Hamburg. Viele Hamburger wollen das schöne Wetter nutzen. Doch auf den Straßen ist Geduld gefragt. Und auch die Züge sind gut gefüllt.
Viel Sonne und drei freie Tage am Stück: Das lange Pfingstwochenende eignet sich perfekt für einen Kurztrip – zum Beispiel an die Ostsee oder Nordsee. Doch die Menschen in Hamburg und ganz Norddeutschland müssen Geduld mitbringen, wenn sie sich auf den Weg machen. Im Nahverkehr des Nordens könnte es wenige Tage nach Einführung des 9-Euro-Tickets voll werden. In den Urlaubsorten werden viele Gäste erwartet. Der ADAC rechnet zudem mit Staus im Großraum Hamburg und auf den Strecken an die Küsten.
Regionalzüge im Norden überfüllt – „Mitfahrt nicht garantiert“
Der beginnende Pfingstreiseverkehr hat in Niedersachsen und Bremen für überfüllte Regionalzüge gesorgt. Am Freitagnachmittag meldete die Deutsche Bahn für mehrere Züge auf Twitter eine außergewöhnlich hohe Auslastung. „Mitfahrt kann nicht garantiert werden. Fahrradmitnahme nicht möglich“, hieß es. Betroffen waren vor allem Züge zwischen Hannover und der Nordseeküste.
Aber auch ein Zug von Bremerhaven nach Osnabrück habe in Bremen wegen Überfüllung eine längere Pause einlegen müssen, sagte ein Bahnsprecher. Schaffner und Bundespolizisten seien von Waggon zu Waggon gegangen, um Passagiere zum Umsteigen auf andere Züge zu überreden. Der Sprecher äußerte sich nicht zur Frage, ob der Ansturm auf das neue 9-Euro-Ticket zurückzuführen sei. Er riet Fahrgästen, sich über die Auslastung der geplanten Verbindung zu informieren und notfalls auf Alternativen auszuweichen.
Pfingsten: Schon Freitagnachmittag lange Staus im Norden
Bereits am Freitagnachmittag ging es auf den Autobahnen in Hamburg und Schleswig-Holstein zum Teil nur mühsam voran. Auf der A1 stockte der Verkehr Richtung Norden um 16.30 Uhr zwischen den Anschlussstellen Hittfeld und Stapelfeld auf 35 Kilometern Länge, in der Gegenrichtung zwischen Billstedt und Maschener Kreuz auf 15 Kilometern. Auf der A7 Richtung Norden standen die Autos zwischen Fleestedt und dem Elbtunnel auf einer Länge von 15 Kilometern, in der Gegenrichtung zwischen Schnelsen und dem Elbtunnel auf neun Kilometern.
Weiter im Norden stockte es zwischen Warder und Rendsburg auf zehn Kilometern. Auf der A21 kam es zwischen Bad Oldesloe und Bad Segeberg zu etwa sieben Kilometern stockendem Verkehr.
Voraussichtlich werden laut ADAC Autofahrer aus fast allen Bundesländern unterwegs sein. In Niedersachsen und Bremen ist nach Pfingstmontag auch der Dienstag schulfrei.
Verkehr Hamburg: ADAC warnt vor Staus von und zur Küste
„Die Reiselust der Deutschen dürfte in diesem Jahr wieder so hoch sein wie vor Corona“, teilte der ADAC bereits im Vorwege mit.
Vor allem auf den Fernstraßen von und zur Küste erwartet der ADAC viel Verkehr. Auch auf den Autobahnen 1, 2 und 7 werde es voll. Insbesondere rund um Hamburg und Hannover sowie zwischen Bremen, Hamburg und weiter bis zur Ostsee müssten Autofahrer vermutlich Geduld mitbringen.
