Hamburg. Der Corona-Impfstoff ist ein begehrtes Gut. Die Polizei und zwei private Wachdienste haben in den Messehallen viel zu tun.

Diebstahl, Vandalismus, mögliche Anschläge von Impfgegnern: Bei der Planung des Hamburger Impfzentrums mussten mehrere Aspekte bedacht und umfassende Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden – sowohl baulich als auch organisatorisch und technisch.

Zum einen gehe die Polizei davon aus, dass der Impfstoff ein begehrtes Gut ist, wie Betreiber Walter Plassmann von der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVH) erklärt. Diese Annahme hat sich in Hamburg bereits bestätigt: Um seine kranke Frau vor einer Corona-Infektion zu schützen, hatte beispielsweise im Januar ein Arzt eine Spritze mit Impfstoff gestohlen.

Sorge vor Impfgegnern in den Hamburger Messehallen

„Zum anderen gibt es Bedenken in Bezug auf Vandalismus und Angriffe von Impfgegnern. Da gab es bislang aber noch nicht einmal ansatzweise Probleme“, sagt Plassmann. In anderen Bundesländern kam es schon zu Beschädigungen in einem Impfzentrum, auch Hinweisschilder wurden beschmiert. In Hamburg hatten Corona-Leugner kürzlich mit Plakaten zu Gewalt aufgerufen: In Barmbek-Nord wurde eine Anleitung zur Sprengung des Impfzentrums in den Messehallen angebracht.

Wie das Abendblatt berichtete, werden in den Messehallen Tag für Tag etwa zehn „Impf-Einschleicher“ ertappt – Menschen, die sich impfen lassen wollen, obwohl sie nicht dazu berechtigt sind. In diesem Zusammenhang gab es im Februar den ersten Einsatz für den Sicherheitsdienst, so KVH-Chef Plassmann: „Wir haben den Sicherheitsdienst und die Polizei in der Woche vom 8. Fe­bruar das erste Mal rufen müssen, als eine Person, die sich eine Impfberechtigung erschlichen hatte, anfing zu randalieren. Freuen tut es keinen, aber in der Regel gehen die Personen wieder. In diesem Fall wollte jemand nicht gehen.“

Impfzentrum mit mehrstufiger Sicherheitsstruktur

Das Impfzentrum gehört zur höchsten Gefährdungsstufe. Daher sind alle Prozesse mit dem Landeskriminalamt abzustimmen, wie Plassmann sagt: „Schon in der allerersten Sitzung, die wir hier im Impfzentrum hatten, war zu unserer Überraschung unangemeldet ein Beamter vom Landeskriminalamt dabei.“

Vorgegeben ist etwa eine mehrstufige Sicherheitsstruktur: Um das Impfzentrum fährt die Polizei regelmäßig Streife. Hinzu kommt ein Sicherheitsdienst, den die Messe stellt. Dieser kümmert sich um den äußeren Bereich des Impfzentrums. Am Eingangsbereich kommt ein weiterer Sicherheitsdienst hinzu, der von der Behörde beauftragt ist und sich um Störungen im Haus, Objektschutz und die Einweisung der Impflinge kümmert.

Um den Impfstoff zu schützen, werde immer nur so viel angeliefert, wie angesichts der Terminlage erforderlich ist, sagt der Sprecher der Sozialbehörde Martin Helfrich. „Und dieser wird gegen alle Arten von Gefährdungen geschützt. Einen mehrfach speziell gesicherten Bereich innerhalb des Impfzentrums verlassen daher immer nur so viele Spritzen, wie unmittelbar benötigt werden“, sagt Helfrich.

Jeder Mitarbeiter trägt einen Transponder bei sich

Auch beim Thema Cyberkriminalität sei das Impfzentrum gut aufgestellt, sagt Plassmann. Um ins Gebäude zu kommen, trägt jeder Mitarbeiter des Impfzentrums einen eigenen Transponder bei sich. Das Sicherheitssystem für den Einlass wurde über die Ramp106 GmbH der „Online Marketing Rockstars“ zur Verfügung gestellt, die sich im Impfzen­trum um Organisation und Logistik kümmert.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Das System orientiert sich an Sicherheits- und Zugangsmaßnahmen für große Veranstaltungen. In einer Versammlungsstätte kann damit etwa überprüft werden, wie viele Menschen für die Räumlichkeit zugelassen sind und dass diese Zahl nicht überschritten wird. In einer Halle, die nach Feuerschutzbestimmungen auf 500 Besucherinnen und Besucher ausgelegt ist, würde also der 501. nicht mehr hineingelassen werden.

Beim Impfzentrum kommt eine Besonderheit hinzu: Das System zeigt beim Einlass an, ob ein Corona-Test aktuell ist. Alle vier Tage müssen die Beschäftigten sich testen lassen, am fünften Tag kann man die Hallen ohne aktuelles Testergebnis nicht mehr betreten. Auch in Gefahrensituationen kann das System unterstützen: Müssten die Messehallen geräumt werden, könnte man über das System einsehen, wer alles im Haus ist.