Hamburg. Zum Wahlkampfauftakt trifft sich der CDU-Politiker mit Christoph de Vries (CDU) am Imbiss – und bringt seine Zuhörer zum Lachen.
Mit dieser Attraktion hatten sicherlich die wenigsten Besucher des Hamburger Sommerdoms gerechnet: Friedrich Merz, der CDU-Direktkandidat für den Hochsauerlandkreis, besuchte am Donnerstagnachmittag die Traditionskirmes der Hansestadt und traf sich dort mit dem Bundestagsabgeordneten und CDU-Kandidaten für Hamburg-Mitte, Christoph de Vries.
Dem noch ziemlich leer gefegten Gelände schenken die beiden an diesem Nachmittag jedoch keine Aufmerksamkeit, sie marschieren direkt in die Imbissstation Zur Bratpfanne. Dort werden Berliner und Krapfen serviert, und dort wartet auch der mit Zuschauern gut gefüllte Biergarten.
Friedrich Merz ist auf dem Hamburger Dom unter Freunden
Merz sitzt eine Weile zusammen mit dem Schausteller und Hamburger CDU-Urgestein Jungi Schau und weiteren Vertretern des Schaustellergewerbes – unter anderem Sascha Belli, erster Vorsitzender des Landesverbandes der Schausteller, und Kevin Kratzsch, ebenfalls CDU-Kandidat für den Bundestag und außerdem Vizepräsident des Deutschen Schaustellerbunds.
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Friedrich Merz ist hier unter Freunden, das ist die gesamte Veranstaltung über zu spüren. Die Historie von Wahlkampfterminen auf dem Dom sei ja lang, unterstreicht de Vries in seiner Vorrede. Helmut Kohl, Norbert Blüm und Jens Spahn zählt er auf. Jetzt also Friedrich Merz. Die Besucher an ihren Tischen warten allesamt auf seine Rede, er ist die schillernde Persönlichkeit, und das Publikum ist ihm sichtlich zugetan.
Christoph de Vries spart nicht an lobenden Worten
Auch Christoph de Vries spart nicht an lobenden Worten. Merz sei „eine große Person in der CDU“, heißt es von ihm gleich zu Beginn. „Und hoffentlich ein Zugpferd im Wahlkampf“, fährt de Vries fort. Umschlossen vom hüfthohen Jägerzaun der Bratpfanne hat sich hier eine Zuhörerschaft zusammengefunden, die ganz klar auf einer Wellenlänge mit den anwesenden Politikern ist. Außen laufen die Besucher des Doms vorbei. Einige wenige bleiben stehen und schauen kurz zu, eine Handvoll macht Fotos mit dem Handy. Aber die meisten ziehen einfach weiter, unberührt von der Stimmung im Inneren des Biergartens.
Dort brandet Applaus auf, als Friedrich Merz zur Rede an das Mikrofon gerufen wird. Sogar die Sonne lässt sich blicken. Der Gast prallt gleich zu Beginn gegen den CDU-Aufsteller am Rednerpult und bringt ihn gefährlich ins Wanken. „Hinter mir schwankt die CDU“, witzelt Merz, „aber dazu komm ich gleich noch.“ Die Zuhörer lachen. Merz kann sein Publikum vom ersten Moment an fesseln.
Merz spricht aus, was viele vor Ort fürchten
Er steigt ein mit der schwierigen Lage seiner Partei im aktuellen Wahlkampf. Beinahe beschwörend hebt er immer wieder die Hände und spricht aus, was viele vor Ort fürchten: Die CDU könnte nach der Bundestagswahl aus einem Regierungsbündnis gedrängt werden. An den Fingern zählt er auf, wie viele Parteien in Zukunft eine Regierung stellen könnten. Drei und ein vierter Finger hebt sich. „Der Trend läuft im Augenblick gegen uns“, stellt Merz fest und blickt dabei in angespannte Gesichter. Aber er sehe auch Chancen, denn: „Die Partei wacht gerade auf.“
Ob er sich damit auch von dem aktuellen Kurs des parteieigenen Kanzlerkandidaten Armin Laschet abgrenzen will, ist unklar. Laschet wird sowieso nur ein einziges Mal auf der Veranstaltung erwähnt, etwas pflichtschuldig, von Christoph de Vries. „Mit Laschet als Kanzler“, heißt es da im Nachklapp an die Ziele für den Wahlkampf. Und de Vries deutet bekräftigend auf das eine Plakat des CDU-Vorsitzenden vor Ort – das allerdings wird weitgehend von einer Leinwand verdeckt. Lieber reden die Anwesenden mit und über Merz. „Du bist einer der besten Köpfe der CDU“, schickt de Vries in dessen Richtung. Merz lächelt.
Merz schlägt auf Hamburger Dom Bogen zur Einwanderungspolitik
In seiner Rede schlägt der Sauerländer noch einmal den großen Bogen zur Einwanderungspolitik, zur Situation in Afghanistan und der Bundeswehr. Der Wind auf dem Dom frischt gerade auf, und auch Merz’ Rede wird bei diesen Themen emotionaler. „Scheitert der Westen?“, fragt er in die Runde. Am Ende tritt ein Zuschauer ans Mikrofon und sagt, er wolle dieses Jahr gerne die Merz-CDU wählen. Aber er habe die Befürchtung, er müsse erneut der Merkel-CDU seine Stimme geben. Die 16 Jahre Angela Merkel gingen zu Ende, antwortet Merz, er wolle eine erkennbarere, klare CDU.