Pfingsten: 9-Euro-Ticket – Ziele wie Sylt "gut überlegen"
Bahn- und Busunternehmen hatten angekündigt, die Kapazitäten zu erhöhen. Der Verkehrsverbund Nah.SH rechnet am Pfingstwochenende mit volleren Zügen auf der Marschbahnstrecke von Hamburg nach Sylt. Die Nordbahn etwa lässt zwischen Büsum und Heide (Kreis Dithmarschen) sowie zwischen Neumünster und Bad Oldesloe (Kreis Stormarn) an Wochenenden und Feiertagen zusätzlich zu den Zügen Busse fahren. Das Unternehmen will außerdem zwischen Hamburg und Itzehoe mit verlängerten Zügen fahren.
Der Fahrgastverband Pro Bahn rechnet mit bis zu 25 Prozent mehr Fahrgästen im Zeitraum bis Ende August, in dem das 9-Euro-Ticket gilt. Karl-Peter Naumann von Pro Bahn erwartet, dass die zusätzlich bereitgestellten Kapazitäten auf den stark nachgefragten Bahnstrecken nicht ausreichen werden. „Daher empfehlen wir den Fahrgästen, sich insbesondere im Freizeitverkehr gut zu überlegen, ob sie wirklich zu den Zielen fahren möchten, die touristisch bereits stark frequentiert sind, wie zum Beispiel die Insel Sylt und die Lübecker Bucht.“
9-Euro-Ticket in Hamburg: Alle Fragen und Antworten
- Wo kann ich das 9-Euro-Ticket kaufen? Die Tickets sind über die Apps, Fahrkartenschalter, Kundenzentren und andere Verkaufsstellen der Deutschen Bahn erhältlich. In Hamburg ist die Fahrkarte über die HVV-App, den HVV-Onlineshop, die Servicestellen, die HVV-Switch-App, an den Fahrkartenautomaten und in allen Bussen zu bekommen. Außerdem gibt es vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) auch eine eigene „9-Euro-Ticket“-App, die auf den gängigen Plattformen runtergeladen werden kann.
- Für welchen Zeitraum gilt das Ticket? Die Tickets gelten jeweils für Juni, Juli und August – und zwar für den Kalendermonat. Nicht möglich sind Tickets für gleitende 4-Wochen-Zeiträume, also zum Beispiel von Mitte Juli bis Mitte August.
- Wie weit kommen Hamburger mit dem 9-Euro-Ticket in Deutschland? In unserer interaktiven Karte finden Sie Ziele, die ab Hamburg mit Regionalzügen zu erreichen sind – direkt oder mit höchstens dreimal Umsteigen.
- Welche Verkehrsmittel kann man mit dem Ticket nutzen? Prinzipiell gilt das 9-Euro-Ticket bundesweit in allen Bussen, Straßenbahnen, U-Bahnen, S-Bahnen und Zügen des Nah- und Regionalverkehrs – egal ob von der Deutschen Bahn oder anderen Anbietern. Nicht genutzt werden kann der Fernverkehr der Deutschen Bahn mit ICE, Intercity und Eurocity. Auch auf einigen Intercity-Abschnitten, auf denen Fahrgäste mit anderen Nahverkehrsfahrkarten sonst zusteigen dürfen, gilt das Ticket nicht. Diese Fernverkehrszüge werden in der Reiseauskunft neben der IC- mit einer Regionalzug-Kennzeichnung ausgewiesen. Dabei stehe der Hinweis „9-EUR-Ticket nicht gültig“. Nach Angaben der Deutschen Bahn laufen zu dem Thema regional noch Gespräche.
- Kann man das 9-Euro-Ticket mit ICE-Tickets kombinieren? Ja. Wie die Deutsche Bahn mitteilte, kann man damit im Regionalverkehr zu dem Bahnhof fahren, an dem man in einen Fernzug umsteigt. Für die Fahrt im Fernverkehr ist dann aber immer ein separates Ticket notwendig.
- Was ist mit Fahrrädern? Wer Fahrräder mitnehmen will, muss für diese trotz 9-Euro-Tickets meist ein paar Euro extra zahlen, zudem kann es passieren, dass die Züge so ge- oder gar überfüllt sind, dass ein Rad schlicht nicht mehr mitgenommen wird.
