Hamburg. Die Bundeswehr holte die aus Kabul ausgeflogenen Ortskräfte und ihre Familien mit einem Bus am Frankfurter Flughafen ab.
13 Busse hatte das Standortkommando Hamburg der Bundeswehr zum Flughafen Frankfurt geschickt, um die erwarteten Flüchtlinge aus Afghanistan abzuholen. Gebraucht wurde am Mittwoch zunächst nur einer. 19 Menschen saßen in dem Bus, der am Abend in der Zentralen Erstaufnahme in Rahlstedt eintraf.
Es handelt sich um drei Familien, allesamt sogenannte Ortskräfte mit Familienangehörigen ersten Grades, darunter auch sieben Kinder. Dies bestätigte der Kommandeur des Landeskommando Hamburg, Kapitän zur See Michael Giss, vor Ort dem Abendblatt.
Zwei der männlichen Ortskräfte sprechen gut Deutsch und hatten in Afghanistan als Dolmetscher gearbeitet. Die erwachsenen Geflüchteten sind im Alter von Anfang 20 bis Mitte 60, die Kinder drei bis 13 Jahre alt.
Tränen bei Ankunft der ersten afghanischen Flüchtlinge in Hamburg
„Die letzten Tage waren anstrengend und beängstigend für die Menschen. Wir haben viele Gespräche geführt und wollten ihnen das Gefühl geben: Ihr seid hier willkommen, ihr seid hier sicher“, sagte Frau Stabsfeldwebel Simone Riek, die die Fahrt begleitet hatte.
In der ersten Stunde sei es sehr schwierig für die Familien gewesen, zur Ruhe zu kommen. Alle machten sich Sorgen um Angehörige vor Ort. Dann hätten die Menschen aber auch ein paar Stunden schlafen können. Kurz vor Ankunft in Rahlstedt sei die Stimmung aber immer entspannter geworden. Alle seien gesund und hätten auf der Fahrt immer wieder betont, wie erleichtert und dankbar sie nun seien, nach Deutschland kommen zu können, so Riek.
Vor der Unterkunft hatten einige afghanische Landsleute, anscheinend keine Angehörigen der Geflüchteten, gewartet. Als der Bus einfuhr, brachen sie in Tränen aus.
Bundeswehr brachte afghanische Flüchtlinge nach Hamburg
Bei den aus Kabul Entkommenen gehe es vor allem darum, sie mit dem Nötigsten auszustatten und ihnen ein Dach über dem Kopf zu geben. Wie es von der Bundeswehr hieß, würden die Flüchtlinge von Feldjägern begleitet.
Die Bundeswehr hatte die Ortskräfte von der afghanischen Hauptstadt Kabul zunächst nach Taschkent (Usbekistan) ausgeflogen. Von dort aus ging es mit der Lufthansa weiter nach Frankfurt. Um 11.23 Uhr am Mittwoch begann dann die vorerst letzte Etappe: per Bus des Hamburger Landeskommandos nach Hamburg.
Wie lange die Afghanen in Hamburg bleiben und ob sie auf andere Bundesländer verteilt werden, ist noch unklar. Das hängt auch davon ab, ob sie zum Beispiel familiäre Kontakte in Deutschland haben. Gleichfalls ungewiss: Wie viele von den Taliban bedrohte Menschen und frühere Ortshelfer deutscher Organisationen kann die Bundeswehr noch ausfliegen?
Hamburger Behörden sind darauf eingestellt, den Menschen in Not zu helfen. Für bis zu 250 Afghanen gibt es eine Zusage des Senates.
Geflüchtete aus Afghanistan in Hamburg auf Corona getestet
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge kümmert sich um die Aufenthaltsrechte der Ausgeflogenen. Nach Auskunft von Innenminister Horst Seehofer (CSU) können die normalerweise notwendigen Visa wegen der Ausnahmesituation in Kabul auch erst in Deutschland ausgestellt werden.
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Bei der Ankunft in Frankfurt wird dieses Procedere durchgeführt, ebenso ein erster Corona-Test. Bei Ankunft in Hamburg sollen die Geflüchteten sich erneut auf das Coronavirus testen lassen. Auf eine denkbare Quarantäne sind die Hamburger Behörden vorbereitet.
Aufnahmeeinrichtung auch in der Lüneburger Heide
Zwölf weitere Hamburger Busse und mehrere Bundeswehrteams warten aktuell in Frankfurt auf mögliche weitere Flüge. Über Taschkent wurden neben den Ortskräften auch Deutsche und andere europäische sowie amerikanische Bürgerinnen und Bürger aus Afghanistan ausgeflogen.
„Im Moment haben wir noch keine Flugzeuge voll mit 200 Ortskräften. Das ist jetzt ein erster Schwung, der die entsprechenden Papiere schon bekommen hat. Es werden noch mehrere Wellen von im Moment unbekannter Größe kommen“, sagte Giss.
Neben Hamburg gibt es zwei weitere Aufnahmeeinrichtungen für die Geflüchteten in Brandenburg und in der Lüneburger Heide. Die Verteilung der Flüchtlinge erfolgt nach Weisung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und anderer Stellen.