Hamburg. Theresa Hallermann, Melanie Dreysee und Anna Hesse starten Rainbow World – mit Themen über Sexualität, Gendern und Anderssein.

Im Gegensatz zu dem Wetterphänomen Regenbogen, bei dem die Farben langsam verblassen, um gänzlich zu verschwinden, wurde in den Köpfen von drei Hamburgerinnen der Regenbogen immer deutlicher. Dazu die Vorstellung davon, was sie mit ihrer Rainbow World ausdrücken wollen: Auf der neuen Website www.rainbowworld.de bündeln sie kunterbunt Themen, die weit über das hinausgehen, für das der Regenbogen allgemeinhin steht: Homosexualität und Akzeptanz. „Wir haben ein Portal für alle geschaffen, die Lust auf Vielfalt haben“, sagt Anna Hesse.

Sie, Theresa Hallermann und Melanie Dreysee sind die drei hinter dem Regenbogen. Die Initiatorinnen, die sich schon viele Jahre lang kennen: Hesse und Hallermann sind Geschäftsfreundinnen, Dreysee ist nicht nur Fotografin, sondern seit zwei Dekaden mit Hallermann zusammen, verheiratet seit drei Jahren. Viele Monate haben sie getüftelt, Themen gesammelt, mit Freundinnen gebrainstormt. Herausgekommen ist die Rainbow World.

Da gibt es nun also frei zugänglich Geschichten über Antirassismus zu lesen, Beiträge zu Diversity- oder Gender-Debatten, Gedanken zum Umweltschutz, zu Inklusion, LGBTQ oder dem Sinn des Lebens. „Wir wollen nicht den belehrenden Zeigefinger heben, sondern mit Leichtigkeit Einblicke in verschiedene Lebensmodelle geben“, sagt Hallermann.

Rainbow World: Portal für Vielfalt

So hat die Hamburgerin, die zusammen mit Hesse im Hauptberuf eine PR-Agentur führt, ihren transsexuellen Bekannten Till in den bald erscheinenden ersten Podcast der Rainbow World eingeladen und befragt ihn darin offen und gleichwohl bedacht über seinen Weg. Über Penisprothesen. Über schwere Entscheidungen. Über Reaktionen. Andere Geschichten erzählen von rassistischen Übergriffen in der U-Bahn, die für einige Hamburger alltäglich sind. Oder über die Arbeit eines Sexualbegleiters in Pflegeheimen.

Oder über einen Mann, der Ku-Klux-Klan-Chefs bekehrte. Oder schlicht über einen mitreißenden jungen Musiker oder eine erbauende Alltagsbegegnung. Der Wunsch nach mehr Freundlichkeit im Straßenverkehr findet in Form eines kleinen Textes ebenso auf der Seite statt wie politische Einschätzungen. „Unterstützung bekommen wir aus unserem tollen Netzwerk aus Menschen, die mitdenken, Content beisteuern und uns beraten“, sagt Melanie Dreysse. Das Einzige, was bislang noch fehlt, ist mehr Budget.

Denn: Es solle nicht bei einer Website bleiben, die Rainbow World sei als Bewegung gedacht, als Marke, unter deren Dach zum Beispiel auch Veranstaltungen wie Kultur- und Netzwerk-Events oder Diversity-Konferenzen stattfinden könnten. Jedoch, prominente Botschafterinnen und Botschafter haben die drei bereits, darunter Cornelia Poletto. „Chancengleichheit in der Spitzengastronomie ist leider eine Utopie“, nennt die Gastronomin als Beweggrund mitzumachen. „Dass ich noch immer regelmäßig in Interviews danach gefragt werde, wie ich mich als Köchin in einer männerbesetzten Domäne behaupte, zeigt das ganz deutlich.“

Themen reichen von Familie, Umweltschutz bis Gendern

Fernseh-Ikone Dagmar Berghoff spricht nicht nur einen Teil des Textes zum Imagefilm, sie sagt weiter: „Freiheit und Gerechtigkeit waren mir schon immer große Anliegen. Beides fußt auf Toleranz und Respekt – Dinge, die die Rainbow World in den Fokus stellt.“ Grundfeste der Seite, für die die drei Gründerinnen stehen, nach denen sie leben. „In einer so weltoffenen und vielfältigen Stadt wie Hamburg ist es auch einfach nicht okay, in der eigenen Blase zu bleiben und sich da nicht herauszubewegen, es ist eine Pflicht, über den Tellerrand hinauszuschauen“, meint Hesse.

Mittlerweile gebe es im Umfeld eines jeden Berührungspunkte mit Themen der Rainbow World, ob durch Pflegebedürftigkeit, Sexualität, Naturkatastrophen, Umweltschutz­themen, Gender-Gedanken oder Familienstand.

Seite will neugierig auf andere Lebensformen machen

Die Seite möchte ihre User aus der persönlichen Komfortzone heraus­locken, neugierig auf andere Lebensformen machen, animieren, sich Gedanken zu machen. Den Kopf auf die Reise zu schicken. „Es ist so erfüllend, sich mit all diesen Themen auseinanderzusetzen“, sagt Hesse, die als ein Ergebnis die Kinderbüchersammlung ihres kleinen Sohnes mit diversen Kinderbüchern, die vielfältige und progressive Rollenbilder vermitteln, aufstockte. Ähnlich empfindet es Hallermann, die sich entschlossen hat, ihre Mitmenschen öfter spontan mit Komplimenten zu bedenken.

Oder Dreysse, die heute offen davon berichtet, wie sie sich nach langen Beziehungen zu Männern vor 20 Jahren in ihre jetzige Frau verliebte. „Eigentlich habe ich mich in den Menschen verliebt“, sagt sie. Und vielleicht ist es diese unvoreingenommene Haltung, die sich auf der Rainbow World spiegelt. Seit einigen Tagen kann nun jeder online diese Geschichten lesen, der sich für seine Umwelt interessiert. Und die eigene Regenbogenwelt erkunden.