- Wird trotz der günstigen Tickets weiter kontrolliert? Ja, die Verkehrsunternehmen kontrollieren eigenen Angaben zufolge wie gewohnt weiter. Wer ohne Ticket angetroffen wird, zahlt nach wie vor ein sogenanntes erhöhtes Beförderungsgeld von meist 60 Euro.
- Warum ist das Ticket nicht gleich kostenlos? Diesen Vorschlag hat es aus den Ländern tatsächlich gegeben. Einfach auf Tickets (und die Kontrolle) zu verzichten, hätte den Aufwand deutlich gesenkt, so die Argumentation. Ein Grund dafür, dass nun doch etwas Geld verlangt wird: Die Nutzung lässt sich auf diese Weise besser analysieren. Wer nutzt auf welchen Strecken Busse und Bahnen, wenn es deutlich günstiger ist – das ist für die Verkehrsbetriebe eine spannende Frage.
- Werden zusätzliche Züge eingesetzt? Viele Verkehrsunternehmen haben für die drei Monate Verstärkerzüge angekündigt. Die Deutsche Bahn etwa will 50 zusätzliche Züge einsetzen und das Personal verstärken. Mit den Fahrzeugen könnten 250 zusätzliche Fahrten angeboten werden, hieß es. Sie sollen vor allem entlang der Touristenstrecken in Richtung Nord- und Ostsee sowie im Süden eingesetzt werden. Doch angesichts von durchschnittlich rund 22.000 Regionalbahnfahrten jeden Tag sind Fachleute skeptisch, ob das reicht.
- Welche Ausflüge gibt es in Hamburg und Umgebung? Das finden Sie im neuen Magazin „Ausflüge“ vom Hamburger Abendblatt. Es ist erhältlich in der Abendblatt-Geschäftsstelle am Großen Burstah 18–32 gleich hinter dem Rathaus, auf abendblatt.de/shop und im Buch- und Zeitschriftenhandel.
- Fahrpläne ab Hamburg unter www.bahn.de, www.der-metronom.de, www.nordbahn.de, www.hvv.de, www.nah.sh, regional.bahn.de/regionen/meckpomm/fahrplan
Pfingsten: Viel Sonne und bis 26 Grad in Hamburg
Nach Angaben der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein ist die Buchungslage für das lange Pfingstwochenende gut bis sehr gut. Einige freie Kapazitäten seien jedoch meist vorhanden, teilte Geschäftsführerin Bettina Bunge mit. Die Auslastung sei teilweise besser als im Vorjahr und in einigen Regionen sogar besser als im Vor-Corona-Jahr 2019.
Tagesgästen rät Bunge, in diesem Jahr flexibel zu sein und bewusst einmal woanders hinzufahren. Man könnte zum Beispiel die Regionen zwischen den Küsten ansteuern, durch einen Naturpark wandern, am Seeufer spazieren oder eine Bootsfahrt auf einem Seen unternehmen.
Für Sonnabend erwartet der Deutsche Wetterdienst (DWD) trockenes Wetter mit Sonne und Wolken bei maximal 16 Grad auf Sylt und 22 Grad in Hamburg. Der Sonntag soll der beste Tag des Pfingstwochenendes werden. Die Temperaturen steigen der Vorhersage zufolge auf Werte um 19 Grad auf den Inseln und erreichen zwischen 22 Grad in Flensburg und bis zu 26 Grad in Hamburg. In der Nacht zum Montag kommt nach Angaben des DWD Regen auf.
Verkehr über Pfingsten – stark belastete Strecken im Norden:
- Großraum Hamburg
- Fernstraßen zur Nord- und Ostsee
- A1 Köln - Dortmund - Bremen - Lübeck
- A2 Dortmund - Hannover - Berlin
- A7 Hamburg - Flensburg
- A7 Hamburg - Hannover - Würzburg - Füssen/Reutte
- A19 Dreieck Wittstock/Dosse - Rostock