Hamburg. Rücksäcke mit dem neuen “Hamburger Geschichten-Buch“ verteilt. Autorin Kirsten Boie: Bücher zum Teil des Familienlebens machen.

Es hat 134 Seiten, ein großes Poster und ist voll mit Geschichten und Gedichten, Sprachspielen, Comics und kunterbunten Wimmelbildern: „Das Hamburger Geschichten-Buch“ ist ein ganz und gar außergewöhnliches Vorlesebuch. In der Grundschule Arnkielstraße bekamen jetzt die ersten Kinder einen blauen Stoffbeutel geschenkt, in dem das Buch steckt, das nun jedes Jahr alle rund 19.000 Kinder erhalten, wenn sie zum „Vorstellungsverfahren der Viereinhalbjährigen“ zum ersten Mal in die Schule kommen.

„Buchstart 4 ½“ heißt deshalb auch das Projekt, mit dem Hamburg von nun an alle Kinder, die auf dem Weg von der Kita in die Schule sind, zum Lesen animieren will. Die Idee dazu hatte Hamburgs Ehrenbürgerin Kirsten Boie, die bereits Schirmfrau und Mit-Initiatorin des ersten Buchstart-Projektes ist. Seit 2007 gibt es für einjährige Kinder, die zur Vorsorgeuntersuchung U 6 gehen,  Taschen mit Büchern und Bücherhallen-Gutscheinen. Mehr als eine halbe Million Bilderbücher hat der Träger von Buchstart, Seiteneinsteiger e. V., bisher mit Hilfe aller Hamburger Kinderärzte an die Familien verteilt.

Kirsten Boie: "Hamburg ist damit bundesweit Vorreiter"

„Gerade Kinder, deren Familien weder Bücher kaufen noch vorlesen, bekommen jetzt durch das Buchgeschenk und das Begleitprogramm in Kitas und Vorschulen eine enorme Unterstützung“, freute sich die Kinderbuchautorin Kirsten Boie. „Ich bin sehr glücklich, und das auch deshalb, weil Hamburg mit dieser Initiative bundesweit wieder einmal Vorreiter ist.“ Sie appellierte auch direkt an die Eltern, diesen „Schatz“ gemeinsam mit ihren Kindern zu entdecken. „Machen Sie das Buch zu einem wichtigen Teil ihres Familienlebens! Lesen Sie ihrem Kind jeden Tag vor und sprechen darüber, schauen sie sich gemeinsam die Bilder an und füllen mit ihrem Kind die persönlichen Seiten aus. So können sie ihr Kind zu einem Bücherkind machen.“

Wie wichtig das ist, verdeutlichte Schulsenator Ties Rabe (SPD): „Um im Verlauf ihres weiteren Bildungswegs gut zurechtzukommen - im Fach Deutsch, aber auch in allen anderen Fächern - müssen Kinder solide Lesekompetenzen erwerben. Damit kann man nicht früh genug beginnen.“

"Lesen lernen ist eine Einstellung"

Zwischen 20 und 25 Prozent der Kinder hätten nach der Kita kaum mal ein Pixi-Buch gelesen. Es sei falsch zu glauben, dass Kinder das Lesen in der Schule lernen. „Lesen lernen ist eine Einstellung, und die bildet sich vor der Schule.“ Wenn Kinder nämlich erfahren dürfen, wie spannend Bücher sein können. Und welche Abenteuer sie mit Büchern erleben können.

Das betonte auch Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD): „Bücher eröffnen neue Welten, machen schlau und viel Spaß.“ In Hamburg solle jedes Kind eine gute Bildung erhalten. „Wir haben eine Vielzahl an Kita-, Schul-, Ausbildungs- und Studienangeboten. Wichtig ist ein guter Start in den Bildungs- und Lebensweg, der durch ein frühes Interesse an Büchern und dem Lesen ermöglicht wird. Das Projekt Buchstart 4 ½ trägt dazu bei, dass Kinder schon früh Freude am Lesen und an Büchern entwickeln und ihre Lesekompetenz gefördert wird.“

Buchstart 4½ umfasst noch mehr Projekte

Auch Schulleiter Thorsten Bräuer freute sich, dass man mit diesem richtungsweisenden Projekt jetzt in der Schule direkt daran anknüpfen könne, was die Kinder aus der Kita mitbringen. Durch „Bücher für alle“ würden kulturelle Kernkompetenzen von Anfang an gefördert. Weitere Elemente von „Buchstart 4½“, das von drei Behörden, den Bücherhallen, Seiteneinsteiger und dem Carlsen Verlag entwickelt und von fünf Hamburger Stiftungen finanziell unterstützt wird, sind der Geschichtenfinder-Tag, ein von April 2021 an jährlich in den Hamburger Kitas stattfindender Bücher-Aktionstag, sowie Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte aus Kita und Vorschule.

„Das Jahr, bevor es mit der Schule losgeht, ist aufregend“, sagte Melanie Leonhard (SPD), Senatorin für Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration. „Buchstart begleitet die Kinder vom Kita-Kind zum zukünftigen Schulkind – unabhängig davon ob es im letzten Jahr die Kita mit dem Brückenjahr-Konzept oder die Vorschule besucht.“

Carsten Brosda (SPD), Senator für Kultur und Medien, dankte Kirsten Boie und Seiteneinsteiger sowie den Stiftungen für ihr unermüdliches Engagement. „Das Projekt Buchstart ist eine echte Hamburger Erfolgsgeschichte. Zusammen mit allen Unterstützern machen wir die Freie und Lesestadt Hamburg.“