Hamburg. Der Hamburger Hauptbahnhof ist deutschlandweit besonders von Gewaltkriminalität betroffen. So hält die Bundespolizei dagegen.
Die Bundespolizei geht mit einer Waffenverbotszone gegen die hohe Zahl von Gewaltdelikten im Hauptbahnhof Hamburg vor: Gerade in den Abend- und Nachtstunden gibt es vermehrt Straftaten mit Waffen, speziell mit Messern.
Künftig dürfen von Freitagabend, 19 Uhr, bis Sonnabendfrüh um 2 Uhr sowie von Sonnabendabend um 18 Uhr bis Sonntagfrüh um 2 Uhr keinerlei Waffen im Hauptbahnhof mitgeführt werden. Das gilt für gefährliche Werkzeuge, Schusswaffen, Schreckschusswaffen, Hieb-, Stoß- und Stichwaffen sowie Messer aller Art.
Hamburg Hauptbahnhof: Bowie-Messer in Waffenverbotszone sichergestellt
Schon bei der ersten Kontrolle der neu eingerichteten Waffenverbotszone am Freitagabend stellte die Bundespolizei unter anderem ein verbotenes Bowie-Messer sicher, insgesamt seien sechs Verstöße gegen das Waffengesetz und ein knappes Dutzend Drogendelikte festgestellt worden. Auch am Sonnabend wurden zwei Dutzend gefährliche Gegenstände, darunter sechs verbotene Waffen, sichergestellt, zusätzlich wurden 23 weitere Drogendelikte festgestellt.
Besonders in den Abendstunden der Wochenenden sei eine steigende Zahl von jüngeren Menschen zwischen 15 und 45 Jahre zu beobachten, die den Bahnhof als Treffpunkt nutzten, um dort zu verweilen oder in andere Vergnügungsviertel der Hansestadt weiterzufahren, begründet die Bundespolizei das Verbot.
Am späten Abend oder in der Nacht kehrten dann „teilweise stark alkoholisierte Personen wieder den Hauptbahnhof“ zurück. In dieser Zeit bestehe die konkrete Gefahr, dass die alkoholisierten Bummler bestohlen oder beraubt würden oder sich Konfrontationen entwickelten, die dann in körperlichen Auseinandersetzungen endeten. Betroffen seien hiervon seltener Reisende und Pendler, sondern eben „insbesondere alkoholisierte und erlebnisorientierte Personen, sowie in der Folge auch Bahnpersonal und Mitarbeitende der Bundespolizei“.
Hamburg Hauptbahnhof: Anstieg der gefährlichen Körperverletzungen
„Die Gewaltkriminalität am Hamburger Hauptbahnhof ist definitiv zu hoch“, sagt Jörg Ristow, Sprecher der Bundespolizeidirektion Hannover, die auch für Hamburg zuständig ist. „Die Zahl der gefährlichen Körperverletzungen und Widerstandshandlungen ist gestiegen.“ Die Polizisten haben dabei die Erfahrung gemacht, dass die Aggressionsschwelle sinkt und Gewaltstraftaten signifikant ansteigen – gerade wenn Alkohol im Spiel ist. So bestimmten Körperverletzungsdelikte mit dem Einsatz von Waffen, besonders von Messern, die Lage.
Es bestehe eben auch trotzdem „die unmittelbare Gefahr, dass unbeteiligte Reisende, das Zugbegleitpersonal und Dritte erhebliche Verletzungen erleiden könnten“. So entwickelten sich im Bahnhof selbst und auf Reisewegen in Zügen häufig banale Streitigkeiten zu Auseinandersetzungen – und wenn Messer oder andere Waffen im Spiel seien, könnten diese leicht eingesetzt werden, so dass die Situation eskaliere. „Auch Unbeteiligte können davon betroffen sein“, so die Bundespolizei.
Waffenverbot gilt im gesamten Gebäude des Hauptbahnhofs
Mit der Einrichtung der Waffenverbotszone und deren Kontrolle will die Bundespolizei nun die klare Botschaft vermitteln, dass Waffen aller Art im Bahnverkehr nicht mitgeführt werden sollten. Wenn die Beamten Passanten kontrollieren dürften, könne so darüber hinaus das Dunkelfeld erhellt werden.
Das Waffenverbot gilt im gesamten Gebäude des Hauptbahnhofs mit Ausnahme der Mönckeberg Passage. Wer dagegen verstößt, muss mit einem Platzverweis, einem Hausverbot im Bahnhof oder auch einem künftigen Beförderungsausschluss rechnen. Ein Zwangsgeld kann bei uneinsichtigen Personen ebenfalls verhängt werden – dieses unabhängig von einem möglichen Strafverfahren.
Hamburger Hauptbahnhof besonders von Gewaltkriminalität betroffen
Bei einer vergleichbaren Aktion am Hauptbahnhof von Hannover, wo am vergangenen Wochenende eine Waffenverbotszone eingerichtet worden war, wurden 49 Verstöße registriert. Bei den Kontrollen wurden 29 Messer gefunden, zwölf von ihnen waren nach dem Waffengesetz sogar gänzlich verboten. Bei einem Erfolg könnte das befristete Waffenverbot in Hamburg gegebenenfalls wiederholt werden, so Ritzow.
Der Hamburger Hauptbahnhof ist mit rund 550.000 Reisenden pro Tag einer der meistfrequentierten Fernbahnhöfe in Deutschland und besonders von Gewaltkriminalität betroffen. Die Zahl der Gewaltdelikte in allen Hamburger Bahnhöfen lag in den Jahren 2019 und 2020 jeweils bei rund 1800, berichtet der Sprecher der Bundespolizeidirektion. Zahlen von 2020 seien noch nicht öffentlich.