Hamburg. Antrag in der Bürgerschaft: Klinik könnte unter das Dach des UKE schlüpfen. Die Wilhelmsburger kämpfen um ihr Krankenhaus.

Für das finanziell angeschlagene Hamburger Krankenhaus Groß-Sand in Wilhelmsburg gibt es eine neue Idee. Wie der Gesundheitspolitiker Deniz Celik (Linke) dem Hamburger Abendblatt sagte, werde seine Fraktion am 16. Dezember einen Antrag in die Bürgerschaft einbringen, nach dem Groß-Sand unter das Dach des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) schlüpfen sollte. Es gebe für diese Konstruktion ein Vorbild: So habe man bereits das einst ebenfalls von Kürzungen bedrohte Kinderkrankenhaus in Altona mit der Beteiligung einer UKE-Tochtergesellschaft auf neue Füße gestellt.

Groß-Sand wird von der St. Bonifatius Gemeinde in Wilhelmsburg getragen, aber faktisch derzeit vom katholischen Erzbistum Hamburg geleitet. Zum Bistum gehört unter anderem auch das Marienkrankenhaus. Für Groß-Sand sucht der Bischofssitz seit Jahren einen Käufer. Pensionslasten in zweistelliger Millionenhöhe drücken auf das Ergebnis. Die Bettenauslastung ist nicht so hoch wie erwartet. Dazu trägt aktuell sicherlich auch die Corona-Pandemie bei, die es erforderlich macht, dass Betten „in Reserve“ gehalten werden.

Krankenhaus Groß-Sand: Kann das UKE einspringen?

In der Klinik arbeiten rund 450 Ärzte, Pflegekräfte und weitere Mitarbeiter. Die Pflegeschule wurde bereits geschlossen. Groß-Sand gilt als wichtig für die Versorgung der an Bevölkerung erheblich wachsenden Elbinsel Wilhelmsburg.

Das Krankenhaus Groß-Sand in Wilhelmsburg.
Das Krankenhaus Groß-Sand in Wilhelmsburg. © HA | Michael Rauhe

Es gibt Ideen für einen Umbau des Krankenhauses mit Kerndisziplinen, zu denen auch die Chirurgie gehört. Ärzte in Groß-Sand haben sich dagegen gewandt, dass ihre Einrichtung zu einem Medizinischen Versorgungszentrum „degradiert“ oder zu einer reinen Notaufnahme wird. Eine Gruppe aus Bistumsvertretern, Kassenärztlicher Vereinigung und der Krankenkasse Barmer bemüht sich seit Monaten um Ideen für ein Weiterführen des Betriebs.

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Im Antrag der Linken heißt es jetzt: „Das UKE kann durch ein Übernahmeangebot den Krankenhausstandort mit einem bedarfsgerechten Behandlungsangebot sicherstellen und weiterentwickeln. Bereits mit der Übernahme des Kinderkrankenhauses Altona hat das UKE eine Erfolgsgeschichte geschrieben: Mit einem überzeugenden medizinischen Konzept wurde in kurzer Zeit eine verbesserte Wirtschaftlichkeit als auch eine verbesserte Qualität der medizinischen Versorgung erreicht. Für das UKE und den Stadtteil ergeben sich durch die Übernahme des Stadtteil-Krankenhauses Groß-Sand neue Weiterentwicklungspotenziale: eine bessere Patientenversorgung durch die Übertragung wissenschaftlicher Erkenntnisse auf die Alltagsversorgung, neue Formen der Verzahnung von stationärer und ambulanter Versorgung, die ein universitäres Krankenhaus der Maximalversorgung anderweitig nicht hat und die Möglichkeit für angehende Mediziner/-innen sowie Pflegekräfte alltägliche Erkrankungen in der ambulanten und stationären Praxis kennenzulernen.“

Online-Diskussion und Protest

Die Linken-Fraktion plant für den 10. Dezember ab 19 Uhr eine Online-Diskussion mit Experten und Wilhelmsburgern zu Groß-Sand. Hier kann man daran teilnehmen.

Der Verein Zukunft Elbinsel, dessen Vorsitzender der langjährige Arzt Manuel Humburg ist, plant am 15. Dezember eine Kundgebung auf dem Rathausmarkt (17 Uhr). Humburg beklagte, dass der Lenkungsausschuss für Groß-Sand seit Wochen nicht mehr getagt habe. Das Bistum verhandele weiterhin über einen Verkauf an einen neuen Träger.