Hamburg. Der langjährige Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg wurde am Freitag in den Ruhestand verabschiedet.

Mit einer eindeutigen Botschaft haben Hamburgs niedergelassene Ärzte den langjährigen Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung, Walter Plassmann, in den Ruhestand verabschiedet. Plassmanns Engagement für selbstständige Praxen und gegen die Ausbreitung von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) in der Hand von Investoren werde weitergehen, sagte der Vizevorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Stephan Hofmeister, beim Festakt. Wenn Praxen einmal in die Hände von Finanzspekulanten fielen, seien sie „für immer verloren“.

Auch in Hamburg eröffnen immer mehr Praxen, die von großen Verbünden betrieben werden, in denen die Ärzte angestellt sind. Das sei zum Nachteil der Patientinnen und Patienten, sagte Hofmeister.

Kassenärzte und Walter Plassmann trugen zur Eindämmung der Pandemie bei

Für den Senat sagte Gesundheitsstaatsrätin Melanie Schlotzhauer, Plassmann und die KV hätten mit dem Impfzentrum in den Messehallen und dem Arztruf 116 117 erheblich zur Eindämmung der Corona-Pandemie beigetragen. „Der Arztruf ist ja fast zu einem mobilen Testzentrum geworden“, so Schlotzhauer. Auch wenn sie und der Senat nicht immer derselben Meinung wie der Chef der Kassenärzte gewesen seien, lobte sie Plassmanns „unerschrockene Art“. Plassmann hatte mit Partnern das zentrale Impfzentrum aufgebaut. Den Arztruf und den Notdienst hatte er komplett neu organisiert.

In einer Videobotschaft sagte der Vorsitzende des allgewaltigen Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), Prof. Josef Hecken: „Walter Plassmann konnte so hartnäckig sein, dass es manchmal nervte.“ In einem Gesundheitssystem, in dem mit zahllosen Akteuren quasi alles ausgehandelt werden muss, bedeutet das wohl höchste Anerkennung.

Walter Plassmann war seit 2013 KV-Vorsitzender in Hamburg

Plassmann selbst sagte, er habe nur „vorne gestanden“, sein Werk sei auch das eines Teams gewesen. In einer launigen Präsentation zeigte er auf einer Collage alle Bundesgesundheitsminister seiner KV-Zeit. Der liebste von ihnen sei ihm Daniel Bahr gewesen, denn der FDP-Mann habe den Ärzten und ihrer Selbstverwaltung nicht Freiheiten genommen, sondern zurückgegeben.

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Plassmann (67) war seit dem Jahr 2005 im Vorstand der KV und wurde 2013 Nachfolger von Dieter Bollmann als Vorstandsvorsitzender. Im Mai des vergangenen Jahres bat Plassmann die Vertreterversammlung, ihn vorzeitig aus seinem bis 2025 geltenden Vertrag zu entlassen. Er wolle die Zukunftsgestaltung einer neuen Generation überlassen.

Anders als in den meisten KVen Deutschlands steht kein Arzt an der Spitze der Hamburger Ärztevertretung. Plassmanns Nachfolger John Afful (56) ist Volkswirt und bereits seit 1994 im Haus. Er leitete unter anderem die Abrechnung und das operative Geschäft und setzte sich bei der Wahl im Oktober durch. Afful kündigte im Abendblatt bereits Pläne für eine bessere Hausarztversorgung und digitale Sprechstunden auch am Abend an.