Hamburg/Kiel. Umweltbehörde lässt Nester absaugen. Härchen der Raupe können Atemnot verursachen. Wo die meisten Tiere gefunden wurden.
Die gefährlichen Raupen des Eichenprozessionsspinners bereiten Hamburg Probleme. Im gesamten Hamburger Stadtgebiet sind Nester der giftigen Insekten gefunden worden, sagte der Sprecher der Hamburger Umweltbehörde, Björn Marzahn. Schon im letzten Jahr hatte die Stadt erhebliches Geld in die Bekämpfung der Tiere stecken müssen.
Besonders viele Nester wurden im Bereich Autobahndreieck Hamburg-Süd, Öjendorfer Park, Hauptfriedhof Altona, Stadtpark Winterhude oder der Straßenbereich am Moorfleeter Deich gefunden. In den Bezirken Eimsbüttel und Harburg gab es den Angaben zufolge bisher nur einen geringen Befall an wenigen vereinzelten Bäumen. Spezielle Schilder und Flatterband warnen vor den wärmeliebenden Tieren.
Eichenprozessionsspinner: Unscheinbar, aber gefährlich
Der Eichenprozessionsspinner ist ein unscheinbarer, graubrauner Nachtfalter, dessen Raupen vor allem im Mai und Juni für den Menschen gefährlich werden können. Marzahn: „Die mikroskopisch kleinen Brennhaare der Raupen können Hautreizungen oder Atemwegsbeschwerden auslösen.“ Nach der Verpuppung ab etwa Ende Juni und einer drei- bis sechswöchigen Puppenruhe schlüpfen im August die Falter.
Eine nachhaltige Bekämpfungsmethode sei das Absaugen der Nester. Sie sind an den netzartig umwebten Nestern erkennbar. Die Tiere befallen vor allem große, alleinstehende Eichen. Eine nachhaltige Bekämpfungsmethode sei das Absaugen der Nester.
500 Nester gemeldet, und es werden noch mehr
Für 2021 gebe es bereits mehr als 500 Meldungen, sagte Marzahn. „Aber es wird noch Nachmeldungen aus den Bezirken geben.“ Die Eichenspinner-Saison neige sich ja gerade erst dem Ende entgegen. 2020 wurden insgesamt 686 befallene Bäume gemeldet. Die Kosten zur Entfernung der Nester lagen bei 235.700 Euro.
„Eine Ursache für den Befall sind die milden Winter", sagte Marzahn. Nach Einschätzung der Behörde sei der Befall in Hamburg im Bundesvergleich aber noch immer als eher moderat betrachten. Laut Naturschutzbund (Nabu) können die Raupen auch forstliche Schäden anrichten.
Die Falter kamen mit dem Lkw
„Ihren Namen trägt die Falterart aufgrund der Eigenart, sich zur abendlichen Nahrungssuche hinter- oder nebeneinander zu bewegen wie in einer Prozession“, sagt Marzahn. In Hamburg seien die Gespinste des Falters erstmals 2011 entdeckt worden. „Vermutlich ist er durch Transporte quer durch Europa auf den Planen der Lkw auch in den Norden gelangt.“
Schleswig-Holstein weniger betroffen
In den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten gab es in den vergangenen Jahren laut Umweltministerium in Kiel maximal drei Befallstellen pro Jahr. „Je nach Umfang betrugen die Kosten für das Absaugen der Nester oft mehreren Tausend Euro pro Einsatz“, sagte die Sprecherin des Kieler Umweltministeriums, Julia Marre. Man beobachte die Entwicklung genau.
Das Insekt sei von Süden nach Schleswig-Holstein eingewandert. Neben den ursprünglichen Schwerpunkten Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz trat es in den vergangenen Jahren vermehrt in Hessen und Niedersachsen auf. „Die Eichenprozessionsspinner kommen weniger in Wäldern und mehr in Parks, Gärten oder Alleen vor“, sagt Marre.
Befall im Tangstedter Forst?
Im Tangstedter Forst beispielsweise gibt es nach Angaben der Behörden den Verdacht, dass Bäume befallen sind. Schilder warnen vor dem Insekt. Doch ein verlässlicher, wissenschaftlicher Nachweis liege laut Marre bislang nicht vor.
In Schleswig-Holstein wurden Eichenprozessionsspinner laut Umweltministerium in Kiel erstmals vor etwa sieben Jahren im Lauenburgischen beziehungsweise in den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten im Bereich Trittau festgestellt. Bisher sei es bei Einzelvorkommen geblieben.