Hamburg. 36-Jähriger hatte Autofahrer, Radfahrer und Polizisten bedroht. Dabei rief er “Allahu Akbar“. Ein Polizist erschoss ihn.
Der Mann rief "Allahu Akbar" (Gott ist groß), bedrohte mehrere Autofahrer und Radfahrer mit einem Messer und griff Polizisten an: Am Freitagnachmittag haben Polizeibeamte im Bereich Hebebrandstraße/Sengelmannstraße in Hamburg-Winterhude diesen bewaffneten Mann durch Schüsse gestoppt und getötet.
Zunächst war über den Getöteten wenig bekannt. Inzwischen wissen die ermittelnde Mordkommission sowie der Staatsschutz des Hamburger Landeskriminalamtes, dass es sich um einen 36 Jahre alten Libanesen handelt. Er lebte zuletzt in der Flüchtlingsunterkunft am Tessenowweg (Winterhude) - nahe dem Tatort.
LKA durchsucht Zimmer des erschossenen Libanesen
Die Beamten des LKA durchsuchten noch am Freitagabend das Zimmer des Mannes, entdeckten zunächst nichts, was auf seine Motivation für die Angriffe auf Autofahrer, Radler und Polizisten schließen ließ.
Der 36-Jährige war der Polizei aus der Vergangenheit bereits wegen Körperverletzung und Widerstands bekannt - dem Staatsschutz lagen bislang offenbar keine Hinweise auf eine islamistische Gesinnung vor.
Ermittler finden Medikamente im Zimmer des Erschossenen
Allerdings stellten die Ermittler bei der Durchsuchung Medikamente sicher, die nahe legen, dass der Erschossene HIV-positiv war. Das hatte für mehrere der Beamten, die am Einsatz auf der Hebebrandstraße beteiligt waren zur Folge, dass sie sich in ärztliche Behandlung begeben mussten.
Der 36-Jährige hatte durch die Schussverletzungen viel Blut verloren, mit dem vor allem die Ersthelfer aber auch Polizisten in Kontakt gekommen waren - so hatte etwa auch eine zufällig vorbeifahrende Ärztin sofort Erste Hilfe geleistet.
Angreifer durch Polizeischüsse in Winterhude getötet
Gegen 16 Uhr hatte der 36-Jährige am Freitag an der Hebebrandstraße plötzlich mit einem Messer Rad- und Autofahrer bedroht, Autos beschädigt und dabei 'Allahu Akbar' gerufen. Ein Radfahrer rief daraufhin die Polizei. Die eintreffenden Beamten versuchten zunächst, den 36-Jährigen mit Pfefferspray zu stoppen. Das zeigte aber offenbar keine Wirkung.
Zufällig waren auch Beamte eines Spezialeinsatzkommandos (SEK) wegen eines anderen Einsatzes in der Nähe. Sie versuchten, den Mann mit einem Taser, einer Elektroschockpistole, außer Gefecht zu setzen. Nach aktuellem Stand der Ermittlungen sei der Mann aber dennoch anschließend mit seinem Messer auf die Beamten zugelaufen. Daraufhin schoss einer der Beamten und traf den Libanesen mehrfach.
"Die Kollegen mussten dann von ihrer Schusswaffe Gebrauch machen", sagte Polizeisprecherin Sandra Levgrün. Ein alarmierter Notarzt versuchte noch, den Angeschossenen zu reanimieren, jedoch vergeblich. "Kurze Zeit später ist der Mann im Rettungswagen gestorben", so Levgrün.
22-jähriger Polizist wollte offenbar Kollegen schützen
Geschossen hatte nach Abendblatt-Informationen ein 22 Jahre alter Polizist, der in dem Moment nicht selbst angegriffen wurde, sondern offenbar einen Kollegen schützen wollte. Er wurde zunächst aus dem Dienst genommen und betreut. Später wurde er von seiner Lebensgefährtin von der Wache abgeholt. Nach dem bisher bekannten Ablauf wird von einem Fall der Nothilfe ausgegangen.
Mordkommission und Staatsschutz ermitteln
"Wegen des polizeilichen Schusswaffengebrauchs ermittelt wie in solchen Fällen üblich auch das Dezernat Interne Ermittlungen", teilte die Polizei mit. Die Mordkommission übernahm, auch das ist Standard, die Tatortarbeit, die von Experten der Kriminaltechnik unterstützt wurde. Unter anderem wurde der Tatort mit einem 3D-Scanner vermessen.