Hamburg. Zum 110. Geburtstag erfindet sich das traditionsreiche Kaufhaus unter Alexandra Bagehorn teilweise neu. Was bisher bekannt ist.

Grüner Tee oder Latte Macciato, zukünftig wird es diese Heißgetränke an ungewohnter Stelle zu genießen geben: Direkt vor dem Alsterhaus auf dem Jungfernstieg. Das Bezirksamt Mitte bestätigte die „Erlaubnis für das Aufstellen von Tischen und Stühlen“ für das Alsterhaus auf Abendblatt-Anfrage.

Zum 110. Geburtstag erfindet sich das traditionsreichste Hamburger Kaufhaus an einigen Ecken komplett neu – so kam auch die Geschäftsführerin Alexandra Bagehorn auf die ungewöhnliche Idee: „Ja, das wird ein Highlight. Wir sind mit mehreren möglichen Partnern im Gespräch. Noch offen sind die logistischen Fragen wie Wasser- und Stromanschlüsse, von denen wir hoffen, dass wir das möglichst bald lösen“, sagt sie.

Alsterhaus-Chefin plant Café auf dem Jungfernstieg – wer wird Betreiber?

Für sie sei es eine „logische und natürliche Entwicklung“, gerade in Zeiten von Online-Shopping und Nachwehen der Pandemie. „Das Erleben vom Alsterhaus beginnt eben schon vor dem Haus, sich einen Moment vor oder nach dem Einkauf hinzusetzen und einen Café zu genießen, mit Blick auf unsere einmalig schönen Schaufenster oder in die andere Richtung auf die Binnenalster.“

Positiv für die Pläne der Alsterhaus-Chefin ist, dass viel weniger Autos auf dem Jungfernstieg fahren dürfen und vermehrt Radfahrer unterwegs sind. „Die Verkehrsberuhigung zahlt natürlich auf das Konzept im Sinne unserer Gäste ein.“

Wer genau Getränke mit Blick auf die Alsterfontäne servieren wird, kann Bagehorn noch nicht sagen. Fest stehe jedoch, „dass es ein Partner aus der vierten Etage sein wird.“ Im vierten Stock, der Food-Etage, dort wo Gastronomen Burger, Trüffel, Nudeln, Feinkosthändler Schokoladen, Öle und Pralinen anbieten, sind auch einige Cafés, die in Frage kommen könnten.

"Lokaler Partner" soll Café vor dem Alsterhaus betreiben

Doch ob es nun das Elbgold, vertreten mit einer kleinen Kaffeebar im Erdgeschoss, oder Cheesecake Heaven wird? Oder das vielfältige Restaurant Le Buffet? „Es wird jedenfalls ein lokaler Partner, der eine starke Expertise in der Kaffeekultur mitbringt“, soweit mag die Chefin die Frage beantworten.

Sicher ist dagegen: Am 28. April wird gefeiert. Der 110. Geburtstag der „Grande Dame“, wie Bagehorn, Mutter von Zwillingen im Kita-Alter, ihren Arbeitsplatz respektvoll nennt. „Mit unserer Party feiern wir fulminant das 110-jährige Jubiläum des Alsterhauses auf unseren neu gestalteten Designer Fashion Etagen – der Auftakt für viele weitere Events, die endlich wieder möglich sind.“ Für 110 Euro (Tickets gibt es im Alsterhaus oder über Eventim) erwartet die Gäste ein unterhaltsames Abendprogramm mit vielen Live-Acts, direkt nach Ladenschluss.

Alsterhaus-Chefin plant Partynacht – trotz Krieg in der Ukraine

„Wir verwöhnen mit kulinarischen Highlights von Street Food bis Fine Dining – hier werden sich Starköche zwischen Fashion- und Lichtershow treffen“, sagt Bagehorn, die zukünftig öfter ihr Alsterhaus abends öffnen wird. „Wer hat nicht schon immer von einer Nacht im Kaufhaus geträumt? Geschlafen wird bei uns allerdings nicht“, so Bagehorn mit einem Lachen.

Mit ihrem Team hatte sie sich in der Planung viele Gedanken darüber gemacht, ob man in diesen Tagen, während der Krieg in der Ukraine wütet, überhaupt eine fröhliche Party geben könne. und sich dafür entschieden. „Wir können verstehen, wenn vielen gerade jetzt nicht zum Feiern zu Mute ist. Gleichzeitig finden wir es wichtig, sich bewusst Auszeiten zu nehmen und sich diese auch zu erlauben“, sagt sie. „Mit der Feier möchten wir zuerst unser Haus und seine 110 Jahre alte Geschichte würdigen und dies zum Anlass nehmen, mit unseren Kunden und Kundinnen einen schönen Abend zu verbringen.“

Alsterhaus-Chefin steht für innovative Konzepte

Nach den vergangenen Monaten im Krisen-Management-Modus blickt Bagehorn der Feier zu Ehren des 1912 erbauten Warenhauses freudig entgegen. Eine der ersten Gelegenheiten, in Hamburg zu feiern für die Halb-Österreicherin, die vor knapp zweieinhalb Jahren nach Hamburg kam und sich mittlerweile angekommen fühlt: „Ich habe Hamburg sehr schnell lieben gelernt. Trotz der Pandemie oder gerade deswegen habe ich schnell Anschluss in vielen wichtigen Gremien der Stadt bekommen, weil es unglaublich wichtig war, Erfahrungen und Einschätzungen in der dynamischen Situation auszutauschen.“

Privat habe sie sich mit ihrer Familie – insgesamt hat sie drei Kinder gemeinsam mit mit ihrem Ehemann – im Norden der Stadt sehr gut eingelebt, „da erleichtert der Kita- und Schulalltag der Kleinen so Vieles beim Ankommen.“

Sie selbst kam nach knapp zwölf Jahren in unterschiedlichsten Positionen bei Peek & Cloppenburg – zuletzt hatte sie deren Haus an der Frankfurter Zeil drei Jahre geleitet – zur KaDeWe Group und damit zum Alsterhaus und fühlt sich firm in ihrem Job. Sie steht für innovative Konzepte, scheut kein Umdenken und ergreift Chancen. Konservativ bleibt Bagehorn nur bei einer Sache: Ihr Partyoutfit gibt sie nicht vorab preis.