Hamburg. Britische und schwedische Investoren steigen bei Zinspilot ein. Unternehmen hat schon neun Milliarden Euro Spargelder vermittelt.
Seine Idee zahlt sich aus: 2011 gründete Tim Sievers in Hamburg das Unternehmen Deposit Solutions, das über die Internetplattformen Zinspilot und Savedo deutlich höhere Zinsanlagen bei in- und ausländischen Instituten bietet als die Hausbank. Es ist eine Art Supermarkt für Zinsanlagen. Das hat bisher rund 155.000 Kunden überzeugt, die über die Plattformen neun Milliarden Euro angelegt haben. Denn die Geldanlage bei anderen Instituten ist besonders einfach, weil der Sparer nicht bei jeder Bank eine neue Kontoverbindung eingehen muss.
Dieses Geschäftsmodell überzeugte jetzt auch Großinvestoren. Denn je mehr Geldinstitute ihre Zinssätze auf null Prozent absenken, umso attraktiver erscheinen Tagesgeld- oder Festgeldangebote mit Zinssätzen von bis zu 1,80 Prozent. 100 Millionen Dollar (88 Millionen Euro) hat jetzt Deposit Solutions von den neuen Anteilseignern Vitruvian Partners aus Großbritannien und Kinnevik aus Schweden zusammen mit den bisherigen Gesellschaftern für die weitere Expansion eingeworben. Es ist eine der größten Finanzierungsrunden, die ein deutsches Finanz-Start-up bislang verbuchen konnte. Die schwedische Investmentgesellschaft Kinnevik ist auch an Zalando beteiligt. Gründer Sievers hält mehr als 20 Prozent der Anteile.
Demnächst auch in der Schweiz
„Deposit Solutions hat einen effizienten Marktplatz für Spareinlagen entwickelt, deshalb freuen wir uns, die weitere Expansion unterstützen zu können“, sagt ein Sprecher von Vitruvian Partners. „Mit den neuen Finanzmitteln wollen wir weiter expandieren“, sagt Tim Sievers im Gespräch mit dem Abendblatt. „Die Schweiz wird unser nächster Markt sein, den wir mit unserer Marke Savedo erschließen.“ Bisher ist das Unternehmen neben Deutschland in Österreich und den Niederlanden aktiv. Auch die Zahl der Mitarbeiter wird weiter steigen. „Bis Jahresende wird die Zahl der Beschäftigten voraussichtlich von 250 auf 300 steigen“, kündigt Sievers an.
Neben der Expansion in neue Märkte will das Hamburger Start-up auch weitere Banken für seine Plattformen gewinnen. Zuletzt gelang das mit der italienischen Banca Sistema. Für ein einjähriges Festgeld bietet sie rund ein Prozent Zinsen. Auch die HSH-Nordbank wirbt über Zinspilot Tages- und Festgelder der Sparer ein. Allerdings hat die ehemalige Landesbank gerade eine Zinssenkung angekündigt. Für das Tagesgeld sinken die Konditionen ab 3. September von 0,74 Prozent auf 0,68 Prozent. Dennoch bietet das Institut damit noch eines der höchsten Tagesgeldangebote. Der Zinssatz für das einjährige Festgeld der HSH-Nordbank reduziert sich ab 17. September von 0,80 auf 0,70 Prozent. Allerdings wird das Geschäft mit Zinsanlagen in Zeiten niedriger Zinsen schwieriger. Aber die Zinsunterschiede zwischen der Hausbank und den Offerten bei Zinspilot und Savedo sind noch immer hoch. So liegt der Durchschnittszins für Tagesgeld im Gesamtmarkt bei 0,08 Prozent.
Auch Deutsche Bank nutzt die Angebote von Zinspilot
Das Geschäftsmodell von Deposit Solutions funktioniert in zwei Richtungen. Auf der einen Seite erhalten Banken einen Zugang zu Spareinlagen, ohne in den einzelnen Ländern selbst aktiv zu werden. „Auf der anderen Seite können Banken unsere Plattform in ihr eigenes Angebot integrieren, um ihren Kunden eine attraktive Auswahl an Sparprodukten Dritter anzubieten“, sagt Sievers. Die Deutsche Bank praktiziert die Nutzung der Plattform bereits und bietet ihren Kunden einige Zinsangebote von Zinspilot an. In diesem Fall funktioniert die Nutzung eines Sparangebots einer fremden Bank wie ein Aktienkauf. Es müssen keine weiteren Kontoverbindungen eröffnet werden. Sievers: „Auch zahlreiche Raiffeisen- und Volksbanken sind bereits an die Plattform angeschlossen.“
Anders sieht es aus, wenn Sparer direkt die Angebote von Zinspilot nutzen wollen. Dann müssen sie sich auf der Seite des Vermittlungsportals anmelden. Damit verbunden ist ein Kontoeröffnungsantrag bei der Hamburger Sutor Bank. Sie fungiert als eine Art Depotbank und Treuhänder. Das Kreditinstitut leitet das Geld der Kunden an die vom Kunden ausgewählte Bank weiter. Der Kunde bestimmt ein Referenzkonto, zum Beispiel sein Girokonto, auf dem das Geld nach der Fälligkeit zusammen mit den Zinsen auch wieder gutgeschrieben wird. Das Vermittlungsportal kommt mit dem Geld der Anleger nicht in Kontakt. Alle Zinsangebote unterliegen der gesetzlichen Einlagensicherung. Pro Sparer sind 100.000 Euro abgesichert.