Hamburg. Um das Leben des Mädchens zu schützen, schritt die Behörde ein. Auch ein Geschwisterkind in Obhut. Mutter ist beim Jugendamt bekannt.

Das Baby ist erst seit wenigen Tagen auf der Welt – doch statt in den Armen seiner Mutter zu liegen, ist es nun in einem Hamburger Kinderschutzhaus untergebracht. Das Jugendamt des Bezirksamtes Wandsbek hat das kleine Mädchen wegen einer mutmaßlichen Kindswohlgefährdung am Donnerstagabend in Hamburg-Rahlstedt in Obhut genommen.

Aus Sicht des Jugendamtes habe es keine andere Möglichkeit gegeben, das Leben des Kindes zu schützen, sagte Bezirksamtssprecher Jacob Löwenstrom dem Abendblatt. Ausschlaggebend war demnach die gesundheitliche Situation der Mutter – kein aggressives Verhalten ihrerseits.

Jugendamt nimmt Baby in Obhut – Feuerwehr muss Tür aufbrechen

Dass ein Baby von seiner Mutter getrennt wird, dazu kommt es nur, wenn das Wohl des Kindes unmittelbar gefährdet ist. Feuerwehr und Polizei leisteten Amtshilfe und holten den Säugling aus der Rahlstedter Wohnung am Rehwinkel.

Die Feuerwehr rückte um 19.43 Uhr mit einem Löschfahrzeug, zwei Rettungwagen und einem Notarzt zu dem Mehrfamilienhaus aus, wie Feuerwehrsprecher Torsten Wesselly bestätigte. Da die nach Abendblatt-Informationen alleinerziehende, 40 Jahre alte Mutter des Kindes nicht auf das Klopfen der Mitarbeiter des Jugendamts reagierte, mussten die Einsatzkräfte die Tür aufbrechen.

Drei Tage altes Baby kam in ein Hamburger Kinderschutzhaus

Diese trugen Schutzkleidung, als sie die Wohnung betraten – nach Informationen dieser Zeitung soll die Mutter möglicherweise an Corona erkrankt sein. Das Jugendamt hatte die Polizei um Amtshilfe gebeten, weil vermutet wurde, dass das Baby in Gefahr sein könnte.

Kindeswohlgefährdung in Rahlstedt: Die Hamburger Feuerwehr und Polizei leisteten Amtshilfe bei der Inobhutnahme eines Säuglings.
Kindeswohlgefährdung in Rahlstedt: Die Hamburger Feuerwehr und Polizei leisteten Amtshilfe bei der Inobhutnahme eines Säuglings. © Michael Arning | Unbekannt

Das in Obhut genommene Baby wurde in einem Rettungswagen versorgt. Anschließend wurde das Mädchen in ein städtisches Kinderschutzhaus gebracht. Nach Abendblatt-Informationen sollen bereits mehrere Kinder der 40-Jährigen in Obhut genommen worden sein.

Hamburger Jugendamt nahm weiteres Kind in Obhut

"Ich kann bestätigen, dass zu dem Haushalt noch ein weiteres Kind gehört, dass bereits mit Aufnahme der Mutter ins Krankenhaus in Obhut genommen wurde, da es keine Betreuungsmöglichkeit gab", sagte Jacob Löwenstrom. Dieses Kind wurde in Obhut genommen, als die 40-Jährige wegen der Geburt ins Krankenhaus kam – es wird demnach weiterhin betreut. Zum Alter des Geschwisterkindes sagte Löwenstrom zum Schutze der Familie nichts.

Zum konkreten Gesundheitszustand der 40-Jährigen konnte der Sprecher ebenfalls keine Angaben machen. "Die genaueren gesundheitlichen Umstände liegen im schutzwürdigen Interesse der Betroffenen, daher kann ich hierzu keine näheren Auskünfte erteilen."

Löwenstrom: "Zum Hintergrund können wir mitteilen, dass es sich um eine Familie handelt, für die bereits eine Familienhilfe eingerichtet ist." Bei dem in Obhut genommenen Baby sei "eine ausreichende Versorgung" wegen der "familiären und gesundheitlichen Umstände" nicht gewährleistet und stünde auch nicht in Aussicht, so der Bezirksamtssprecher am Freitag.

Mutter hatte gemeinsame Unterbringung mit Baby abgelehnt

"Das war das Ergebnis eines vorangegangenen Hausbesuches. Als Lösung wurde eine gemeinsame Unterbringung mit der Mutter vom Jugendamt angeboten, aber abgelehnt." Die Einsatzkräfte seien am Donnerstag hinzugezogen worden, da es keine andere Möglichkeit gegeben habe, in die Wohnung zu kommen. "Das Baby ist wohlauf und wird nun kinderärztlich untersucht und versorgt", so Löwenstrom.

Die Polizei Hamburg habe im Zusammenhang mit dem Einsatz die Ermittlungen aufgenommen. Polizeisprecher Florian Abbenseth: "Es wird geprüft, ob sich die Mutter strafbar gemacht haben könnte."