Hamburg. Viele kommen zum Impfen, um nicht für 3G bei der Arbeit täglich einen Test zu brauchen. Doch immer wieder werden Leute abgewiesen.

Viele haben Bücher in der Hand oder Kopfhörer im Ohr, eine Frau hockt mit ihrem Laptop auf den Knien, und ein Mann hat sicherheitshalber vier Croissants als Proviant dabei: Es gibt viele Möglichkeiten, sich die langen Wartezeiten bis zum Piks zu verkürzen. Im Impf-Center der Hamburger Meile kann man sich immunisieren lassen – ohne Termin. Dafür nehmen viele Impfwillige das lange Anstehen in Kauf.

So wie Michel: Der 38-Jährige ist warm eingepackt in Winterjacke und Mütze. Seit anderthalb Stunden steht er bereits in der Kälte an, dennoch wirkt er sehr entspannt. Heute bekommt er seine erste Impfung – vorher hat er nicht die Notwendigkeit dazu gesehen: „Ich habe mich vor einem Jahr mit Corona infiziert – der Krankheitsverlauf war milde, ich hatte keine großen Beschwerden. Daher habe ich mich mit dem Thema nicht mehr wirklich auseinandergesetzt.“

Corona Hamburg: Testpflicht lässt Impfandrang steigen

Ausschlaggebend jetzt ist für ihn die 3G-Regel an seinem Arbeitsplatz in der Logistik-Branche. Jeden Tag einen Test machen zu müssen, findet er zu nervig – und deswegen freut er sich nun über die unkomplizierte Möglichkeit, sich hier ohne Termin impfen zu lassen. „Dass der Ansturm so groß ist, habe ich erwartet. Das ist kein Problem für mich.“

Auch für Fakolou war die 3G-Regel am Arbeitsplatz entscheidend dafür, sich jetzt impfen zu lassen. Der 27-Jährige hat Angst, möchte nicht, „dass ein Fremdkörper“ in seinen Körper kommt. Fakolou hat viele negative Dinge über die Impfung im Internet gelesen, doch er arbeitet in der Pflege, und deswegen wird eine Impfung für ihn verpflichtend. „Ja, ich habe immer noch Angst – aber keine andere Wahl.“

Hamburger Seniorin wird abgewiesen

Edith steht in der Schlange für ihre dritte Impfung. Die 70-Jährige will sich boostern lassen, damit sie ihren schwerkranken Mann auf Lanzarote besuchen kann – doch nach anderthalb Stunden Anstehen wird sie abgewiesen. Ihre Zweitimpfung ist noch nicht ganz sechs Monate her. „Alle Welt ruft zum impfen auf – und jetzt wird mir hier gesagt dass ich mich nicht impfen lassen kann. Da verliert an doch den Glauben in unsere Behörden und die Politik – ich bin einfach ratlos.“ Edith erhält empörte Zustimmung von den anderen Wartenden – und einige, bei denen die letzte Impfung auch noch nicht komplett sechs Monate her ist, treten den Heimweg an.

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Lisa dagegen ist glücklich über das Impf-Angebot: „Auch wenn ich hier lange anstehen muss, ist das für mich gerade die schnellste Möglichkeit, an eine Impfung zu kommen. Deswegen macht mir das Warten nichts aus.“ Sie erhält ihre dritte Impfung, die letzte ist bei ihr mehr als sechs Monate her. Steigende Infektionszahlen und die neue Virus-Variante machen ihr Sorgen. Aber sie bleibt zuversichtlich, dass wir einigermaßen gut über den Winter kommen: „Ich glaube es wird nicht so schlimm wie letztes Jahr, weil wir eine hohe Impfquote in Hamburg haben.“

Impfzentrum im EKZ Hamburger Meile: Heute und morgen 12 bis 18 Uhr. Ab 9. Dezember donnerstags, freitags und sonnabends 12 bis 18 Uhr.