Hamburg. Polizei, Kliniken und Firmen kompensieren steigende Zahl von Personalausfällen. Wo die Lage teils „angespannt“ ist.

Seit Wochen ist die Politik in Sorge vor coronabedingten Ausfällen der kritischen Infrastruktur. Bislang hat die Omikron-Welle in Hamburg zumindest überwiegend nur moderate Auswirkungen auf die Funktionsfähigkeit von Polizei, Kliniken, Wasserversorgung, Stadtreinigung sowie weitere Betriebe.

Das ergab eine Abendblatt-Umfrage. Das Spektrum reicht dabei jedoch von „keinen spürbaren Personalausfällen“ bis zur Einschätzung, die derzeitige Lage sei „angespannt“. Etwa in Kliniken muss zusätzliches Personal aktiviert werden, um die Ausfälle aufzufangen.

Personalnot in Hamburg: 300 Corona-Fälle bei der Polizei

In der Hamburger Polizei sind aktuell rund 300 Corona-Fälle bekannt. Das entspricht bei einer Zahl von insgesamt 11.300 Mitarbeitenden weniger als drei Prozent. „Wir sind weiterhin uneingeschränkt einsatzfähig“, sagt Polizeisprecher Daniel Ritterskamp.

Es werde alles Erforderliche getan, damit alle Bereiche auch bei hohen Infektionszahlen arbeits- und einsatzfähig seien. Die Beamten arbeiten in festen Teams (sogenannten Kohorten), die sich untereinander möglichst nicht begegnen sollen und sich somit auch nicht gegenseitig infizieren können.

Tägliche Personal-Abstimmung im UKE

Im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) befinden sich derzeit rund 250 von mehr als 14.100 Mitarbeitenden in Isolation. „Die Lage ist handhabbar, wenngleich uns isolationsbedingte Ausfälle vor Herausforderungen stellen“, sagte UKE-Sprecherin Saskia Lemm. Täglich gebe es eine interne Abstimmung zwischen Ärzten und Pflegenden, um die Belegung situativ anzupassen.

Seit Dienstag befinden sich 67 Covid-19-Patienten in stationärer Behandlung im UKE, davon werden 20 intensivmedizinisch versorgt. In anderen Hamburger Krankenhäusern müssen wegen des hohen Krankenstands zum Teil Honorarärzte aus benachbarten Bundesländern angefordert werden.

HVV und Hochbahn bisher nicht eingeschränkt

Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) berichtet ebenfalls von moderaten Folgen. „Bei uns gibt es derzeit keine coronabedingten Einschränkungen oder Engpässe“, sagte HVV-Sprecher Rainer Vohl. Bei der Hamburger Hochbahn liegt die Krankenquote derzeit nur um zwei bis drei Prozentpunkte höher als sonst im Januar und Februar üblich. „Aktuell haben wir noch keine Einschränkung der Arbeitsfähigkeit“, sagte Hochbahnsprecher Christoph Kreienbaum.

Vorsorglich hatte das Unternehmen Ende November die „Verstärkerfahrten“ – das sind zusätzliche Züge in der Hauptverkehrszeit – aus dem laufenden Betrieb herausgenommen. Sollten die Krankenstände durch Corona weiter ansteigen, werde die Hochbahn neue Anpassungen des Leistungsangebots vornehmen. Kreienbaum: „Hierzu gibt es vorbereitete Pläne, die innerhalb einer kurzen Frist aktiviert werden könnten.“

"Beherrschbares Szenario“ bei der Stadtreinigung

Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH berichten bereits jetzt von einer angespannten personellen Lage. Noch gelinge es, Fahrausfälle zu vermeiden, „aber nur knapp“, sagt VHH-Sprecherin Christina Sluga. „Sollte es zu deutlich höheren Krankenständen kommen, ist eine Anpassung des Angebotes eine Option.“ Auch dieses Unternehmen hat dafür ein Notfallkonzept erarbeitet, das stufenweise Anpassungen vorsieht.

