ihren Familien
In der Regel hat das Memory zwei Menüs im Angebot, saisonale Zutaten wie Ente und Skrei im Winter oder Müritzlamm und Wildkräuter im Frühling werden berücksichtigt. Alle zwei Wochen wird die Karte geändert. Zum Essen kommen viele Geschäftsleute aus dem Hamburger Westen oder dem schleswig-holsteinischen Umland, abends auch gerne mit Familie. Überhaupt ist das Restaurant als gediegene Feierlocation beliebt, Reservierungen sind also angebracht.
Die Weinkarte verzeichnet gut 70 Positionen aus Deutschland, Europa und Übersee. Die günstigste Flasche ist für 18 Euro zu haben, für 4 Euro kommen 0,1 Liter ins Glas. Dabei stehen keine offenen Weine in der Karte, denn die Hagemanns bieten ihren Besuchern einen besonderen Service an. „Wir öffnen für unsere Gäste Flaschen im Ausschank und fragen, ob es ein guter Trinkwein oder etwas Besonderes sein soll“, sagt die Chefin.
Die beiden Köche essen am liebsten Fleisch und Salat, lesen zusammen Kochbücher und bereiten auch an ihren freien Tagen gerne etwas Schmackhaftes für sich und die zwei Söhne Justin und Jonas zu. So bleiben Inga und Heiko Hagemann immer im Training und ihr Restaurant Memory als gastronomischer Leuchtturm an der Ausfallstraße Richtung Westen in Erinnerung.
So kommen Sie hin
Öffnungszeiten: Restaurant Memory, Sülldorfer Landstraße 222, Telefon 86 62 69 38, www.memory-hamburg.de, Di–Fr 13–14.30 Uhr und ab 18 Uhr, Sa ab 18 Uhr. Parken in der Umgebung, S-Bahn bis Sülldorf. Lunchmenü 25 Euro für drei Gänge inklusive Wasser und Kaffee, Spargelmenü 24 Euro für zwei Gänge, Hagemann Menü 49 Euro für drei Gänge, 69 Euro für fünf Gänge.