Hamburg. SPD und Grüne fordern rasche Entlastungs-Maßnahmen für überlasteten Bahnhof und setzen klare Fristen.

SPD und
Grüne erhöhen den Druck auf die Deutsche Bahn und den eigenen Senat
in Sachen Hauptbahnhof. In einem gemeinsamen Bürgerschaftsantrag
fordern die Regierungsfraktionen jetzt nicht nur, den „internationalen Wettbewerb zur Weiterentwicklung und Erweiterung
des seit Jahren massiv überlasteten Hauptbahnhofs zügig
vorzubereiten und Mitte 2019 zu starten“. Sie pochen auch darauf,
dass die von der Bahn kürzlich zugesagten Sofortmaßnahmen auch
tatsächlich umgesetzt werden – etwa durch die Entfernung von „
verzichtbaren Aufbauten auf dem Bahnsteig zwischen den Gleisen 13
und 14“ und die Schaffung „neuer Zugänge von der Steintorbrücke zu
den Bahnsteigen im Süden“.

Damit sollen „Personenströme entzerrt“
werden, mithin: Die immer größeren Menschenmassen, die täglich
durch den Hauptbahnhof strömen, sollen mehr Platz bekommen und sich
auf unterschiedliche Zuwege verteilen. Bis 30. Juni 2019 soll der
Senat berichten, was die Bahn bis dahin bereits „zur Steigerung der
Kapazität in den Fußgänger- und Fahrgastbereichen“ getan hat. Auch
müsse „kurzfristig“ mit den Planungen für den Bau eines weiteren
Bahnsteigs für Gleis 9 begonnen werden.

 „Wer den Hauptbahnhof
tagtäglich erlebt, der weiß, dass die Deutsche Bahn in der
Bringschuld ist“, sagte SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf dem
Abendblatt. „Der Bahnhof erträgt seit Jahren Passagiermengen, für
die er nicht ausgelegt ist, weil die Deutsche Bahn ihre
Infrastruktur nicht weiterentwickelt hat. Es ist gut, dass wir uns
mit der Bahn einig sind, dass endlich etwas passieren muss.“ Die
Jahre 2019 und 2020 müssten mit dem Start des Wettbewerbs zum
Ausbau des Hauptbahnhofs und dem Bau der S4 „wegweisend“ sein, so
Kienscherf. „Beim Ausbau des Hauptbahnhofs muss die Bahn nun in den
nächsten Gang schalten.“

SPD-Verkehrspolitikerin Dorothee Martin
sagte, die Stadt brauche „dringend mehr Kapazität“ für die
wachsende Nutzerzahlen. „Dazu gehört zum einen ein Gesamtkonzept
für den Ausbau“, so Martin. „Zum anderen brauchen wir aber auch
gerade von der Steintorbrücke zu den Bahnsteigen im Süden eine
schnelle Lösung. Aber auch beim langfristigen Ausbau erwarte ich
von der Bahn Hochdruck.“ Der Hauptbahnhof platze aus allen Nähten,
die Bahn hätte längst etwas unternehmen müssen, findet
Grünen-Verkehrspolitiker Martin Bill. Langfristig führe kein Weg an
einer Erweiterung vorbei, wie dies geschehe, müsse nun ein
internationaler Wettbewerb zeigen, so Bill. „Eine deutliche
Entlastung wird die S4 nach Bad Oldesloe bewirken, die dem
Hauptbahnhof eine Menge Passagiere abnehmen wird.“

Auf den 14 Gleisen verkehren täglich 800 Züge und 1200 S-Bahnen

Der Senat soll
laut Bürgerschaftsantrag „so schnell wie möglich eine Einigung
zwischen Hamburg, Schleswig-Holstein und dem Bund über die
Finanzierung der S4“ herbeiführen und „darauf hinwirken, dass mit
dem Bau 2020 begonnen werden kann“. Auf dem 1906 gegründeten
Hamburger Hauptbahnhof mit seinen 14 Gleisen verkehren heute
täglich 800 Züge, 1200 S-Bahnen und rund 500.000 Menschen. Damit
ist er laut Antrag „der meistfrequentierte Bahnhof Deutschlands“
und nach dem Pariser Bahnhof Gare du Nord europaweit der Bahnhof
mit dem größten Verkehrsaufkommen. Aufgrund der stetig wachsenden
Passagierzahlen stößt der Hamburger Hauptbahnhof schon lange an
seine Kapazitätsgrenzen.