Bei der Stadtreinigung Hamburg bleiben die Auswirkungen der OmikronWelle auf die Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten noch moderat. Der Anteil infizierter Mitarbeiter beträgt aktuell rund 2,4 Prozent der Gesamtkrankenquote von rund 9,4 Prozent. „Das ist, Stand heute, ein beherrschbares Szenario“, sagt Kay Goetze, Sprecher der Stadtreinigung Hamburg. Ein Krisenstab des Unternehmens mit seinen circa 4000 Mitarbeitenden bewertet täglich die Lage. Dabei werden Prioritäten gesetzt. Ganz oben stehen aufgrund der Hygiene Restmüll, Bio- und Krankenhausabfälle. Dazu kommt, saisonal bedingt, der Winterdienst. „Die Papier- und Wertstoffsammlung folgen dann in der Priorität als Nächstes“, erklärt Kay Goetze.

Angespannte Lage in Hamburger Kitas

Für Hamburg Wasser ist die Omi­kron-Welle derzeit ebenfalls noch beherrschbar. „Aktuell haben wir keine spürbaren Personalausfälle“, sagt Pressesprecherin Nicole Buschermöhle. „Mit Wochenbeginn haben wir 61 bestätigte Fälle bei rund 2300 Mitarbeitenden. Das entspricht der Entwicklung der zurückliegenden Tage.“ Das Unternehmen arbeitet mit versetzten Start- und Endzeiten, trennt Standorte, Teams und Gruppen voneinander, nutzt Schichtsysteme und baut sogenannte Reservepools innerhalb der Teams auf, um reagieren zu können.

Deutlich angespannter ist die Lage in den Kindertagesstätten. Dem Abendblatt liegt eine Liste der Gesundheits­behörde mit Stichtag vom 26. Januar vor. Darin sind statistische Zahlen zur Betreuungssituation in den Hamburger Kitas erhoben. 90,3 Prozent der Kitas waren zu diesem Zeitpunkt offen, 7,9 Prozent teilweise und nur 1,8 Prozent vollständig geschlossen. Beispiel Paritätischer Wohlfahrtsverband: Dort hatten mit Stichtag 26. Januar 92,5 Prozent der Kitas geöffnet. An allen Hamburger Kitas waren zwölf Prozent des pädagogischen Personals wegen der Corona-Pandemie nicht einsetzbar.

Otto Group: „Der Krankenstand ist leicht erhöht"

Gestiegene Krankheitszahlen meldet der Flugzeugbauer Airbus. Genaue Zahlen lägen allerdings nicht vor, hieß es. Damit die Produktion weiterhin möglich sei, seien die Schichten wieder organisatorisch getrennt worden. Soweit möglich werde mobiles Arbeiten genutzt.

Die Anzahl der Corona-Infektionen hat auch bei Otto Group in den vergangenen Wochen zugenommen. „Der Krankenstand ist leicht erhöht, aber noch weit davon entfernt, dass dies in irgendeiner Art und Weise Auswirkungen auf den laufenden Betrieb hätte“, sagte ein Unternehmenssprecher. Es gebe aktuell keine Einschränkungen. Ohnehin seien mehr als 95 Prozent der Mitarbeitenden seit Mitte November wieder ausschließlich remote tätig, das werde wohl bis mindestens Mitte März so bleiben.

Corona Hamburg: Homeoffice oft möglich

Auch Ämter und Behörden melden bislang keine größeren Ausfälle. „Grundsätzlich beobachten wir bei Fehlzeiten und Krankenständen in den Hamburger Behörden und Ämtern leicht überdurchschnittliche Werte“, teilte Volker Wiede­man, Leiter des Personalamts der Stadt, mit. Die durchschnittliche Arbeitsunfähigkeitsquote in der hamburgischen Verwaltung mit ihren rund 73.000 Beschäftigten lag 2019 bei 7,3 Prozent. Auch wenn die Werte jetzt etwas höher seien, seien alle Hamburger Verwaltungseinheiten gleichwohl „gut aufgestellt und bewältigen die Situation innerhalb der Schicht-, Vertretungs- bzw. Pandemiepläne“, so Wiedemann.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Die Zahl der Corona-Infektionen oder der angeordneten Quarantänen werde nicht zentral erfasst. Das mache jede Behörde für sich. Grundsätzlich gelte aber, dass Mitarbeiter mit einer Corona-Infektion nicht automatisch ausfallen, so Wiedemann. Sofern man nicht arbeitsunfähig erkrankt sei, bestehe in vielen Fällen die Möglichkeit zur Arbeit im Homeoffice. Ähnliches gelte bei Quarantänefällen. Dort, wo Präsenz notwendig sei, werde das in den Einsatzplänen berücksichtigt.