Hamburg. Im Dieselstraßenquartier in Barmbek-Nord entstehen 790 neue Wohnungen – 156 sind bereits fertiggestellt. In einer lebt Familie Amini.

Früher befanden sich hier die Hallen der Hamburgischen Schiffsbauversuchsanstalt, die im Zweiten Weltkrieg beschädigt und später gesprengt wurden. Das 450 Meter lange Becken, das als Schleppkanal für Fluss- und Seeschiffe gedient hatte, wurde zugeschüttet. Später siedelten sich auf dem Areal zwischen Dieselstraße und Steilshooper Straße Kleingärten, ein Fußballverein und der Opernfundus an – bis es vor vielen Jahren für den Wohnungsbau entdeckt wurde.

Bis für die Nutzer Ersatzflächen geschaffen wurden, vergingen ein paar Jahre. Ab 2017 bot die Stadt dann die Baugrundstücke im Rahmen von Konzeptausschreibungen an. Dazu wurden die Grundstücke Abschnitt für Abschnitt ausgeschrieben und auf Grundlage der städtischen Anforderungen vergeben. Das hat eine größere Zahl an verschiedenen Bauherren, in der Folge aber auch an Wohnungsgrundrissen, Fassaden und Nutzungsverhältnissen zur Folge.

790 Wohneinheiten im Hamburger Dieselstraßenquartier

Insgesamt sollen im Dieselstraßenquartier rund 790 Wohneinheiten entstehen, mit einer abwechslungsreichen Durchmischung verschiedener Wohnformen. Neben öffentlich geförderten Wohnungen mit Belegungs- und Mietpreisbindung sind auch frei finanzierte Mietwohnungen, Eigentumswohnungen und Grundstücke für weitere Baugemeinschaften geplant – außerdem eine Kita für 140 Kinder, kleine Läden, ein Supermarkt und im Herzen des Quartiers eine Kleingartenanlage mit 95 Parzellen.

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Als erster Investor errichtete der Bauverein der Elbgemeinden (BVE) zwischen 2017 und 2019 am südlichen Teil des Geländes zwei sich gegenüberstehende Baukörper mit 156 öffentlich geförderte Wohneinheiten: 42 Wohnungen für die Baugemeinschaft „Bella Barmbek“ und zehn Apartments für das Projekt „Hier wohnt Hamburgs Jugend“ im ersten Förderweg (6,30 bis 8,70 Euro pro Quadratmeter), sowie 104 weitere Wohnungen im zweiten Förderweg (8,60 Euro).

Strom über eigene Photovoltaikanlagen

Den Bewohnern stehen mehrere hundert Fahrradstellplätze und 89 Pkw-Parkplätze zur Verfügung. Ihren Strom können sie von den eigenen Photovoltaikanlagen beziehen, der übrige Bedarf wird über die Naturstrom AG aus rein regenerativen Quellen gedeckt.

Im Innenhof des BVE-Quartiers geht es heute sehr lebendig zu. Herzstück ist ein Spielplatz, der von Grün und zahlreichen Sitzgelegenheiten umgeben ist. Überall wuseln Kinder herum. „Der Hof ist die Rettung in der Coronazeit“, sagt Maren Amini, die mit ihrer Familie seit Januar 2020 in einer 90 Quadratmeter großen Vier-Zimmer-Wohnung im Erdgeschoss lebt.

Multikulturelles Mehr-Generationen-Projekt

Statt Hecken wird ihr kleiner Garten mit Gräsern und Frühlingsblumen gesäumt, die den Blick auf den Innenhof zulassen – und auf die Kinder Elin (6) und Avi (3), die dort oft herumtoben. Auf der von Sonnensegeln überdachten Terrasse stehen gemütliche Loungemöbel, auf der kleinen Rasenfläche steht ein Kindertisch. „Den Rasenmäher teilen wir uns mit den Nachbarn“, sagen Maren und Daniell Amini. Die Illustratorin und der Musikpädagoge sind Mitglieder von „Bella Barmbek“.

Die Baugemeinschaft sei so etwas wie ein multikulturelles Mehr-Generationen-Projekt, sagen sie. Weil viele Musiker dazu gehörten, sei einer der beiden Gemeinschaftsräume als Proberaum geplant, der andere als Sport- oder Werkstätte, „sobald Corona das wieder zulässt“. Die gute Nachbarschaft werde im Quartier aber trotz der Pandemie gepflegt.

Trotz Pandemie: Kontakte über den Gartenzaun hinweg

Schließlich könne man auch nette Kontakte über den Gartenzaun hinweg haben. Das BVE-Quartier ist bislang das einzige, das fertiggestellt wurde. In der Nachbarschaft haben im Spätsommer die Arbeiten auf den Baufeldern 2b (SAGA Unternehmensgruppe) und 2c (Frank Heimbau) sowie die Herrichtung der Kleingartenanlage begonnen. Die weiteren Baufelder sind anhandgegeben und werden veräußert, sobald die Baugenehmigungen vorliegen.

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Die zwei SAGA-Gebäude mit insgesamt 170 öffentlich geförderten Wohnungen sollen im dritten Quartal 2022 fertig werden. Alle 1,5- bis Vier-Zimmer-Wohnungen sind barrierearm geplant, 50 Wohnungen sogar barrierefrei. 17 Wohneinheiten sollen das Projekt „Wohnungen für Menschen aus öffentlicher Unterbringung“ zur Verfügung stehen. In zwei Tiefgaragen werden insgesamt 70 Stellplätze gebaut, davon zehn Stellplätze für Elektro-Fahrzeuge. Die Vermietung hat noch nicht begonnen, Interessierte können ihr Wohnungsgesuch jedoch unter www.saga.hamburg aufgeben.

Eigentums- und Mietwohnungen geplant

Bis Anfang 2023 errichtet das Unternehmen Frank das Quartier „Helling“: In vier L-förmigen Gebäuden mit roten Klinkerfassaden und Innenhöfen sind 75 Eigentums- und 74 Mietwohnungen geplant. Die Tiefgarage wird einen Fahrradabstellraum erhalten und 43 Autostellplätze, von denen die Hälfte auf E-Lademöglichkeiten nachgerüstet werden kann.

Die Eigentumswohnungen haben Flächen zwischen 52 und 103 Quadratmetern und kosten ab 7200 Euro pro Quadratmeter; aktuell sind bereits mehr als 30 Prozent verkauft und weitere 20 Prozent fest reserviert. Unter den Mietwohnungen sind 14 für Senioren vorgesehen, außerdem soll es zwei Wohnungen geben, die Bewohner für Gäste mieten können, sowie eine Tagesmutterwohnung.

Hamburger können ab 2022 die neuen Wohnungen mieten

Die Vermietung beginnt ab 2022, die Höhe der Mieten steht noch nicht fest. „Helling“ bietet seinen Bewohnern außerdem einen Gemeinschaftsraum und eine Photovoltaikanlage auf den Dächern. Eine Besonderheit: Die Wärme für Heizung und Warmwasser stammt in allen Haushalten aus dem Siel in der Dieselstraße, in dem Abwasserwärmetauscher installiert sind.

Die Abwassertemperatur liegt je nach Jahreszeit zwischen 12 und 20 Grad. Wenn das Abwasser über die Wärmetauscher fließt, wird ihm Wärme entzogen, die in die Haushalte geleitet wird.

Lesen Sie im nächsten Teil: Neugraben-Fischbek