Hamburg. Arzt und Neurowissenschaftler Hauke Heekeren ist für das Amt vorgeschlagen worden. Noch ist der 50-Jährige Vizepräsident der FU Berlin.
Wer wird Nachfolger von Dieter Lenzen als Präsident der Universität Hamburg? Der Erziehungswissenschaftler war 2010 von der Freien Universität Berlin an die größte Hochschule der Hansestadt gewechselt. Unter Lenzens Führung erhielt die Universität Hamburg im Jahr 2019 den Exzellenztitel – ein Sensationserfolg. Die zweite Amtszeit des 73-Jährigen endet im Februar 2022.
Schon zu Beginn dieses Jahres erschien die erste Ausschreibung der bald vakanten Stelle. Nun deutet sich an, dass ein profilierter Forscher und Hochschulmanager von Lenzens früherer Wirkungsstätte sehr gute Chancen auf den prominenten Posten hat: Hauke Heekeren, Vizepräsident für Studium und Lehre der Freien Universität Berlin und Professor für Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaft. Nach Abendblatt-Informationen ist der 50-Jährige dem Akademischen Senat der Universität Hamburg zur Wahl vorgeschlagen worden.
Universität Hamburg: Präsidenten-Wahl im Oktober
Diese Wahl soll am 28. Oktober stattfinden. Der Akademische Senat besteht aus zehn Professorinnen und Professoren, drei Vertretern des akademischen sowie des technischen Verwaltungspersonals und drei Studierenden.
Stimmte dieses Gremium für Heekeren als neuen Uni-Präsidenten, müsste noch der neunköpfige Hochschulrat der Universität zustimmen. Hauke Heekeren, die Freie Universität Berlin und die Universität Hamburg wollten sich auf Abendblatt-Anfrage nicht zu dem laufenden Verfahren äußern.
Heekeren ist ein sehr gut vernetzter Forscher
Der Vorschlag, Heekeren zu Lenzens Nachfolger zu machen, ist allerdings gut nachvollziehbar. Für einen Vizepräsidenten ist ein möglicher nächster Karriereschritt der Chefposten an einer Universität. Der Arzt und Neurowissenschaftler ist national und international sehr gut vernetzt; er verfügt über langjährige Erfahrung in der Leitung interdisziplinärer Verbundprojekte und in der Führung größerer Einheiten, in denen es um exzellente Forschung geht. Daneben hat Heekeren sich auch als Verantwortlicher für universitäre Lehre ein hohes Ansehen erworben.
Nach dem Medizinstudium in München und der Promotion an der Berliner Humboldt-Universität arbeitete Heekeren zunächst als Postdoc an der Berliner Charité und am National Institute of Mental Health in Bethesda (USA). Anschließend leitete er fünf Jahre lang ein Team von Neurowissenschaftlern am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin.
Auch Freie Universität wurde ausgezeichnet
Seit 2010 gehört Heekeren zur Chefredaktion des Fachjournals „Frontiers in Human Neuroscience“. Im Jahr 2009 stieg er als Professor an der Freien Universität Berlin ein. Von 2015 an war er Dekan des Arbeitsbereichs Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaft, bis er im Dezember 2018 das Amt des Vizepräsidenten für Studium und Lehre annahm.
Die Freie Universität (FU) Berlin hat im Exzellenz-Wettbewerb des Bundes und der Länder schon dreimal erfolgreich abgeschnitten. Erstmals war die FU im Jahr 2007 als Exzellenzuniversität ausgezeichnet worden – noch unter ihrem damaligen Präsidenten Dieter Lenzen.
Heekeren ist Vizepräsident an FU Berlin
Hauke Heekeren ist als Vizepräsident an der FU Berlin zuständig für Qualitätssicherung, Lehrkräftebildung, Innovationen, Digitalisierung der Lehre sowie für die Kommunikation mit den Studierenden und die Zusammenarbeit mit der Charité Universitätsmedizin.
Als Vizepräsident initiierte Heekeren an der FU den Strategieprozess „Studium und Lehre 2030: Zukunft gemeinsam gestalten“. An diesem im Sommer 2020 begonnenen Vorhaben beteiligten sich nach Angaben der Hochschule mehrere Hundert Studierende, Lehrende, Wissenschaftler und Angehörige der Verwaltung. Daraus hervor ging ein neues, vom Akademischen Senat der Freien Universität beschlossenes Leitbild für Studium und Lehre.
Dieter Lenzen kündigte Abschied 2019 an
Seit Februar 2020 leitet Hauke Heekeren gemeinsam mit der Kanzlerin der Hochschule die Taskforce für das Pandemie-Krisenmanagement an der FU. Zudem ist er Mitglied der Corona-Taskforce für den Bereich Wissenschaft des Landes Berlin.
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Dieter Lenzen hatte 2019 in einem Abendblatt-Interview seinen Abschied angekündigt. „Ich muss aufpassen, dass ich meinen Job gesundheitlich hinbekomme bis 2022“, sagte er damals. Er wolle noch die Exzellenz-Vorhaben der Uni „auf die Schiene zu bringen, sodass sie gut laufen“. Dann werde man eine Frau oder einen Mann finden müssen, die oder der Lust darauf habe, seine Arbeit weiterzuführen. „Ich habe wenig Privatleben gehabt in diesen zehn Jahren hier in Hamburg, weil es einen Achttausender zu bezwingen galt, womit ich nicht gerechnet hatte“, erklärte Lenzen.
Universität Hamburg erhält sieben Jahre Fördergeld
„Ich möchte auch schlicht wieder Fische angeln und Bücher schreiben.“ An einer Wand klebten sechs Buchprojekte – aber nur als Inhaltsverzeichnisse. „Irgendwann möchte ich da mal weiterkommen. Außerdem habe ich Enkelkinder, die ich gerne häufiger sehen würde“, sagte der Uni-Präsident.
Unter seiner Führung war die Universität Hamburg im Jahr ihres 100. Geburtstags mit dem Titel einer Exzellenzhochschule ausgezeichnet worden, gemeinsam mit zehn weiteren Bewerbern. Damit erhält die Uni über mindestens sieben Jahre bis zu 15 Millionen Euro Fördergeld jährlich, die für mehr als 20 Vorhaben eingeplant sind.