Hamburg. Eine Straße wurde durch eine unterirdische Detonation angehoben. Experten suchen nun fieberhaft nach der Ursache.

Eine Explosion unter der Fahrbahn im Pollhornbogen macht Experten ratlos. In der Nacht zum Freitag hatte es dort eine Detonation gegeben, die schwere Schäden anrichtete. Experten von Hamburg Wasser, Stromnetz Hamburg und Gasnetz Hamburg sowie des Kampfmittelräumdienstes fahndeten vor Ort – ohne eine Ursache herauszufinden. Die Experten vermuten, dass explodierte Weltkriegsmunition die Ursache sein könnte. Aber auch Faulgase oder andere Gase werden als möglicher Auslöser genannt. In der kommenden Woche soll die Straße aufgegraben und untersucht werden.

Gegen 1.40 Uhr hatte es am Pollhornbogen, kurz vor der Einmündung zur Georg-Wilhelm-Straße, einen Knall gegeben. Als Polizei und Feuerwehr eintrafen, stellten sie fest, dass sich Risse durch die Straße zogen, Teile der Fahrbahndecke aus dem Asphalt ragten und Deckel aus Schächten geschleudert worden waren. „Die Fahrbahn war auf einer Fläche von etwa 40 Quadratmetern um die 30 Zentimeter hoch gedrückt worden“, sagte ein Polizist.

Die Feuerwehr sperrte den Bereich. „Sofort eingeleitete Messungen durch Trupps in Schutzanzügen mit speziellen Multimess- und Warngeräten ergaben keine eindeutigen Ergebnisse“, sagte Feuerwehrsprecher Torsten Wesselly. So konnten keine Rückschlüsse auf die Ursache der Zerstörung gezogen werden.

In der Tiefe verlaufen zahlreiche Leitungen

„Es konnten lediglich Rückstände oder sehr geringe Mengen verschiedener und zum Teil auch brennbarer Gase festgestellt werden“, sagte Wesselly. Die Einsatzkräfte überprüften zudem mehrere Wohngebäude und Betriebe in der Umgebung, ohne gefährliche Gase messen zu können. Gegen 4 Uhr rückte die Feuerwehr ab.

Am Morgen untersuchten die städtischen Experten Leitungen und Rohre in dem Bereich. Auch ein kleiner Kameraroboter war im Einsatz. Eine Ursache für die Explosion wurde nicht gefunden.

Am unterirdischen Ort der Explosion verlaufen in verschiedenen Ebenen zahlreiche Leitungen. Unter anderem befindet sich ab zehn Metern Tiefe ein sogenannter Sammler – ein drei Meter hoher Kanal, über den das gesamte Schmutzwasser aus dem Bereich Harburg in Richtung des Klärwerks Köhlbrand geleitet wird.

Mitarbeiter von Hamburg Wasser stiegen hinab: Der Sammler ist unbeschädigt. Die Explosion muss sich also deutlich über dem unterirdischen Kanal ereignet haben. Wäre der Sammler schwer beschädigt worden, hätte das dramatische Folgen haben können. Das Abwasser von großen Teilen des Bezirks hätte nicht mehr abfließen können. Im Extremfall wäre es über einen Noteinlass in die Süderelbe geleitet worden.

Es könnte auch eine Weltkriegsbombe explodiert sein

Am Vormittag rückte dann der Kampfmittelräumdienst an. Auch die Experten für Weltkriegsmunition konnten keine eindeutige Ursache ermitteln. „Wir konnten uns nur die Schäden anschauen. Ich habe Bilder davon an Kollegen in ganz Deutschland geschickt. Vielleicht erkennt von denen jemand ein Schadensmuster, das auf eine Selbstdetonation hindeutet“, sagte der Leiter der Kampfmittelräumdienstes, Peter Bodes. Bislang sei diese Ursache aber Spekulation.

Tatsächlich könnte aber auch Weltkriegsmunition unter der Erde explodiert sein. Ein Bombenblindgänger, von denen noch mehrere Tausend in Hamburg vermutet werden, war es sicherlich nicht. Er hätte deutlich größere Schäden verursacht. In Hamburg wird aber immer noch Flakmunition der Deutschen Flugabwehr gefunden, die als Blindgänger unter der Erde liegt.

Diese Granaten, die im Zweiten Weltkrieg in der Hansestadt millionenfach verschossen wurden, sind mit einem Zeitzünder ausgestattet, der das Geschoss in einer bestimmten Höhe zur Explosion bringen sollte. Der Zünder besteht aus einer Art Uhrwerk, das auch heute noch auslösen kann.

Ab Montag wird die Straße aufgegraben

Laut Sorina Weiland, Sprecherin des Bezirksamtes Mitte, wird in der kommenden Woche damit begonnen die Straße aufzugraben. Zuständig ist zunächst das Tiefbauamt. Bereits am Freitag waren die im Bereich der beschädigten Straße verlaufenden Stromleitungen abgeschaltet worden, da auch ein Kurzschluss als Ursache der unterirdischen Explosion nicht ausgeschlossen wird.

Außerdem soll noch ein Regenwasserrohr trockengelegt werden, zu dem ein Siel gehört, dass direkt neben dem am schlimmsten betroffenen Straßenbereich liegt. Das Rohr konnte bislang nicht genau untersucht werden, da es komplett überflutet ist.

Bei den Arbeiten, die vermutlich am Montag beginnen, werden auch Experten der verschiedenen Versorger und auch des Kampfmittelräumdienstes der Feuerwehr dabei sein. Sie sollen die Tiefbauarbeiten begleiten und dabei nach der Ursache suchen. Anschließend wird die Straße wieder repariert.